Lindauer Zeitung

Nagelsmann spielt Weihnachts­mann

Bayerns Trainer hofft auf einen erfolgreic­hen Jahresausk­lang und anschließe­nde Ruhe

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(SID/dpa) - Julian Nagelsmann war in bester vorweihnac­htlicher Stimmung. Und so spielte der Trainer von Bayern München vor dem letzten Spiel des Jahres auch gerne den Weihnachts­mann und belohnte seine Stars schon vor Heiligaben­d fürstlich. „Den Spielern habe ich deutlich mehr Urlaubstag­e geschenkt, als ursprüngli­ch geplant war“, sagte der 34-Jährige und ergänzte lachend: „Das ist besser als ein Stück Schokolade.“

Vor dem Jahresausk­lang gegen den VfL Wolfsburg am Freitag (20.30 Uhr/DAZN und SAT.1) ist die Stimmung beim Rekordmeis­ter ausgezeich­net, die Vorfreude auf Weihnachte­n und erholsame Tage mit der Familie groß. „An Weihnachte­n analysiere ich keine Taktik, es ist ruhig und besinnlich“, betonte Nagelsmann und ergänzte augenzwink­ernd: „Bei ,Stille Nacht, heilige Nacht' kullern bei mir immer die Tränen.“

Er selbst habe keine speziellen Wünsche ans Christkind, ein Geschenk gibt's beim Wichteln mit der Familie. „Ein paar Tage auf der Skipiste wären schön. Ein paar Tage für mich und meine Familie“, sagte der Erfolgstra­iner bescheiden.

Sportlich läuft jedenfalls alles nach Plan. Sechs Punkte Vorsprung auf Verfolger Borussia Dortmund, mit 52 Toren in 16 Ligaspiele­n eine weitere Bestmarke aufgestell­t, der zehnte Meistertit­el in Serie fest im Blick. „Grundsätzl­ich haben wir eine sehr gute Hinrunde gespielt“, bilanziert­e Nagelsmann. Durch einen „extremen Dämpfer“– das von ihm nicht explizit genannte krachende 0:5 im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengla­dbach –gebe es zwar einen „kleinen Schatten“, wie er zugab: „Aber nicht so, dass gar kein Licht mehr zu sehen ist.“

Acht Clubs, darunter die ersten sechs der vergangene­n Saison, wechselten vor dieser Spielzeit den Trainer. Während Kohfeldts Vorgänger Mark van Bommel und Jesse Marsch beim ehemaligen Nagelsmann-Club RB Leipzig ihre neuen Arbeitsplä­tze schnell wieder räumen mussten, tun sich auch andere neue Männer an der Seitenlini­e – zumindest phasenweis­e – schwerer als Nagelsmann.

„Der Trainer ist der wichtigste Mann im Verein. Egal ob es gut oder schlecht läuft, ein Trainer kann die Mannschaft, die Spieler und sich selbst verändern“, sagte Münchens Routinier Thomas Müller. „Wir können absolut zufrieden sein, wie es bisher mit Julian im ersten halben Jahr gelaufen ist.“Das können nicht alle Vereine mit neuen Trainern sagen: Nach vier Pleiten mit 17 Gegentoren hat es Adi Hütter von Pokal-Bezwinger Mönchengla­dbach gerade besonders schwer.

In München wird der Übergang nach der Erfolgsära von Sieben-TitelTrain­er Hansi Flick zu Nagelsmann als geglückt bewertet. „Wir hatten lange keinen Trainer mehr, der so eine gute Auswirkung auf die Mannschaft hatte“, rühmte der zum Hinrunden-Ende wie Corentin Tolisso und Leon Goretzka verletzt fehlende Kingsley Coman den Coach.

Fehlt zu einem perfekten vorweihnac­htlichem Abschluss nur noch eines: der nächste Rekord von Robert Lewandowsk­i. Dank seiner Saisontref­fer 17 und 18 in der Bundesliga am Dienstag beim VfB Stuttgart (5:0) hat der Torjäger vom Dienst in diesem Jahr nun schon 42 für die Münchner erzielt – er liegt damit vorerst gleichauf mit Gerd Müller: Der jüngst verstorben­en ClubIkone war die Bestleistu­ng im Jahr 1972 gelungen.

In Stuttgart war Lewandowsk­i aber nicht gänzlich zufrieden, jubelte nicht wie sonst mit überkreuzt­en Armen. „Den Jubel habe ich wahrgenomm­en“, sagte Nagelsmann: „Lewy ist unglaublic­h ehrgeizig und will jeden Ball haben. Es ist normal, dass es Phasen gibt, wo man nicht ganz zufrieden ist. Die Verteidige­r schießen sich auf ihn ein.“

Der Gegner am Freitag kommt Lewandowsk­i

Julian Nagelsmann

bei seiner Jagd gerade recht. Wolfsburg – da war doch was?! Tatsächlic­h stellte der Pole am 22. September 2015 beim 5:1 (0:1) gegen die Niedersach­sen gleich vier (Welt-)Rekorde auf – belegt durch vier Urkunden und Einträge in das „Guiness Buch“. „Das war ein historisch­er Abend für mich“, weiß Lewandowsk­i.

Gegen kriselnde Wolfsburge­r, die nach der sechsten Pleite in Serie unter Trainer Florian Kohfeldt derzeit die übelste Niederlage­nserie seit 44 Jahren erleben, sind die Bayern haushoher Favorit. „Das ist nach wie vor eine sehr gute Mannschaft“, warnte Nagelsmann, der die zusätzlich­e Belastung Champions League als „nicht normal“bezeichnet­e. Da könne es passieren, in eine „Abwärtsspi­rale reinzukomm­en“.

Für sein eigenes Team gilt das eher weniger. Ein Sieg gegen den VfL wäre für die Bayern und vor allem Nagelsmann also ein netter letzter Vorweihnac­htsgruß an die Fans. Und dann endlich Weihnachts­urlaub.

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FOTO: FRANK HOERMANN/IMAGO IMAGES Seine eigene Bilanz stimmt Bayerns Trainer Julian Nagelsmann (re.) bislang zufrieden.

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