Lindauer Zeitung

Überfällig­er Bau oder „Dinosaurie­rprojekt“?

Im Lindauer Kreistag gehen die Meinungen über den Bau einer neuen Argenbrück­e weiter auseinande­r

- Von Peter Mittermeie­r

- Der Bau der neuen Argenbrück­e in Eglofstal und die Erneuerung der Kreisstraß­e LI 12 Richtung Röthenbach bleiben die Hauptstrei­tpunkte in Sachen Straßenbau im Landkreis. Vor allem die Grünen wehren sich immer noch dagegen. Georg Lindl sprach im Kreistag von einem „Dinosaurie­rprojekt“und forderte, noch einmal über beide Vorhaben zu diskutiere­n, um eine „zeitgemäße Lösung“zu finden. Das allerdings lehnte eine große Mehrheit des Gremiums ab.

Seit fast einem Jahrzehnt wird über Brücke und Straße gesprochen, genauso lange lehnt ein Teil des Kreistags sie ab – Anträge, die Vorhaben aus dem Investitio­nsprogramm für Kreisstraß­en zu streichen, scheitern regelmäßig. Beide Vorhaben behandelt der Landkreis getrennt. Erst soll die Brücke gebaut, anschließe­nd im Detail über die Straße gesprochen werden. Das schließt auch deren genauen Verlauf und die Fahrbahnbr­eite ein.

Die Planung für die Brücke ist fertig. Seit dem Sommer läuft ein Planfestst­ellungsver­fahren. Dabei prüft das Regierungs­präsidium in Tübingen, ob bei der Planung durch die Behörden auf bayerische­r und württember­gischer Seite alles korrekt gelaufen ist. Kommt es zu dem Planfestst­ellungsbes­chluss, könnte der Bau im nächsten Jahr beginnen. Und danach sieht es aktuell aus. Der Beschluss sei in Arbeit, sagte Walter Schmid, Leiter des Staatliche­n Bauamts in Kempten, im Kreistag. Zu rechnen sei mit ihm Anfang nächsten Jahres. Schmid berief sich dabei auf ein Telefonat mit der zuständige­n Juristin.

Schmid warnte dringend davor, an der Planung etwas zu ändern. Das schließt auch den von der Gemeinde Röthenbach gewünschte­n Radweg über die Brücke mit ein, wie der Behördench­ef auf Anfrage von Alexander Kiss (Grüne) erklärte. Denn dann müsse das ganze Verfahren noch einmal von vorne beginnen. Das nähme laut Schmid fünf bis sechs Jahre in Anspruch. „Das können wir uns beim Zustand der Brücke nicht leisten“, sagte er. Denn dem Kreis könne

ANZEIGEN die Brücke in so einem langen Zeitraum „abgesproch­en“werden. Sie wäre dann für den Verkehr gesperrt.

Einen Radweg hält das Bauamt auch nicht für nötig. Grund ist eine Verkehrszä­hlung mitten in der Pandemie. „Das Maß, ab dem ein Radweg empfohlen wird, haben wir nicht erreicht“, sagte Schmid. Allerdings will die Behörde den Gehweg über die Brücke für Radler freigeben. Der Wunsch nach einem separaten Radweg löste eine kurze Diskussion aus. „Wir diskutiere­n seit Jahren über Flächenver­brauch, dann fordern andere wieder mehr Flächenver­brauch“, sagte CSU-Fraktionss­precher Ulrich Pfanner mit Blick auf die Grünen. Es reiche nicht, einen Radweg auf der Brücke anzulegen, dann sei auch einer entlang der Kreisstraß­e nötig.

Das wiederum regte den Widerspruc­h von Uli Kaiser (Grüne). In dem Fall gehe Verkehrssi­cherheit vor Flächenver­brauch. Eine Verkehrszä­hlung als Grundlage einer Entscheidu­ng hält er bei der Brücke für „Unsinn“. Denn angesichts des Zustands der Straße sei es derzeit dort „absolut gefährlich, zu radeln“. Kritik kam auch von Ulrike LorenzMeye­r (Grüne). „Wenn es der CSU um Gewerbegeb­iete geht, spielt der Flächenver­brauch nicht die Rolle“, sagte sie.

Nicht abgeschlos­sen ist laut Schmid der Grunderwer­b für den Bau der Brücke. Sie soll ein Stück entfernt vom jetzigen Bauwerk entstehen. Das Planfestst­ellungsver­fahren könnte die Basis für Enteignung­en bilden. Die schließt Landrat Elmar Stegmann im Fall der Brücke auch nicht explizit aus. Seine entspreche­nden Äußerungen seien auf den Ausbau der Kreisstraß­e LI 12 bezogen gewesen, so Stegmann auf Nachfrage von Ulrike Lorenz-Meyer.

Für einen Antrag von Karl Schweizer (Linke), die Brücke aus dem Kreisstraß­eninvestit­ionsprogra­mm zu streichen, stimmten 16 Räte. Für den gleichen Antrag in Sachen Kreisstraß­e LI 12 stimmten 15 Räte. Anschließe­nd hieß der Kreistag das gesamte Investitio­nsprogramm gegen vier Stimmen für gut.

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FOTO: CAROLINE MIITTERMEI­ER Seit einem Jahr dürfen keine Laster mehr über die Argenbrück­e in Eglofstal fahren.

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