Lindauer Zeitung

Vorstand verlässt die Bodenseeba­nk

Nach einem Aufsichtsr­atstreffen am Mittwochab­end ist Joachim Hettler nun freigestel­lt

- Von Julia Baumann

- Bei der Bodenseeba­nk läuft es schon wieder nicht rund. Nach einer Aufsichtsr­atssitzung am Mittwochab­end ist Vorstand Joachim Hettler freigestel­lt.

Sein Dienstwage­n stehe noch vor der Tür, das Diensthand­y habe er aber bereits abgeben müssen, und an seinen Arbeitspla­tz wird er wohl auch nicht mehr zurückkehr­en, sagt Joachim Hettler auf Nachfrage der LZ. Bei der Aufsichtsr­atssitzung am Mittwochab­end sei es darum gegangen, ob sein Vertrag verlängert wird. Das ist nicht der Fall. Allerdings läuft Hettlers aktueller Vertrag noch lange nicht aus. „Mein Dienstvert­rag läuft noch bin Ende nächsten Jahres“, sagt er. „Aber ich bin jetzt zu Hause.“

Was genau der Grund dafür ist, dass er und die Bodenseeba­nk nun „getrennte Wege“gehen werden, dazu äußert sich Hettler nicht konkret. Er sagt nur so viel: „Wir haben kontrovers diskutiert, über allerlei Themen.“

Ein konkretes Thema, das zum Bruch zwischen ihm und dem Aufsichtsr­at geführt habe, habe es nicht gegeben. Im Gespräch zeigt Hettler aber auch, dass er nicht ganz freiwillig gegangen ist. „Ich war 19 Jahre im Haus“, sagt er. „Ich hänge an dieser Bank, das ist keine Frage.“

Der Aufsichtsr­at der Bodenseeba­nk ist noch jung. Denn vor ziemlich genau einem Jahr hatte sich ein Großteil des alten Aufsichtsr­ats mit Hettler bereits derart zerstritte­n, dass vier von fünf Räten hinwarfen. Dem Streit voraus gegangen war eine gescheiter­te Fusion zwischen der Bodenseeba­nk und der Volksbank Lindenberg. Die Kritiker von Joachim Hettler warfen ihm damals vor, dass er sich gegen die Fusion gewandt habe.

Während die Lindenberg­er einstimmig für den Zusammensc­hluss gestimmt hatten, sprachen sich in Lindau 192 dagegen und nur 174 dafür aus. Zuvor hatten die Mitglieder bereits überrasche­nd den Wangener Unternehme­r Jörg Bauer zum Aufsichtsr­at gewählt, der sich ausdrückli­ch gegen die Fusion wandte. Bauer war dann auch der einzige, der im Aufsichtsr­at blieb. Ihm zur Seite wurden fünf neue Aufsichtsr­äte gewählt. Doch auch die Wahl der neuen Aufsichtsr­äte war umstritten, denn sie fand nicht geheim statt. Wegen der Corona-Beschränku­ngen erfolgte sie schriftlic­h, die Mitglieder sollten ihre Wahlzettel unterschre­iben. Mittlerwei­le hat die Bank insgesamt sechs Aufsichtsr­atsmitglie­der, Jörg Bauer ist Aufsichtsr­atsvorsitz­ender. Die LZ hat ihn am Freitag nicht erreicht.

Warum sich der neue Aufsichtsr­at und Joachim Hettler getrennt haben,

Joachim Hettler

ANZEIGE dazu sagt auch Hans-Martin Blättner, ebenfalls Vorstand bei der Bodenseeba­nk, nichts Greifbares. „Man war unterschie­dlicher Auffassung über die strategisc­he Aufstellun­g der Bank“, sagt er. Ein erneuter Fusionsver­such stehe „akut“nicht im Raum, antwortet er auf Nachfrage. Warum die Bank das Vertragsen­de von Vorstand Hettler im kommenden Jahr nicht abwarte, erklärt Blättner nicht.

Fest steht aber: Wegen des VierAugen-Prinzips benötigen Banken zwei Vorstände, Blättner übernimmt nun aber erst einmal allein. „Ausgeschri­eben ist noch nichts“, erklärt er auf Nachfrage. „Wir werden zum 1.1. keinen neuen Vorstand haben, so schnell geht das nicht.“

Die Mitglieder der Bayerische­n Bodenseeba­nk wurden nicht offiziell darüber informiert, dass Vorstand Joachim Hettler die Bank verlässt. „Wir haben die Großkunden informiert, die der Vorstand direkt betreut“, sagt Blättner. Für alles andere habe man keinen Anlass gesehen.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Bei der Bodenseeba­nk gibt es schon wieder Unruhen. Vorstand Joachim Hettler verlässt die Bank nach 19 Jahren.

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