Spitz auf Knopf
Ein wenig erfreulicher Anlass für eine Sprachplauderei: Dieser Tage ging es im Gespräch um eine Bekannte, die derzeit mit Covid-19 auf der Intensivstation liegt, und da fiel der Satz: „Bei ihr scheint es Spitz auf Knopf zu stehen.“Damit sollte angedeutet werden, dass es wohl um Leben oder Tod geht. Weil sich der Hintergrund dieser Redewendung nicht von allein erschließt, wollen wir sie näher anschauen.
Wenn etwas so treibt es auf eine noch ungewisse Entscheidung zu. Mehrere Erklärungen werden für diese Redensart gehandelt: Mit war im Mittelalter die Spitze des Schwertes gemeint und mit der Knauf, also das Ende des Griffes. Von Kaiser Karl dem Großen weiß man, dass der Knauf seines Schwertes zugleich sein Siegel war, mit dem er sein Eintreten für die göttlichen Gebote kundtat. Und so pflegte Karl zu sagen: „Was der Knopf siegelt, soll die Spitze verteidigen.“Allerdings scheint sich später die Lesart geändert zu haben: Danach stand die Spitze für den Willen zum Kampf und das Siegel für die Verhandlungsbereitschaft – also ging es sinnbildlich um die Wahl zwischen Krieg und Frieden. In diese Richtung zielt auch eine Interpretation im Zusammenhang mit dem Fechtkampf. Danach zeigte ein im Duell Unterlegener den Knopf und bat damit vor dem Todesstoß mit der Waffenspitze des Gegners um Gnade. Wurde sie ihm gewährt, zeigte der Sieger ebenfalls den Knopf.
Dem Fechten verdanken wir auch weitere Redensarten. – von
– ist beim Kampf mit Degen, Säbel oder Florett die Abwehrhaltung.
so durchbricht man die Deckung des Gegners und macht damit seine Pläne zunichte.
hat ebenfalls mit dem Gefecht Mann gegen Mann zu tun. Wer von vorne attackiert wird und bis zur Wand zurückweichen muss, kann dem Gegner nicht mehr entfliehen. Er ist also in einer aussichtslosen Situation.
Wenn einer wird, so ist er einem Betrüger aufgesessen. Auch diese Wendung geht auf das Fechten zurück. Jemandem einen Schlag oberhalb der Ohren zu versetzen, galt als sehr gemein und war absolut verpönt. Der Grund: Solche Hiebe taten besonders weh. So sie aber gewollt waren, sprachen sie für einen besonders abgefeimten Charakter.
Und was verbirgt sich hinter einer
Ursprünglich handelte es sich wohl um einen Fechtkampf vor dem Spiegel zu Übungszwecken. Aber dann bürgerten sich übertragene Bedeutungen ein: Unter
versteht man heute einen angeblichen Kampf mit imaginären Gegnern, eine zum Schein geführte Auseinandersetzung oder aber eine Vorspiegelung falscher Tatsachen und damit eine Irreführung. Nicht ohne Grund ist es vor und nach Bundestagswahlen ein häufig gebrauchtes Wort. Auch nach diesem Regierungswechsel lässt sich erleben, wie sich vollmundige Aussagen während des Wahlkampfes – man denke nur an Tempo 130 – im Nachhinein als erweisen, weil sie in ihr Gegenteil verdreht werden. Wen kümmert’s, denkt sich der Politiker, en garde! Auch
stammt aus der Fechtsprache: Auf zum nächsten Gefecht!
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