Porsche baut Batteriezellen bei Reutlingen
Produktion ab 2024 für zunächst 1000 Autos – Tübingen geht leer aus
- Die Würfel sind gefallen: Der Sportwagenbauer Porsche wird die Fabrik für die mit einem Partner entwickelten Hochleistungsbatteriezellen in einem gemeinsamen Industriegebiet von Reutlingen und Kirchentellinsfurt bauen. Das teilte die Porsche-Tochter Cellforce Group am Freitag in Stuttgart mit. Den Ausschlag für das Industriegebiet zwischen Reutlingen und Tübingen habe vor allem die geografische Lage gegeben. „Wir profitieren dort von kurzen Wegen zu zahlreichen wichtigen Forschungs- und Industrialisierungspartnern im Raum Stuttgart“, sagte Markus Gräf, der für das operrative Geschäft zuständige Vorstand der Cellforce Group. Das sei zentrale Voraussetzung für einen schnellen Erfolg. Die Batterieproduktion soll 2024 starten.
Tübingen hatte sich auch Hoffnung auf die Ansiedlung gemacht. Dort scheiterte das Projekt jedoch an rechtlichen Hürden.
In dem interkommunalen Gewerbegebiet kauft die Cellforce Group ein 28 151 Quadratmeter großes Grundstück. Kaufpreis und die Höhe der geplanten Investitionen wurden nicht genannt. Die geplante Fabrik soll zunächst eine Kapazität von 100 Megawattstunden pro Jahr erreichen. Das sind früheren Angaben zufolge Batteriezellen für 1000 Autos, beispielsweise für Fahrzeuge im Bereich des Motorsports oder Sondermodelle.
Die Chemie der neuen Hochleistungszellen setzt auf Silizium als Anodenmaterial. Damit soll es nach Aussagen der Cellforce Group möglich sein, die Energiedichte gegenüber aktuellen Serienbatterien erheblich zu steigern. Die Batterie könne bei gleichem Energieinhalt kompakter ausfallen. Die neue Chemie soll zudem den Innenwiderstand der Batterie verringern. Dadurch könne diese mehr Energie bei der Rekuperation aufnehmen und sei zugleich beim Schnellladen leistungsfähiger. Eine weitere Besonderheit der Cellforce-Batteriezelle:
Sie soll widerstandsfähiger gegenüber hohen Temperaturen sein.
Die Produktionspläne hatte Porsche bereits vor einigen Monaten vorgestellt. Damals stand aber der Standort für die Produktionsstätte noch nicht fest.
Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck (SPD) sagte, durch diese Ansiedlung werde der bereits bestehende Verbund der Elektromobilität deutlich gestärkt. Und Bernd Haug, der Bürgermeister von Kirchentellinsfurt fügte hinzu, durch die Zukunftsfabrik erhalte das gemeinsame Wirtschaftsgebiet neue Impulse.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) sagte, man habe für die Batteriezellenfertigung zwei Grundstücke angeboten und eine Genehmigung auf den Weg gebracht. „Die Fabrik ist in der Planung aber so schnell gewachsen, dass wir wegen der Knappheit an Flächen in Tübingen kein ausreichend großes Gelände anbieten konnten.“Daher habe er seinen Amtskollegen Keck gebeten, einen Reutlinger Standort ins Spiel zu bringen und bei Porsche dafür geworben. „Ich bin sehr froh, dass diese gemeinsame Bewerbung von Erfolg gekrönt war.“
Der Staat fördert das Vorhaben mit 60 Millionen Euro an Steuergeldern. Zwei Drittel der Summe kommt vom Bund, ein Drittel vom Land. An dem Gemeinschaftsunternehmen Cellforce Group hält Porsche 72,7 Prozent der Anteile, der Rest liegt den Angaben nach bei der Fraunhofer-Ausgründung Customcells aus Itzehoe in Schleswig-Holstein. Als Zellentwicklungspartner ist früheren Angaben zufolge das Chemieunternehmen BASF dabei. Bis 2025 soll die Belegschaft von derzeit 23 Mitarbeitern auf etwa 100 Personen zulegen.