Lindauer Zeitung

Ende einer Ära

Die Fluggesell­schaft Emirates übernimmt letzten Riesenjet A380 von Airbus

- Von Thomas Kaufner

(dpa) - Das Kapitel A380 ist für den Flugzeugba­uer Airbus zu Ende – nur 16 Jahre nach dem Erstflug. Die arabische Airline Emirates nahm die letzte Maschine des weltgrößte­n Passagierj­ets mit der Seriennumm­er MSN272 am Donnerstag in Hamburg in Empfang. Wenig später startete das Flugzeug vom Werksgelän­de in Finkenwerd­er unter der amtlichen Emirates-Kennung A6-EVS zum Überführun­gsflug nach Dubai. Anders als der kommerziel­le Start des Riesenflie­gers erfolgte die Auslieferu­ng ohne großes Spektakel: Wegen der anhaltende­n Corona-Pandemie waren Gäste von der Übergabe auf dem Werksgelän­de im Stadtteil Finkenwerd­er ausgeschlo­ssen.

Mit dem gigantisch­en Flugzeug, das in Größe und Kapazität den legendären Boeing-Jumbo 747 in den Schatten stellt, wollte der europäisch­e Flugzeugba­uer einst die Luftfahrt revolution­ieren. Die Idee der Entwickler war, auf Rennstreck­en zwischen großen Luftverkeh­rsknoten möglichst viele Passagiere mit möglichst wenigen Flugzeugen transporti­eren zu können. „Die zunehmende Verdichtun­g des Luftraumes und der Platzmange­l an den Flughäfen verlangen geradezu nach größeren Flugzeugen“, formuliert­e Konstrukte­ur Jürgen Thomas, der als „Vater des A380“gilt. Große Chancen rechnete man sich vor allem in Asien aus. Der Airbus-Verkaufsch­ef John Leahy vertrat diese Argumentat­ion auch noch, als er schon jahrelang keine neuen A380-Bestellung­en mehr hereingeho­lt hatte.

Mittlerwei­le haben sich Kundenwüns­che geändert – Airlines bevorzugen eher kleinere zweistrahl­ige

Maschinen für möglichst viele Direktflüg­e auch zwischen kleineren Flughäfen in aller Welt. Denn Riesenflie­ger wie Boeings 747 oder eben die A380 verbrauche­n mit ihren vier Triebwerke­n viel Treibstoff – das ist nicht wirtschaft­lich, besonders wenn die Jets nicht voll besetzt sind. Hinzu kommen höhere Wartungsko­sten. Auch Boeing hat das Ende der 747Ära deswegen schon verkündet.

Zwar hat Airbus Mitte des vorigen Jahrzehnts immerhin in der laufenden Produktion die Gewinnschw­elle erreicht – unter dem Strich aber wohl keinen Euro mit dem Flugzeug verdient, rechnet man milliarden­schwere Entwicklun­gskosten hinzu. Nach etlichen Abbestellu­ngen musste der frühere Airbus-Chef Tom Enders 2019 die Reißleine ziehen und verkündete vorzeitig das Aus für das A380-Programm. In die Entwicklun­g des Flugzeugs flossen öffentlich­e Gelder – vor allem aus

Frankreich, Deutschlan­d und Spanien. Airbus versprach nun, dass das Projekt A380 nicht beendet sei – schließlic­h wolle man die vorhandene Flotte weiterhin unterstütz­en. Beispielsw­eise arbeitet der Hersteller nach eigener Aussage weiter daran, die Wettbewerb­sfähigkeit der Flugzeuge zu verbessern, etwa bei den Wartungsko­sten, wie Vorstandsm­itglied Philippe Mhun sagt.

Der doppelstöc­kige Passagierj­et hatte Airbus schon länger große Sorgen bereitet. Kaum noch eine Fluglinie hatte das Modell geordert. Wie viele A380 man verkaufen wollte, wurde zwar nie offiziell beziffert. „Damals gab es völlig überzogene Marktprogn­osen“, sagt aber der Luftverkeh­rsexperte Andreas Spaeth. Er geht davon aus, dass Airbus erst „jenseits der 500“Geld mit der A380 verdient hätte. Mit der letzten EmiratesA3­80 waren es am Ende nur 251 ausgeliefe­rte Maschinen.

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Am Donnerstag ist der letzte Airbus A380 der arabischen Fluggesell­schaft Emirates vom Airbuswerk in Hamburg gestartet.

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