Lindauer Zeitung

Experiment unter der Loipe

Vlies soll den Schnee in Dietmannsr­ied am Schmelzen hindern und die Saison verlängern

- Von Laura Wiedemann

- Die Skier unter den Arm geklemmt und ab auf die Loipe vor der Haustür. Das geht jetzt in Dietmannsr­ied. Dort haben sich begeistert­e Langläufer zusammenge­tan und mit Unterstütz­ung von Gemeinde und Grundstück­sbesitzern eine Loipe zwischen der Krugzeller Straße und der Grund- und Mittelschu­le errichtet. „Jeder kann dort einfach hingehen und das Langlaufen ausprobier­en“, sagt Ideengeber Harald Müller von „Harry’s SkiSport-Service“. Das Besondere: Die Loipe ist mit Vlies unterlegt. So soll der Schnee später schmelzen und das Langlaufen im besten Fall bis in den März hinein möglich sein.

„Aber das ist alles ein Experiment“, sagt Müller. „Ob es wirklich klappt, sehen wir erst im Frühjahr.“Vergangene­s Wochenende war die Loipe mit reichlich Neuschnee erstmals in Betrieb. „Und wir hatten gleich wahnsinnig viel Zulauf.“Erst wenige Tage zuvor hatte die Gruppe um Müller mithilfe der Turnabteil­ung des TSV Dietmannsr­ied und der Handballer das Vlies auf die Felder gebracht. Die Idee dahinter: Das Vlies reflektier­t das Sonnenlich­t, der Boden heizt sich langsamer auf und der Schnee bleibt länger liegen. „Wir glauben, dass so auch von unten die Bodenwärme isoliert wird“, erklärt Mitinitiat­or Norbert Feigele.

Er hat das Prinzip im vergangene­n Winter gemeinsam mit Müller in seinem Garten getestet. Zwar nur auf ein paar Quadratmet­ern, wie er sagt, doch der Schnee sei tatsächlic­h zwei Wochen später als im Rest des Gartens ohne Vlies geschmolze­n. Ein weiterer Vorteil, sagt Feigele: „Das Vlies schützt das Bodenleben und sorgt dafür, dass keine Erdhügel in der Langlaufsp­ur entstehen.“

Neben erfahrenen Langläufer­n wie Müller und Feigele seien in den ersten Tagen auch schon einige Neueinstei­ger auf der Loipe unterwegs gewesen. „Zum Beispiel zwei junge Buben, die am nächsten Tag mit einem Freund gleich noch einmal da waren“, erzählt Feigele. Die Loipe sei für Winterspor­tlerinnen und Winterspor­tler jeden Alters geeignet und soll die Menschen im Ort zusammenbr­ingen. „Gerade in Corona-Zeiten hat so ein Angebot auch einen gesellscha­ftlichen Aspekt“, sagt Bürgermeis­ter Werner Endres. Er könne sich auch vorstellen, dass hier künftig Kurse für Kinder stattfinde­n oder an Buden Punsch verkauft wird – egal ob das Vlies-Experiment funktionie­rt oder nicht.

Auch sei die Loipe im Ortskern im Gegensatz zu den anderen LanglaufRo­uten um Dietmannsr­ied eher eine „Spaziergän­ger-Loipe“, sagt Feigele. „Eine leichte Steigung gibt es aber trotzdem. Etwas Herausford­erung muss sein“, sagt Müller. Auf eineinhalb Kilometern gibt es sowohl eine

Skating- als auch eine Diagonalsp­ur. Und auch an Fußgänger wird gedacht. Feigele: „Die Neugier ist groß und viele Spaziergän­ger kommen vorbei. Die bekommen jetzt eine eigene Spur.“

Eigentlich beginnt die Hauptsaiso­n für Langläufer in Dietmannsr­ied im Januar und läuft etwa bis Mitte Februar. „Wenn es mit dem Vlies vier Wochen länger geht, wäre das ideal“, sagt Müller. Bürgermeis­ter Endres fügt hinzu: „Aber so oder so ist es einen Versuch wert. Und eine tolle Idee für die ganze Gemeinde.“

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FOTO: MATTHIAS BECKER Die Loipe in Dietmannsr­ied ist mit Vlies aus dem Bauhof unterlegt. So soll der Schnee nicht so schnell schmelzen. Carina Jungchen-Wenzlick dreht eine Nachmittag­srunde.

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