Spielerisch aufs Podest
Allgäuer Schmid Dritter im Riesenslalom von Alta Badia
(SID) - Alexander Schmid schien gar nicht zu begreifen, welch historische Fahrt er da gerade in den Dolomiten-Schnee gezaubert hatte. Die deutschen Betreuer fielen sich schon in die Arme, als Schmid am Fuße der traditionsreichen „Gran Risa“noch ausgepumpt auf die Anzeigetafel starrte - doch es stimmte: Der Allgäuer, geboren in Oberstdorf, stand als Dritter beim Klassiker in Alta Badia erstmals im Riesenslalom auf einem WeltcupPodium, auch dank Bruder Manuel.
„Es ist einfach Wahnsinn und ein Traum“, sagte Schmid fast ungläubig, „das bedeutet mir sehr viel, ich bin überglücklich.“Nach seinem bitteren Aus im ersten Rennen an gleicher Stelle am Vortag habe er mit seinem verletzten Bruder telefoniert. „Er hat gesagt, er drückt mir die Daumen“, berichtete Schmid, da habe er sich „gedacht: Ich fahre für uns beide.“
Das tat er – und wie! Der Allgäuer raste mit einer äußerst angriffslustigen, teilweise fast spielerisch leichten Vorstellung über den extrem anspruchsvollen Hang und verteidigte seinen dritten Rang aus dem ersten Lauf im Finale erfolgreich. „Ich habe die Nerven behalten und mein Ding durchgezogen“, sagte er und strahlte.
Alpinchef Wolfgang Maier zog den Hut. „Das war ein brutal schweres Rennen und eine klasse Vorstellung“, sagte er: „Er gehört erstmals zur absoluten Weltspitze – ohne dass einer ausgefallen wäre oder Glück gehabt hätte. Er war mit Ansage dabei!“
Auf Saison-Dominator Marco Odermatt aus der Schweiz, der im vierten Rennen seinen dritten Sieg holte, fehlten Schmid 1,09 Sekunden. Vize-Weltmeister Luca De Aliprandini (Italien) war als Zweiter nur 0,08 Sekunden schneller.
Sein Erfolgsrezept? Nach dem Sonntag habe er „alles auf Null“gestellt. „Ich habe mich zusammenreißen und neu fokussieren müssen“, berichtete er. Entscheidend sei dabei gewesen, „dass ich mir selber treu geblieben bin“.
So fuhr er als erster Deutscher seit dem Sieg von Stefan Luitz in Beaver Creek vor drei Jahren im Riesenslalom aufs Podest. Zuletzt war dies in dieser Disziplin in Alta Badia 1986 dem späteren Doppel-Olympiasieger Markus Wasmeier gelungen. „Ich wollte einfach nur Spaß haben“, sagte Schmid, „die Kulisse ist Wahnsinn hier, ich liebe es in den Dolomiten“.
Schmid galt lange als Versprechen, Maier nennt ihn „einen sensiblen Rennfahrer“. Das geriet ihm nicht immer zum Vorteil. In ParallelRennen war er zwar zweimal Dritter im Weltcup, zwei weitere Male mit dem Team, dazu gewann er im Frühjahr Mannschaftsbronze bei der WM.
Doch im Riesenslalom hatte er dort ebenfalls Bronze im Blick, ehe er im Finale ausschied. Besser als Sechster war der WM-Achte von 2019 im Weltcup in seiner Lieblingsdisziplin nie, zuletzt vor eineinhalb Wochen in Val d'Isere/Frankreich. „Ich sage immer: Es kommt alles zurück“, sagte er vor dem Rennen - und behielt recht.