Lindau braucht ein Gesamtkonzept
Nur ein architektonischer „Hingucker“würde eine weitere Bebauung rechtfertigen. Zum Beispiel in Form der Architektur eines bewohnten „Kreuzfahrschiffes“oder „Hundertwasserhauses“oder Ähnliches mit aussichtsreichen Appartements mit viel Glas, Grün und vielen kleinen Balkonen. Nach Süden und auf dem „Oberdeck“Solaranlagen sowie ein Dachgarten für alle Bewohner und im Erdgeschoss des Bauwerks arkadenartige Durchgänge vom Parkplatz zum Bürgerpark mit kleinen Läden, Imbiss und Café. Eine Pizzeria und zusätzlich eine gehobene Gastronomie könnten den Inselbesuch für Einheimische und Fremde zu einem besonderen Erlebnis machen. Der Verkehr lässt sich eindämmen, wenn nur noch Elektroautos oder Fahrzeuge mit Ausnahmegenehmigung für die gesamte Insel zugelassen sind.
Günstiger und mittelmäßiger Wohnraum, wie im 30 000 € teuren Plan dargestellt, kann besser außerhalb der Hinteren Insel geschaffen werden. Die meisten Mieter würden aus finanziellen Gründen vermutlich eher mit ihrem Dieselauto oder Benziner in den Supermarkt außerhalb der Insel zum Einkaufen fahren. Der Plan, dass diese Menschen auf der Insel ihren täglichen Bedarf abdecken, dürfte daher nicht aufgehen. Auf der Hinteren Insel könnten Parkplätze und Ladestationen ausschließlich für Elektrofahrzeuge geschaffen werden. Der öffentliche Nahverkehr scheint aufgrund der begrenzten Kapazitäten des ZUP und der Busflotte kaum ausbaufähig zu sein. Schon jetzt verhindern kleinste Hindernisse regelmäßig pünktliche Busse.
Zum Schutz des Bürgerparks ab ca. Mitternacht sollte die Hintere Insel auf jeden Fall gesperrt und überwacht werden, um nächtliche Lärmimmissionen, Vandalismus und Mülltourismus zu unterbinden. Als Wohngebiet wäre dies nicht möglich.
Fazit: Lindau braucht ein neues Gesamtkonzept für Handel, Tourismus, Gastronomie und Architektur und Verkehr!
(jule) - Der eine ist Leiter zweier Pflegeheime, die andere Tochter einer alten Dame, die im Pflegeheim lebt. Der eine muss Bewohner und Mitarbeiter so gut wie möglich schützen, die andere möchte ihre Mutter manchmal auch einfach nur in den Arm nehmen. Klaus Höhne, Leiter des Lindauer Hospitals und des Pflegeheims Reutin (Foto: PR), und eine Frau, deren hochbetagte Mutter im Heim lebt und die anonym bleiben möchte, bewegen sich in diesem Spannungsfeld. Sie sind sich nicht immer einig. Doch sie können sich auch in die Lage des jeweils anderen hineinversetzen. Klaus Höhne hat den Dialog für die LZ aufgeschrieben.
Heimleiter Klaus Höhne: Wir müssen mit einem tragischen Widerspruch leben
Weihnachten, das Fest des Friedens, der inneren Einkehr, der Familie. Covid, das Virus, das vor allem bei den Alten und Ältesten, deren Kräfte sowieso schwinden, zur tödlichen Bedrohung wird. Dazwischen: wir, die in der Altenpflege mit einem tragischen Widerspruch leben müssen. Tag für Tag, Stunde für Stunde. Die einen erwarten, dass wir das Virus um jeden Preis fernhalten, von uns und unseren Heimen. Das entsprechende Motto: Nur ein Kontakt, der nicht stattfindet, ist ein guter Kontakt. Denn spätestens mit der
Omikron-Variante ist klar: Selbst ein symptomloser Besucher, aber auch Mitarbeiter, geimpft und getestet, kann eine Gefahr darstellen.
Die anderen erwarten, dass unsere Bewohner möglichst viele soziale Kontakte haben können. Untereinander, mit unseren Pflegerinnen und Pflegern, mit Angehörigen. Gerade jetzt zu Weihnachten, zum Jahreswechsel, in der dunklen, eher deprimierenden Jahreszeit ist Einsamkeit fatal. Beide Forderungen an uns sind berechtigt, beide gleichzeitig zu erfüllen ist unmöglich.
Fakt ist: Das Durchschnittsalter unserer meist weiblichen Heimbewohner liegt bei über 86. Mobile und rüstige Seniorinnen, die gesellig das Älterwerden genießen wollen, gibt es kaum noch in unseren Heimen. Das Altenheim hat sich innerhalb weniger Jahre zum Pflegeheim für Hochbetagte, Schwerkranke und Demente gewandelt. Die Verweildauer wird immer kürzer, man kommt nicht wegen des Spielenachmittags, man kommt zum Sterben. Denn bei uns kostet diese letzte Teilstrecke eines Lebens die Gesellschaft weniger als im Krankenhaus oder im Hospiz. Entsprechend haben sich die Anforderungen, vor allem auch die psychischen, an uns verändert. Weder Ausbildung noch Wertschätzung, weder Personalschlüssel noch Bezahlung halten mit dieser Entwicklung Schritt. Wir sind aber nicht nur Angestellte einer Institution, die funktionieren muss, wir sind auch Menschen mit einem ganz normalen Privatleben.
Die Tochter: Meine Mutter will mein Gesicht sehen Selbstverständlich habe ich den Symptom- und Hygieneregelbogen unterschrieben, bescheinige, dass ich mich an die Regeln halte. Meine FFP2-Maske sitzt perfekt, ich bin geboostert. Meine Mutter leidet unter Mehrfacherkrankungen, gehört, wenig verwunderlich in ihrem Alter, zur Hochrisikogruppe.
Wir haben immer wieder offen über die Situation geredet, die Gefahren sind meiner Mutter bewusst. Sie weiß, auch Geimpfte können das Virus übertragen. Sie weiß von „Impfdurchbrüchen“im Heim. Wenn sie mich das Zimmer betreten sieht, will sie, dass ich die Maske abnehme, sie will mein Gesicht sehen. Sie möchte verstehen, was ich sage. „Mit Maske verstehe ich dich nicht“, sagt sie. „Du weißt, ich höre nicht mehr gut.“
Meine Risikohinweise kontert sie, die selbstverständlich längst geimpft ist, mit Fragen: Glaubst du, ich habe Angst vor dem Virus? Auf wie viel Nähe soll ich deiner Meinung nach verzichten? Haben wir nicht alles getan, um Covid die Stirn zu bieten? Glaubst du denn, es gibt eine hundertprozentige Sicherheit? Ich schweige und umarme sie. Diese Berührung, sagt sie, sei ihr Trost. Sei mehr Fürsorge als wenn wir uns mit Maske durch Plexiglas unterhalten würden.
Heimleiter Klaus Höhne: Ich wünsche mir, dass es keinen Corona-Ausbruch gibt
Unser aller Angst, dass das Virus ins Heim kommt, ist groß. Auch deshalb liegen die Nerven blank. Das Personal macht alles, um Ansteckungen zu vermeiden – nimmt sogar Einschränkungen im privaten Bereich in Kauf. Ich bewundere das, auch, wie diszipliniert die FFP2-Maske stundenlang getragen wird. Beim Duschen der Bewohner oder anderen körperlichen Anstrengungen geht das an die Grenze des Erträglichen und darüber hinaus. Schon jetzt ist die Arbeitsbelastung so hoch, dass ein Personalausfall nicht mehr kompensiert werden kann. 300 Überstunden sind keine Seltenheit mehr, ebenso Dienste von über zehn Stunden am Tag. So sieht unsere zweite Covid-Weihnacht aus. Das Einzige, was ich mir zu Weihnachten wünsche, ist kein Covid-Ausbruch im Heim.