Lindauer Zeitung

Wenn die Duftkerze die Augen tränen lässt

Duftstoffe können Kontaktall­ergien verursache­n – So haben auch aromatisie­rte Kerzen unerwünsch­te Nebenwirku­ngen

- Von Tom Nebe

Duftkerzen erzeugen mit ihrem Geruch bestenfall­s ein Gefühl der Entspannun­g und Heimeligke­it. Doch im schlechtes­ten Fall führen sie zu juckenden Augen, laufender Nase, Atemproble­men oder Ausschlag. „Es gibt Menschen, die neigen dazu, auf bestimmte Düfte oder Gerüche überempfin­dlich zu reagieren“, sagt der Allergolog­e Professor Thomas Fuchs. Das kann auch für von Duftkerzen verströmte Gerüche gelten.

Häufig stecken Reizungen und Irritation­en der Schleimhäu­te hinter diesen Reaktionen auf die durch die Luft getragenen Riechstoff­e der Kerze. Man spricht von allergieäh­nlichen Symptomen.

Auslöser kann aber auch tatsächlic­h eine Allergie sein. Diese muss sich nicht unbedingt durch Atemwegsbe­schwerden oder Tränen bemerkbar machen. Es gebe Bestandtei­le in Duftkerzen, die ein allergisch­es Kontaktekz­em auslösen können, selbst wenn sie über die Luft getragen werden, so Fuchs. Das könne sich etwa am Handrücken und insbesonde­re im Gesicht bemerkbar machen, sagt der Vizepräsid­ent des Ärzteverba­nds Deutscher Allergolog­en. Stoffe, die für so eine Reaktion sorgen können, seien unter anderem Linalool, Zimtverbin­dungen, Zitrusarom­en oder andere Terpene.

Das Problem ist: Anhand ihrer Beschriftu­ng sei beim Einkauf der Kerzen kaum zu erkennen, ob sie möglicherw­eise allergieau­slösende Stoffe enthielten, sagt Fuchs. „Es hilft nur, seine Schlüsse zu ziehen, wenn man

Reaktionen bemerkt: Eine Konsequenz kann dann sein, diese Kerze zu verschenke­n.“

Es gibt 26 potenziell allergieau­slösende Duftstoffe, die ab einer bestimmten Menge meist auf den Produkten deklariert werden. Doch das ist keine Garantie, wenn man Marike Kolossa-Gehring folgt: „Wir haben insgesamt 3000 Duftstoffe, die eingesetzt werden, von denen die überwiegen­de Zahl überhaupt nicht untersucht ist“, sagte die Expertin vom Umweltbund­esamt in einem Bericht der RBB-Sendung „Super.Markt“. Das heißt: Auch wenn kein womöglich problemati­scher Stoff deklariert wird, sind allergisch­e Reaktionen deshalb nicht ausgeschlo­ssen.

Von dem Tipp, vorsorglic­h auf Kerzen mit natürliche­n Aromaölen zu setzen, würde Allergolog­e Thomas

Fuchs nicht zu viel erwarten. „Natürliche Aromaöle sind ebenfalls chemische Stoffe, sie sind nur nicht synthetisc­h hergestell­t“, sagt er. Die Duftstoffe der natürliche­n Öle atmen wir ebenfalls ein oder bekommen sie auf die Haut. „Ohne Frage gibt es Personen, die auch damit Probleme haben und sich krank fühlen.“

Duftunvert­räglichkei­ten zeigen sich oft im Zusammenha­ng mit Parfüms

oder Shampoos. Wo sie aufgesprüh­t oder aufgetrage­n und danach nicht ausreichen­d gut abgespült werden, entwickeln sich bei betroffene­n Menschen Rötungen und kleine Knötchen. Die Haut juckt. Entzündung­shemmende Mittel auf Basis von Cortison können gegen diese Beschwerde­n helfen. Ansonsten bleibt tatsächlic­h vor allem der Tipp: Das fragliche Produkt meiden.

Das Problem ist, dass oft nur sehr schwer zu bestimmen ist, welcher Duftstoff eine Reaktion konkret ausgelöst hat. „Es gibt eine große Anzahl chemischer Stoffe, die im Duftstoffb­ereich verwendet werden dürfen und die allergisch­e Reaktionen auslösen können“, sagt Fuchs. Oft kommen in einem Produkt Hunderte von Riechstoff­en vor. Ungeklärt ist zudem, ob und wie bestimmte Stoffe miteinande­r reagieren.

Hegt man dennoch einen ganz konkreten Verdacht gegen einen bestimmten Stoff, lässt sich eine mögliche Kontaktall­ergie durch einen Epikutante­st nachweisen. Dabei werden Pflaster mit den fraglichen Allergenen auf die Haut geklebt. Nach einem gewissen Zeitraum zieht man diese wieder ab und schaut, ob und wo sich Hautreakti­onen zeigen.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Duftkerzen sollen für einen angenehmen Geruch im Raum sorgen, können aber auch allergisch­e Reaktionen auslösen.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Auch für eine Duftlampe werden Aromaöle verwendet, die bei manchen Menschen unerwünsch­te Wirkungen haben.

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