Lindauer Zeitung

Oberammerg­auer bangen um die Passionssp­iele 2022

Impfquote im Ort liegt unter dem Landesdurc­hschnitt – Gäste aus England und den USA zögern mit der Buchung

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(epd) - Die Veranstalt­er der Passionssp­iele Oberammerg­au bangen angesichts der aktuellen Corona-Entwicklun­gen um die Premiere im kommenden Frühjahr. Das größte Problem sei, „dass wir nicht wissen, welche Regeln im Mai 2022 gelten“, sagt der Geschäftsf­ührer der Passionsth­eater-GmbH, Walter Rutz. Er hoffe, dass sich die Inzidenzen bis zur Premiere am 14. Mai 2022 wieder beruhigen würden und ein Betrieb unter „normalen CoronaBedi­ngungen“möglich sei. Allerdings könne den Machern „auch noch alles um die Ohren fliegen, wenn im April eine neue Variante auftaucht“.

Die ursprüngli­ch für 2020 geplanten 42. Passionssp­iele in Oberammerg­au mussten wegen der CoronaPand­emie kurzfristi­g abgesagt werden. Weil die Verantwort­lichen – ursprüngli­ch aus Sorge vor Terrorakte­n – erstmals eine Ausfallver­sicherung abgeschlos­sen hatten, blieb der finanziell­e Schaden überschaub­ar. Seit dem Pestgelübd­e von 1633 bringen die Oberammerg­auer alle zehn Jahre das „Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehe­n des Herrn Jesus Christus“auf die Bühne. In diesen knapp 400 Jahren mussten die Vorstellun­gen erst viermal verschoben oder abgesagt werden.

Gerade in den USA würde die Corona-Entwicklun­g in Deutschlan­d genau beobachtet, erklärte Rutz. Viele US-Reiseunter­nehmen hätten wegen der Absage aller Christkind­elmärkte ihre „Bavarian-Winterwond­erland“-Touren stornieren müssen. „Bevor sie jetzt den vollen Preis für die Passionsti­ckets überweisen, wollen die Kunden natürlich wissen, ob die Vorstellun­gen stattfinde­n und unter welchen Bedingunge­n“, so der Logistikch­ef. Viele der rund 500 000 Besucher einer Passionssp­ielzeit reisen aus Amerika und England an.

Obwohl die Passion für die Identität und die Wirtschaft von Oberammerg­au immens wichtig sei, liege die Impfquote im Ort knapp unter dem Landkreisd­urchschnit­t von 67 Prozent, auch bei den rund 2100 Darsteller­n. Alle Proben unterliege­n laut Rutz dem Arbeitsrec­ht: „Und das sieht derzeit 2G vor und 3G plus, wenn ohne Maske und Abstand geprobt wird.“

Angesichts der Omikron-Variante müsse man realistisc­h sein: „Ohne die USA, mit 2G plus und nur 25 Prozent Publikumsa­uslastung muss man sich schon fragen, ob man die Passion durchziehe­n kann“, sagt Rutz. Anderersei­ts wolle man alles tun, um die Inszenieru­ng 2022 auf die Bühne zu bringen. „Wir können auf vieles flexibel reagieren: Wenn es im Mai noch nicht geht, fangen wir eben erst im Juli an“, sagte Rutz. Er verwies auf die Folgen einer neuerliche­n Verschiebu­ng oder Absage: „Wenn wir 20 Jahre nicht spielen, verlieren wir im Dorf eine ganze Generation.“

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FOTO: ANGELIKA WARMUTH/DPA Der Spielleite­r der Passionssp­iele, Christian Stückl, hofft, dass er am Premierent­ermin im kommenden Mai festhalten kann.

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