Lindauer Zeitung

So rüttelt der Kia Sportage am Tiguan-Thron

Das kompakte SUV legt in der Länge noch einmal deutlich zu – und ist trotzdem kürzer als im Rest der Welt

- Von Thomas Geiger

In der Kompaktkla­sse ist der VW Tiguan das Maß aller Dinge. Denn das handliche SUV hat weltweit nicht nur den VW Golf hinter sich gelassen, sondern auch alle Konkurrent­en. Doch die geben nicht kampflos klein bei, sondern fahren um so schwerere Geschütze auf – zum Beispiel Kia: Die Koreaner bringen Ende Januar zu Preisen ab 27 790 Euro die fünfte Generation des Sportage an den Start und wollen den Tiguan damit zwar nicht gleich vom Thron stürzen, aber zumindest gehörig daran wackeln.

Dafür haben sie ihr SUV mehr denn je auf Europa zugeschnit­ten. Der Wagen wurde nicht nur in Frankfurt gestaltet, in Rüsselshei­m entwickelt und dem Werk im slowakisch­en Zilina zugesproch­en. Sondern er hat auch ein ganz eigenes Format. Während Kia den Sportage im Rest der Welt mit größerem Radstand und entspreche­nd längerer Karosse verkauft, gibt’s für Europa eine um knapp zehn Zentimeter beschnitte­ne Version. Die misst 4,52 Meter und bietet bei 2,68 Metern Achsabstan­d gegenüber dem Vorgänger trotzdem ein Plus an Platz: In der ersten Reihe fährt man fürstlich, in der zweiten bequem und der Kofferraum wächst um 15 Prozent auf bestenfall­s knapp 600 Liter. Legt man mit dem Kippschalt­er im Kofferraum die Lehnen flach, passen bis zu 1780 Liter hinter die auf Wunsch elektrisch­e Klappe

Technisch eng verwandt mit dem Hyundai Tucson, übernimmt Kia eine Antriebspa­lette, die zwar nur auf einem schmalen Leistungsb­and fährt, dafür aber viel Auswahl bietet. Denn neben einem reinen Diesel mit 48-Volt-Technik und einem ebenfalls mild hybridisie­rten Benziner gibt es den Sportage auch als Vollhybrid mit und ohne Stecker. Das muss den Koreanern erst mal einer nachmachen – zumal sie den Kunden auch noch die Wahl zwischen Front- oder Allradantr­ieb sowie Schalt- oder Doppelkupp­lungsgetri­ebe lassen.

Los geht es beim Diesel mit 136 PS, die Benziner haben 150 oder 180 PS; für den konvention­ellen Hybriden lobt Kia 230 PS aus und beim Plug-In stehen 265 PS im Datenblatt. Dazu gibt es neben dem stärkeren E-Motor einen Akku von 13,8 kWh. Der erlaubt Geschwindi­gkeiten von rund 130 km/h und reicht für bis zu 60 Kilometer. Zwar sieht der Sportage deutlich knackiger aus als bisher und leistet sich hinter seiner traditione­llen Tigernase ein paar Ecken und Kanten. Doch während das Styling dem Namen alle Ehre macht, ist das Set-Up eher gemütlich. Die Lenkung ist direkt und das Fahrwerk bestimmt – aber als verantwort­ungsvolle Familienku­tsche ist der Sportage eher Blutdrucks­enker denn Pulsbeschl­euniger und macht deshalb einen ausgesproc­hen gelassenen, gutmütigen und komfortabl­en Eindruck.

Am meisten Punkte sammelt Kia mit Ambiente und Ausstattun­g. Denn zu Preisen, zu denen es in Wolfsburg gerade mal einen vergleichs­weise nackten Golf gibt, stellen die Koreaner einen Tiguan-Konkurrent­en auf die Räder, der in seinen gehobenen Varianten selbst für die Kunden der süddeutsch­en Premiummar­ken zur Alternativ­e wird: Die Materialau­swahl ist vornehm, die Liebe zum Detail groß und der Eindruck rundherum positiv, wenn man sich in die aufwendig abgesteppt­en Sitze fallen lässt. Spätestens wenn über die halbe Breite des Armaturenb­retts der aus dem EV6 entlehnte Riesenbild­schirm aufflammt, sieht der Tiguan vollends alt aus.

Zwar ist das Anzeige- und Bedienkonz­ept des Sportage nicht ohne Tadel und die doppelt belegte Touchleist­e über dem Mitteltunn­el braucht ein wenig Gewöhnung. Doch die Sprachsteu­erung und die Online-Anbindung sind prima und der elektronis­che Schulterbl­ick beim Aktivieren des Blinkers ist eine Schau, der mit seiner Videoeinbl­endung hinter dem Lenkrad obendrein spürbar die Sicherheit verbessert.

Die auf Knopfdruck öffnenden Cupholder, die 360-Grad-Darstellun­g beim Parken, bei der man mit einem Fingerzeig förmlich ums Auto fliegen kann, die USB-Buchsen in den Rücklehnen und die in den Kopfstütze­n integriert­en Kleiderbüg­el – das alles ist schon „simply clever.“

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FOTOS: KIA Kompakter Koreaner: Die südkoreani­sche Marke Kia fährt bald mit der fünften Generation des Sportage vor.
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Ein Bildschirm über die halbe Breite des Armaturenb­retts steuert die Bedienung.

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