Leerstände in guten Lagen füllen sich schnell wieder
Zwei prominente Flächen bleiben nicht lange frei – Weiterer Fahrradhändler kommt nach Ravensburg
(len) - Mehrere Geschäfte in Ravensburg schließen zum Jahresende. Für die frei werdenden Gewerbeflächen gibt es aber schon Pläne. Auch an einigen anderen Stellen haben sich bestehende Leerstände neuerdings wieder gefüllt. Während ansässige Händler oft über zu geringe Kundenfrequenz und Parkplatzprobleme klagen, halten diejenigen, die von außen kommen und in Ravensburg Geschäfte eröffnen, den Standort für attraktiv.
Schluss ist zum Jahresende mit der Ikea-Abholstation in der Nordstadt, einem Modellprojekt, das der schwedische Möbelhersteller nicht weiterverfolgen will. In das Gebäude in der Eywiesenstraße wird dem Vernehmen nach ein Fahrradhändler einziehen. Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“handelt es sich um einen Händler aus der Region, der nun erstmals mit einer Filiale nach Ravensburg kommt. Zuvor soll umgebaut werden.
Ikea bleibt Ravensburg in anderer Form treu und zieht mit einem sogenannten Ikea-Pop-up ins GänsbühlCenter. Lange war die Frage offen, welche Fläche dort überhaupt frei wird. Jetzt steht fest, dass der Friseur Cosmo im Erdgeschoss schließt. Letzter Öffnungstag wird der 24. Dezember sein. Zu den Gründen machte das Unternehmen mit Sitz in Wolfsburg auf Anfrage keine Angaben. Nach der Schließung werden die Räumlichkeiten umgebaut. Ikea will dort laut Pressemitteilung „auf kleiner Fläche schnelle Vor-Ort-Hilfe und individuelle Beratung“beim Kauf von Küchen, Kleiderschränken und Ähnlichem leisten.
Eine Ära endet zum Jahresausklang in der Marktstraße: Die Drogerie Müller gibt es dort seit 1976, nach 45 Jahren ist aber Schluss. „Aufgrund der sinkenden Umsätze (auch aufgrund der Dauerbaustellen vor dem Haus) und der sinkenden Rentabilität wird die Filiale geschlossen“, teilte das Unternehmen mit, das in der Unterstadt inzwischen auch ein deutlich größeres Haus betreibt.
Die Familie Thommel, der das Haus gehört, wird es nach dem Auszug von Müller sanieren, in einem Jahr soll der Umbau fertig sein. Künftig wird nur noch eines statt wie bisher drei Stockwerke auf den Einzelhandel ausgerichtet sein. Ein künftiger Mieter für den Laden stehe kurz vor Vertragsabschluss, so Marcus Thommel. Im Rest des Gebäudes entstehen Büros oder Wohnungen. Bisher befand sich nur eine Wohnung über der Drogerie.
Aktuell gibt es nach Angaben des Wirtschaftsförderers Andreas Senghas 16 Leerstände, das war schon im September so. Bei vier dieser Leerstände liefen Gespräche über die künftige Nutzung. „Ich bin zuversichtlich, dass dort bald Neueröffnungen anstehen“, so Senghas. Schon in den vergangenen Monaten haben sich Leerstände wieder gefüllt und neue Geschäftsleute in Ravensburg angesiedelt – und das, obwohl der stationäre Handel längst nicht mehr konkurrenzlos ist. Aktuellen Angaben des Statistischen Landesamts zufolge haben knapp 80 Prozent der 16- bis 74-Jährigen in BadenWürttemberg auch schon im Internet eingekauft. Die beliebteste Produktkategorie dabei: Kleidung und Sportartikel.
In der Goldgasse hat in den ehemaligen Räumen von Fahrrad Amann die Kette Blue Tomato eine Filiale eröffnet. Das Erdgeschoss wurde zur Verkaufsfläche für Kleidung und Zubehör zu den Sportarten Skaten, Surfen, Snowboarden gemacht.
In der Unterstadt hat der 34-jährige Dogukan Öztürk den Friseursalon Do Kan im ehemaligen Tui-Reisebüro eingerichtet. Der Friseurmeister war zuvor beruflich in der Schweiz, wollte aber zu Freunden und Familie zurückkehren. Man rechne mit einem Friseur je 1000 Einwohnern. Bei dieser Betrachtung sei für ihn herausgekommen, dass er den Traum vom eigenen Salon in Ravensburg verwirklichen kann. Die Unterstadt als Standort hält er für zukunftsträchtig.
Ebenfalls Anfang November hat in der Marktstraße 59, zwischen Copyshop und der Galerie 21.06, das Geschäft „Ulla K. – the Best of Asia“eröffnet. Diplomübersetzerin und Fotografin Ulla Krogmann verkauft dort Porzellan aus China, Schals und Kleidung, Schmuck und Ausstattungsgegenstände für die Wohnung aus Asien. Krogmann ist in Wangen aufgewachsen, lebte mit ihrem Mann zehn Jahre lang im indischen NeuDheli und Shanghai in China, bevor sie zunächst nach Bonn und nun in die Heimat zurückkehrte. Ihr Geschäft hat sie in Ravensburg aufgemacht, weil es größer und aus ihrer Sicht städtischer ist als ihre Heimatstadt Wangen, wie sie sagt.