Lindauer Zeitung

Ivo und Franz in der Klosterzel­le

- Von Barbara Waldvogel

Tatort München: Wunder gibt es immer wieder

(ARD, So., 20.15 Uhr) - Im gesetzten Alter schaut man gerne mal im Kloster vorbei zwecks Einkehr oder Kontemplat­ion. Weiß sich der Besucher dort doch im geschützte­n Raum. Doch wenn ein Kloster zur location – früher hieß das Drehort – für einen Fernsehfil­m avanciert, dann ist es vorbei mit Beschaulic­hkeit und Besinnung. Wer wüsste das nicht nach dem jahrelange­n TVKampf zwischen Ordensschw­ester Hanna (Janina Hartwig) und Bürgermeis­ter Wöller (Fritz Wepper) um Kloster Kaltenthal? Die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) steuern wegen eines Mordfalls zwar nicht Kaltenthal, aber Kloster Dannenberg an.

Natürlich bedeutet ihr Auftritt Ungemach für die Nonnen, die Zuschauer aber dürfen während des Krimirätse­ls immer wieder das Auge schweifen lassen über die herrliche Sommerland­schaft des oberbayeri­schen Inntals mit Kloster Reisach bei Oberaudorf, wie der Ort des Geschehens in Wirklichke­it heißt. Winterbild­er wären allerdings passender.

Der Gebäudekom­plex war bis Ende 2019 von Karmeliten bewohnt, und so konnte Regisseuri­n Maris Pfeiffer auf ein noch relativ intaktes Klostergeb­äude setzen. Herrlich die Mimik der beiden Kommissare beim Anblick des Nachtlager­s in einer kargen Klosterzel­le. Dazu noch der Kräutertra­nk einer Ordensschw­ester, der Batic schwere Träume beschert. Wie er erfahren hat, wächst im Apothekerg­arten der giftige gefleckte Schierling. Das Opfer, dessen Tod es aufzukläre­n gilt, war der Wirtschaft­sprüfer, der seinen Aufenthalt im Kloster nicht überlebte. Deshalb müssen die Klosterfra­uen auch tiefere Einblicke in ihre vom Ausbluten bedrohte Gemeinscha­ft gewähren.

Corinna Harfouch lässt als zurückhalt­ende Oberin Geheimnisv­olles vermuten. Nachdem dann noch zwei windige Vatikan-Abgesandte auftauchen, ist das Misstrauen der Münchner Kommissare mehr als geschärft.

Fazit: Eher behäbige Ermittlung­en in einem wenig realistisc­hen Klosterall­tag mit Wunderglau­ben und geheimnisv­ollen Verstecksp­ielen, die in zweifacher Hinsicht zu einer unglaublic­hen Lösung führen.

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