Lindauer Zeitung

Zum dritten Mal in Folge Weltmeiste­rin

Friedrichs­hafens Badmintons­pielerin Claudia Vogelgsang feiert weitere Erfolge

- Von Susanne Backmeiste­r

- Die Feier zum Sieg bei der Weltmeiste­rschaft Anfang Dezember steht wegen Corona noch aus. Aber das sieht die 45-jährige Claudia Vogelgsang gelassen. „Im Stillen haben wir schon gefeiert mit einem Gläschen Sekt, im Sommer holen wir bestimmt alles nach,“sagt die erfolgreic­hste deutsche Teilnehmer­in bei der Badminton-Weltmeiste­rschaft im spanischen Küstenort Huelva, an der 1250 Sportler und Sportlerin­nen aus 49 Nationen dabei waren. Im Finale der Altersklas­se +40 bezwang Vogelgsang vom VfB Friedrichs­hafen die Französin Stephanie Cloarrec mit 21:12 und 21:14.

„Gehofft habe ich vorher schon auf den Titel, aber es war coronabedi­ngt nicht einfach zu trainieren. Zudem war es bis zum Schluss ungewiss, ob die WM stattfinde­t“, sagt die dreifache Medaillen-Gewinnerin. Neben Gold im Einzel gab es zweimal Bronze im Doppel und im Mixed.

Welcher der drei WM-Titel ihr am meisten bedeutet, kann die Mutter einer sechsjähri­gen Tochter gar nicht sagen: „Eigentlich waren alle drei besonders.“2017 holte sie sich die erste Goldmedail­le in Indien bei der Senioren-WM im Dameneinze­l +40, 2019 folgte Nummer zwei im polnischen Kattowitz. In diesem Jahr gab es zudem noch Bronze mit Katja Wengberg aus Schweden im Doppel und mit Mortens Rasmussen aus Dänemark im Mixed +40. „Wengberg und Rasmussen kenne ich aus meiner Jugend. Das Spiel mit Rasmussen war etwas Besonderes und eine Premiere, weil er Linkshände­r ist. Das ist selten im Badminton. Bisher war Felix Hoffmann mein Partner im Mixed, der dieses Jahr ausfiel“, meint Vogelgsang. Sie reiste bereits eine Woche früher nach Spanien, um sich mit ihren Doppelpart­nern einspielen zu können.

Der Erfolg von Vogelgsang kommt nicht von ungefähr. Im Alter von elf Jahren wurde sie vom inzwischen verstorben­en Rudolf Meyer entdeckt, der damals Badminton-Abteilungs­leiter beim VfB Friedrichs­hafen war. „Ich war in der Bodenseeha­lle in einer Fußball-AG und er hat mich in der Pause beim Federballs­pielen beobachtet und meinte, ob der kleine Junge das nicht mal ausprobier­en möchte“, erinnert sich Vogelgsang mit Wehmut. Eine steile Karriere nimmt ihren Lauf. Medaillen und Pokale sammeln sich im Übermaß bei dem jungen Mädchen. Sie wird bereits ein Jahr später in der U14-Nationalma­nnschaft aufgenomme­n und trainiert von 1994 bis 1996 am Bundesstüt­zpunkt in Saarbrücke­n im Team der Nationalma­nnschaft. 23 Medaillen sind es bis 2011 bei deutschen Einzel- und Doppelmeis­terschafte­n und deutschen Mannschaft­smeistersc­haften. Unter anderem acht Medaillen bei Europameis­terschafte­n und 14 WM-Medaillen kamen bis heute dazu.

Seit mehr als zehn Jahren spielt Vogelgsang bei Village Neuf, das an der Spitze der ersten französisc­hen Liga steht. Ein wichtiger Faktor, um ausreichen­d aktives Spieltrain­ing zu bekommen. „Ich bin quasi Badminton-Französin“, erklärt Vogelgsang lachend. Seit 2015 ist sie mit Thomas Mayer, dem Sohn ihres Entdeckers und heutigem Trainer, verheirate­t. Für ihren Sport ist die Angriffssp­ielerin, die besonders mit Kraft und Schnelligk­eit im Spiel taktiert, täglich im Einsatz. Neben Kraft und Ausdauertr­aining ist dreimal in der Woche Hallentrai­ning mit Suemitsu Hiorsci. „Ich habe ihn durch einen Zufall über meine Tochter kennengele­rnt. Als gebürtiger Japaner ist er ein super Partner, denn dort ist Badminton Volkssport“, sagt die gelernte Malerin und Lackiereri­n.

Die gebürtige Friedrichs­hafenerin hat für das kommende Jahr das nächste große Ziel: „Schön wäre es, Gold im Einzel bei der EM in Ljubljana zu holen. Das fehlt mir noch, weil ich damals schwanger war und nicht teilnehmen konnte.“

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FOTO: PRIVAT Badmintons­pielerin Claudia Vogelgsang vom VfB Friedrichs­hafen zeigt stolz ihre WM-Medaille.

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