So geht es weiter mit der OSK
Gutachten soll bis Mai vorliegen und untersuchen, wie viele Akutkrankenhäuser man braucht
- Bis Ende Mai soll die Hamburger Unternehmensberatung BAB herausfinden, ob die Medizinstrategie der OSK-Geschäftsführung aufgehen kann oder es bessere Lösungen gibt, um den kommunalen Klinikverbund für die Zukunft aufzustellen. Die externen Gutachter wurden am Donnerstag aus drei Bewerbern ausgesucht. Die „Schwäbische Zeitung“beantwortet heute die wichtigsten Fragen zum Thema.
Warum ist es überhaupt nötig, eine teure Unternehmensberatung einzuschalten?
Die Ideen der OSK-Geschäftsführung im Auftrag des Aufsichtsrats stießen im Kreistag auf ein geteiltes Echo, ebenso wie in der Bevölkerung. Vor allem in Bad Waldsee und rund um Wangen fürchten die Bürger um ihre Akutkrankenhäuser, denn die Orthopädie soll nach Vorstellung der Geschäftsführung in Wangen konzentriert werden und die Chirurgie in Ravensburg. Zudem bangen die Allgäuer um die Zukunft der Geburtshilfe am Krankenhaus Wangen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Schließung der Standorte in Isny und Leutkirch, die im November 2012 beschlossen wurde, mit dem Versprechen einherging, Wangen zu stärken. Auch in Ravensburg murren die Politiker wegen des möglichen Umzugs der Geriatrischen Reha vom HeiligGeist-Spital ans Elisabethen-Krankenhaus (EK). Der Kreistag trat deshalb auf die Notbremse und verlangte eine zweite Meinung. Daher wurde am Donnerstag ein Gutachten in Auftrag gegeben, das eine Viertelmillion Euro kosten soll.
Wer sind die Berater?
Alle drei Beraterfirmen kannten die OSK bereits aus früheren Gutachten. Eine große Mehrheit entschied sich für das BAB-Institut mit Sitz in Hamburg. Es handelt sich dabei um die gleiche Unternehmensberatung, die den kommunalen Klinikverbund bereits 2012 beleuchtet hatte und dann die Schließung von Isny und Leutkirch vorschlug. Außerdem hatten die Experten damals dafür plädiert,
Bad Waldsee zu einer reinen Fachklinik umzuwandeln – ungefähr das, was der OSK-Geschäftsführung jetzt für Wangen vorschwebt. Dieser Vorschlag wurde dann allerdings doch nicht umgesetzt.
Was ist jetzt der Auftrag?
Der Kreistag will eine flächendeckende gute medizinische Versorgung durch das Gesamtangebot der OSK und der Waldburg-Zeil-Kliniken gewährleistet sehen. Ob das in Akutkrankenhäusern oder denen von Gesundheitsminister Manfred Lucha ins Spiel gebrachten „Primärversorgungszentren“geschieht, sei dahingestellt. Wobei auch die Gutachterin von BAB diese Bezeichnung noch nie zuvor gehört hat. Was sich genau dahinter verbergen soll, ist noch etwas nebulös. Neben einer Markt- und Bedarfsanalyse soll BAB eine regionale Medizin- und Standortkonzeption erstellen, die für die Zukunft tragfähig ist. Heißt: auch finanziell tragfähig. Denn derzeit schreibt die OSK Millionenverluste in zweistelliger Höhe, die so nach Überzeugung vieler Politiker nicht weiter hingenommen werden können. Dieses Konzept soll mindestens vier mögliche Szenarien enthalten:
Variante A: „Möglichst wenig Änderung“– Fortführung der drei bisherigen Standorte der Akutkrankenhausversorgung. Bei dieser Variante soll die Fortführung aller bisherigen Akutstandorte untersucht und dargestellt werden. Darüber hinaus soll ein Konzept entwickelt werden, wie weiterhin eine stationäre oder teilweise auch ambulante Grundund Notfallversorgung an allen drei Standorten gestaltet werden könnte.
Variante B: „Ausrichtung auf möglichst gute Medizin“– Konzept mit weiterhin drei Akutkrankenhausstandorten unter Berücksichtigung des Ziels eines Abbaus von unter Versorgungsgesichtspunkten nicht notwendigen oder medizinisch nicht mehr zielführenden (Doppel-) strukturen.
Variante C: Genau wie Variante B, allerdings mit nur noch zwei Akutkrankenhausstandorten.
Variante D: „Freier Vorschlag“– Eigener freier Vorschlag des Gutachters
Welche Probleme zeichnen sich ab?
Die Gebäude in Bad Waldsee und Wangen sind über hundert Jahre alt. Beide müssten saniert oder eher neu gebaut werden, und da kommt das Land ins Spiel, denn diese Investitionen
könnte der Kreis niemals alleine schultern. Landes-Gesundheitsminister Manfred Lucha hatte die Woche zuvor in einer Rede keinen Zweifel daran gelassen, wo der Zug seiner Meinung nach hinfahren muss: Lucha mahnte eine stärkere Zusammenarbeit, eher sogar Fusion, der OSK mit dem Medizin-Campus Bodensee an und sah mittelfristig keine Zukunft für die Akutkrankenhäuser in Bad Waldsee und Tettnang. Einen Zuschuss für einen Neubau in Bad Waldsee schloss er sogar kategorisch aus. Auch für Wangen schwebt ihm eher eine Fachklinik als ein Akutkrankenhaus vor.
Wie geht es weiter?
Die Gutachter beginnen am 10. Januar mit ihrer Arbeit, die Ergebnisse sollen bis 3. Mai vorliegen, am 31. Mai soll der Kreistag dann entscheiden.