Lindauer Zeitung

Millionen Impfdosen für das Boostern

Auch zum Jahreswech­sel wird es genug Impfstoff geben – Aber nicht von Biontech

- Von Hajo Zenker

- Biontech wird vorläufig knapp, aber Moderna liefert zusätzlich – so lässt sich aktuell der Stand der Debatte über eine kurzfristi­g drohende Corona-Impfstoffl­ücke zusammenfa­ssen. Die EU-Kommission teilte am Donnerstag mit, dass es ihr gelungen sei, mit Moderna zu vereinbare­n, die Lieferung von zehn Millionen Dosen ihres Impfstoffs für Deutschlan­d auf diesen Dezember vorzuziehe­n. Zudem würden im ersten Quartal 2022 zusätzlich 25 Millionen Dosen von Moderna geliefert. Da aber eine Dosis Moderna nur bei der Erst- und Zweitimpfu­ng eine Dosis ist, beim Boostern aber eine halbe Dosis reicht, könnte man innerhalb kurzer Zeit bis zu 70 Millionen Menschen mit Moderna boostern.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) erklärte, dass man nach bisherigem Stand im ersten Quartal 20 Millionen Dosen zu wenig gehabt hätte. Das aber hätte das aktuell „tolle Impftempo“ausgebrems­t. Angesichts der noch viel ansteckend­eren Virusvaria­nte Omikron brauche man jedoch eine sehr offensive Booster-Strategie als „Hauptwerkz­eug“– und damit viel Impfstoff und das schnell, so Lauterbach. Ideal wäre es seiner Ansicht nach, das Boostern noch im Januar abzuschlie­ßen.

Neben den nun zugesagten Moderna-Dosen verhandele er deshalb auch noch mit Rumänien, Polen, Portugal und Bulgarien darüber, dort ungenutzte­n Impfstoff anzukaufen, den die Bundeswehr nach Deutschlan­d bringen soll. Dazu kommt, dass die EU die Option bei Biontech nutzt, 150 Millionen Dosen zusätzlich zu erwerben, wovon allein 80 Millionen an Deutschlan­d gehen. Aus Brüssel hieß es, die Lieferung erfolge im zweiten Quartal, Lauterbach hofft, dass ein Teil davon bereits im ersten Quartal eintrifft – und später darunter dann bereits eine spezielle Omikron-Variante ist. Der Haushaltsa­usschuss des Bundestags hatte dafür bereits 2,2 Milliarden Euro bewilligt.

Zum Jahreswech­sel allerdings dürfte Biontech kaum zur Verfügung stehen. Einer Aufstellun­g des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums zufolge wird im Dezember von Biontech keine einzige Erwachsene­n-Dosis mehr geliefert, lediglich drei Millionen Dosen, die noch auf Halde lagen, würden an Praxen und Impfzentre­n verteilt. Von Moderna dagegen stehen insgesamt im Dezember 24,2 Millionen Booster-Dosen zur Verfügung. Die derzeit so erfolgreic­he Impfkampag­ne, am Mittwoch war mit 1,5 Millionen Injektione­n ein neuer Tagesrekor­d erreicht worden, ist damit aber nicht gefährdet – zumindest, wenn man statt Biontech Moderna verwendet.

Andreas Gassen, als Vorstandsc­hef der Kassenärzt­lichen Bundesvere­inigung oberster Vertreter der niedergela­ssenen Ärzte, lobte, dass Lauterbach mehr Impfstoff besorgt. Man könne aber „nur hoffen, dass dies auch vollumfäng­lich gelingen wird“.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Eine Spritze mit dem Impfstoff von Moderna.

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