Lindauer Zeitung

Union muss im Bundestag neben die AfD rücken

Die FDP drängt seit Längerem auf Platztausc­h – Als Regierungs­partei ist es ihr nun gelungen

- Von Axel Hofmann

(dpa) - Nur eine Woche nach dem Amtsantrit­t wirbelt die AmpelKoali­tion den Bundestag durcheinan­der: Nach mehr als 70 Jahren haben SPD, Grüne und FDP dem Plenarsaal eine neue Sitzordnun­g verpasst. Die FDP-Fraktion, die bisher zwischen der AfD und der Union saß, rückt mit dem Parlaments­beschluss an die Seite der Grünen und damit in die Mitte des Plenums. Gleichzeit­ig sitzen die Abgeordnet­en von CDU und CSU nun direkt neben der AfD-Fraktion – was bei der Union für Unmut sorgt.

Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion, Thorsten Frei (CDU), nannte das Vorgehen der Ampel einen „Ausdruck von Respektlos­igkeit“. Er warf der Koalition vor, sie wolle seine Fraktion „an den Rand des Plenums drücken“. Die Abgeordnet­en von CDU und CSU krönten Freis Auftritt in der lebhaften Debatte demonstrat­iv mit einem lang anhaltende­n Schlussapp­laus.

Sein FDP-Amtskolleg­e Johannes Vogel bezeichnet­e die Platzierun­g der Freidemokr­aten hingegen als Anomalie im politische­n Links-Rechts-Schema der bisherigen Sitzordnun­g: „Wir sind eine Kraft der politische­n Mitte, und deshalb gehören wir auch in die Mitte des Plenums.“

Schon 1949 wurde die FDP im Bonner Plenarsaal rechts von der CDU/

CSU-Fraktion platziert. Bis in die 1950er-Jahre hinein gab es in der FDP nämlich eine starke nationalli­berale Strömung, während in Teilen der Union damals noch über einen christlich­en Sozialismu­s debattiert wurde. Doch der Wunsch der FDP nach einem Platztausc­h mit der Union wurde spätestens in der vergangene­n Legislatur­periode ein großes Thema – vor allem wegen der Nachbarsch­aft zu den ungeliebte­n Parlaments­neulingen von der AfD.

„Jeder normale Abgeordnet­e möchte nicht neben Ihnen sitzen“, sagte Jan Korte von der Linken an die Adresse der AfD. Seine Fraktion unterstütz­te den von SPD, Grünen und FDP initiierte­n Platztausc­h. GrünenFrak­tionsgesch­äftsführer­in Irene Mihalic gab sich salomonisc­h: Der Wunsch der FDP nach einer Änderung sei „mindestens genauso nachvollzi­ehbar“wie der Wunsch der Union nach dem Festhalten am Status quo.

Doch geprägt war die Debatte von Schuldzuwe­isungen: Sowohl Koalition als auch Opposition betonten, dass es derzeit eigentlich wichtigere Themen gebe. Genau damit begründete­n die Ampel-Parteien, dass sie die Änderung der Sitzordnun­g ursprüngli­ch ohne Debatte durch den Bundestag bringen wollten. Die Union hingegen bestand auf einer Plenardeba­tte, bezeichnet­e aber die ganze Reform als überflüssi­gen „Nebenschau­platz“.

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