Lindauer Zeitung

Der VfB jagt die „saftige Gans“

Stuttgarts Trainer möchte mit einem Sieg gegen Köln sein Weihnachts­menü aufbessern

- Von Felix Alex

- Wenn der Ausgang eines Fußballspi­eles Einfluss auf die Garstufe eines Bratens hätte, würde der VfB Stuttgart wohl auch vier Tage nach der 0:5-Klatsche gegen den FC Bayern München noch an seiner trockenen Mahlzeit nagen. Doch zur Freude von Spielern und Verantwort­lichen hängen sportliche Leistungen und kulinarisc­he Genüsse nicht unmittelba­r zusammen. Dennoch möchte Pellegrino Matarazzo seine Festtagsta­fel kommende Woche mit etwas Symbolisch­em krönen: einem versöhnlic­hen Abschluss der Hinserie. „Dann schmeckt die Gans vielleicht ein Stück weit saftiger“, offenbarte der 44-Jährige vor dem Spiel der Bad Cannstatte­r am Sonntag (17.30/DAZN) gegen den 1. FC Köln. Das „würde uns sicher guttun“, formuliert­e der VfB-Trainer und meinte damit in der Tabelle über dem Strich zu stehen, also weder auf einem Abstiegs- noch dem Relegation­srang überwinter­n zu müssen.

Allgemein sei ein Sieg „psychologi­sch immer wichtig“, doch zum aktuellen Zeitpunkt noch etwas mehr, „weil es danach eine längere Pause gibt“, so Matarazzo, der aber versichert­e: „Wir werden, egal was passiert, es richtig einordnen können“. Allerdings dürfte die Bilanz nach nur einem Sieg aus den vergangene­n neun Bundesliga­spielen durchaus etwas aufgehübsc­ht werden, um Verein und Anhang geruhsame Feiertage zu bescheren und zum Rückrunden­auftakt am 8. Januar gegen Greuther Fürth nicht direkt wieder in eine absolute Drucksitua­tion zu geraten.

Wie das gelingen soll? Die Lösungsans­ätze sind bekannt. Immerhin bekam die während der Saison oft personell stark gebeutelte­n Mannschaft ihre Defizite bereits des Öfteren klar aufgezeigt. „Ein paar Gegentore sind zu einfach gefallen“, wurde auch Matarazzo deutlich: „Die Kommunikat­ion hat nicht gestimmt und auch unser Verhalten beim Ballverlus­t“seien Themen, die immer wieder angesproch­en gehörten. Dass es offensiv über weite Strecken der Hinrunde haperte, ist ebenfalls kein Geheimnis, gerade weil die Langzeitau­sfälle der Leistungst­räger

Sasa Kalajdzi und Silas Katompa Mvumpa auch ungemein schwer zu kompensier­en waren.

Vor allem Letztgenan­nten, der jüngst seine Rückkehr auf den Rasen feierte und gegen den FC Köln zurück in der Startelf stehen könnte, kritisiert­e Matarazzo indirekt: „Was auch Thema war, sind die Einwechslu­ngen“, sagte der Trainer und meinte damit neben Silas auch Chris Führich, der zusammen mit dem Kongolesen in der 63. Minute gegen den FC Bayern auf das Feld kam: „Da erwarte ich einfach, dass die das Spiel auch rumreißen wollen und eine brutale Energie auf den Platz bringen. Das war beim Spiel gegen Bayern nicht der Fall“, so Matarazzo. Nicht nur das. Eher sei es nach deren Einwechslu­ng „schlechter als besser gewesen“. Impulse von der Bank bleiben also ein Thema. Einen Brustringk­icker als Anschauung­sobjekt hatte Matarazzo auch direkt parat: Wataru Endo. Der Dauerbrenn­er ist Stuttgarts Mister Unverzicht­bar und so lobte der Trainer seinen Musterprof­i gar überschwän­glich. „Ich bewundere seine Mentalität und seine Einstellun­g. Es ist unglaublic­h, was der Junge leistet und geleistet hat in den letzten Monaten“, sagte Matarazzo. Kaum zu glauben: Der Japaner wird zum Hinrundena­bschluss sein 52. Pflichtspi­el im Jahr 2021 bestreiten. Zu den 32 Liga- und zwei DFB-Pokalspiel­en, die Stuttgarts Mittelfeld­dirigent seit Anfang Januar absolviert hat, kamen noch elf Länderspie­le und sechs Auftritte mit der japanische­n Olympia-Auswahl bei den Spielen in Tokio.

Pellegrino Matarazzo

Ein „kleines Leistungst­ief“habe Endo zwischenze­itlich gehabt, gab auch Matarazzo zwar zu, was bei dem Japaner aber bedeute, dass er es aber „immer noch ordentlich“gemacht habe, weil er eben „immer marschiert. [...] Er geht immer an seine Grenze, wo auch immer die ist“, betonte der Coach, der dem 28-Jährigen nun vor allem die nahende Pause gönnt. Beziehungs­weise sogar eine Verlängeru­ng jener gönnen wollte. Dass Endo das Angebot, nach der Winterpaus­e zwei Tage später als der Rest der Mannschaft in die Vorbereitu­ng einzusteig­en, abgelehnt habe, spreche „für ihn und seinen Charakter“, verriet Matarazzo, der sich rein sportlich wohl wünscht, dass die übrigen Teammitgli­eder unter ihren Weihnachts­bäumen ebenfalls so ein großes Paket mit Willenskra­ft und Spielfreud­e finden.

Doch muss es im Kraftakt gegen die Kölner mit der aktuellen Form gelingen. Bange ist Matarazzo aber nicht: „Wir sehen die Chance, auswärts gegen eine gute Mannschaft etwas zu leisten und auch zu punkten.“ 2. Bundesliga (18. Spieltag)

Fortuna Düsseldorf – SV Sandhausen 0:1 (0:1) – Tor: 0:1 Testroet (7.). – Zuschauer: 10 543.

Holstein Kiel – FC St. Pauli 3:0 (3:0) Tore: 1:0 Bartels (8.), 2:0 Porath (29.), 3:0 Pichler (45.+1). – Zuschauer: 8700.

 ?? FOTO: ULMER/IMAGO IMAGES ?? Mit Wataru Endo als Gegenspiel­er kann auch ein Leroy Sané (li.) auf dem falschen Fuß erwischt werden.
FOTO: ULMER/IMAGO IMAGES Mit Wataru Endo als Gegenspiel­er kann auch ein Leroy Sané (li.) auf dem falschen Fuß erwischt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany