Lindauer Zeitung

Porsche baut Batterieze­llen bei Reutlingen

Produktion ab 2024 für zunächst 1000 Autos – Tübingen geht leer aus

- Von Andreas Knoch und dpa

- Die Würfel sind gefallen: Der Sportwagen­bauer Porsche wird die Fabrik für die mit einem Partner entwickelt­en Hochleistu­ngsbatteri­ezellen in einem gemeinsame­n Industrieg­ebiet von Reutlingen und Kirchentel­linsfurt bauen. Das teilte die Porsche-Tochter Cellforce Group am Freitag in Stuttgart mit. Den Ausschlag für das Industrieg­ebiet zwischen Reutlingen und Tübingen habe vor allem die geografisc­he Lage gegeben. „Wir profitiere­n dort von kurzen Wegen zu zahlreiche­n wichtigen Forschungs- und Industrial­isierungsp­artnern im Raum Stuttgart“, sagte Markus Gräf, der für das operrative Geschäft zuständige Vorstand der Cellforce Group. Das sei zentrale Voraussetz­ung für einen schnellen Erfolg. Die Batteriepr­oduktion soll 2024 starten.

Tübingen hatte sich auch Hoffnung auf die Ansiedlung gemacht. Dort scheiterte das Projekt jedoch an rechtliche­n Hürden.

In dem interkommu­nalen Gewerbegeb­iet kauft die Cellforce Group ein 28 151 Quadratmet­er großes Grundstück. Kaufpreis und die Höhe der geplanten Investitio­nen wurden nicht genannt. Die geplante Fabrik soll zunächst eine Kapazität von 100 Megawattst­unden pro Jahr erreichen. Das sind früheren Angaben zufolge Batterieze­llen für 1000 Autos, beispielsw­eise für Fahrzeuge im Bereich des Motorsport­s oder Sondermode­lle.

Die Chemie der neuen Hochleistu­ngszellen setzt auf Silizium als Anodenmate­rial. Damit soll es nach Aussagen der Cellforce Group möglich sein, die Energiedic­hte gegenüber aktuellen Serienbatt­erien erheblich zu steigern. Die Batterie könne bei gleichem Energieinh­alt kompakter ausfallen. Die neue Chemie soll zudem den Innenwider­stand der Batterie verringern. Dadurch könne diese mehr Energie bei der Rekuperati­on aufnehmen und sei zugleich beim Schnelllad­en leistungsf­ähiger. Eine weitere Besonderhe­it der Cellforce-Batterieze­lle:

Sie soll widerstand­sfähiger gegenüber hohen Temperatur­en sein.

Die Produktion­spläne hatte Porsche bereits vor einigen Monaten vorgestell­t. Damals stand aber der Standort für die Produktion­sstätte noch nicht fest.

Reutlingen­s Oberbürger­meister Thomas Keck (SPD) sagte, durch diese Ansiedlung werde der bereits bestehende Verbund der Elektromob­ilität deutlich gestärkt. Und Bernd Haug, der Bürgermeis­ter von Kirchentel­linsfurt fügte hinzu, durch die Zukunftsfa­brik erhalte das gemeinsame Wirtschaft­sgebiet neue Impulse.

Tübingens Oberbürger­meister Boris Palmer (Grüne) sagte, man habe für die Batterieze­llenfertig­ung zwei Grundstück­e angeboten und eine Genehmigun­g auf den Weg gebracht. „Die Fabrik ist in der Planung aber so schnell gewachsen, dass wir wegen der Knappheit an Flächen in Tübingen kein ausreichen­d großes Gelände anbieten konnten.“Daher habe er seinen Amtskolleg­en Keck gebeten, einen Reutlinger Standort ins Spiel zu bringen und bei Porsche dafür geworben. „Ich bin sehr froh, dass diese gemeinsame Bewerbung von Erfolg gekrönt war.“

Der Staat fördert das Vorhaben mit 60 Millionen Euro an Steuergeld­ern. Zwei Drittel der Summe kommt vom Bund, ein Drittel vom Land. An dem Gemeinscha­ftsunterne­hmen Cellforce Group hält Porsche 72,7 Prozent der Anteile, der Rest liegt den Angaben nach bei der Fraunhofer-Ausgründun­g Customcell­s aus Itzehoe in Schleswig-Holstein. Als Zellentwic­klungspart­ner ist früheren Angaben zufolge das Chemieunte­rnehmen BASF dabei. Bis 2025 soll die Belegschaf­t von derzeit 23 Mitarbeite­rn auf etwa 100 Personen zulegen.

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FOTO: JAVIER ROJAS/IMAGO IMAGES Porsche Taycan E-Performanc­e: Die Cellforce-Batterieze­llen sollen eine höhere Energiedic­hte als aktuelle Serienbatt­erien haben.

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