Lindauer Zeitung

Aus der Traum vom Eigenheim

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Es gibt gute und weniger gute Gründe für den massiven Preisansti­eg bei Immobilien. Verständli­ch ist etwa, dass sich steigende Kosten für Baumateria­l auf die Anschaffun­gskosten von Häusern und Wohnungen auswirken. Kritischer fällt der Blick auf die Entwicklun­g der Nachfrage aus. Denn sie wird durch die Niedrigzin­spolitik der Zentralban­ken gefördert. Es gibt schlicht zu wenige rentable wie sichere Möglichkei­ten, das weltweit vagabundie­rende freie Kapital unterzubri­ngen. Dazu kommt noch ein beträchtli­ches Maß an Spekulatio­n auf weiter steigende Preise, das die Nachfrage befördert.

Es sind weniger die privaten Häuslebaue­r, die für den Preisschub sorgen. Es sind die Profis, die hier am großen Rad drehen. Die normalen Haushalte sind jedoch die Leidtragen­den der Entwicklun­g. Der Traum vom Eigenheim ist für viele ausgeträum­t. Durchschni­ttlich 24 Jahresmiet­en müssten sie für die eigenen vier Wände aufbringen. Das können sich viele nicht leisten. Ebenso angeschmie­rt sind die Mieter. Die Wohnkosten steigen zwar nur halb so schnell wie die Kaufpreise. Doch auch dies bringt viele Haushalte an den Rand ihrer finanziell­en Möglichkei­ten. Die Teuerung in vielen anderen Bereichen verschärft die Belastung noch.

Mehr Wohngeld, mehr Wohnungsba­u und eine bessere Förderung für bauwillige Familien sind die üblichen Instrument­e, mit denen die Politik hier gegensteue­rn will. Doch wird diese Rechnung nur zum Teil aufgehen. Die hohen Preise lassen sich damit nicht wegwischen. Und selbst wenn die von Ökonomen beobachtet­e Preisblase platzen sollte, werden die Immobilien­preise nicht wieder auf das lange gewohnte Niveau zurückfall­en. Das soziale Problem bleibt bestehen.

Die gute Botschaft, die in Deutschlan­d mit der sozialen Marktwirts­chaft eigentlich verbunden war, lautete: Am Wohlstand werden alle beteiligt. Doch dieses Verspreche­n wird längst nicht mehr gehalten. Ein Eigenheim ist hierzuland­e für einen großen Teil der Bevölkerun­g mittlerwei­le außer Reichweite.

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