Aus der Traum vom Eigenheim
Es gibt gute und weniger gute Gründe für den massiven Preisanstieg bei Immobilien. Verständlich ist etwa, dass sich steigende Kosten für Baumaterial auf die Anschaffungskosten von Häusern und Wohnungen auswirken. Kritischer fällt der Blick auf die Entwicklung der Nachfrage aus. Denn sie wird durch die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken gefördert. Es gibt schlicht zu wenige rentable wie sichere Möglichkeiten, das weltweit vagabundierende freie Kapital unterzubringen. Dazu kommt noch ein beträchtliches Maß an Spekulation auf weiter steigende Preise, das die Nachfrage befördert.
Es sind weniger die privaten Häuslebauer, die für den Preisschub sorgen. Es sind die Profis, die hier am großen Rad drehen. Die normalen Haushalte sind jedoch die Leidtragenden der Entwicklung. Der Traum vom Eigenheim ist für viele ausgeträumt. Durchschnittlich 24 Jahresmieten müssten sie für die eigenen vier Wände aufbringen. Das können sich viele nicht leisten. Ebenso angeschmiert sind die Mieter. Die Wohnkosten steigen zwar nur halb so schnell wie die Kaufpreise. Doch auch dies bringt viele Haushalte an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten. Die Teuerung in vielen anderen Bereichen verschärft die Belastung noch.
Mehr Wohngeld, mehr Wohnungsbau und eine bessere Förderung für bauwillige Familien sind die üblichen Instrumente, mit denen die Politik hier gegensteuern will. Doch wird diese Rechnung nur zum Teil aufgehen. Die hohen Preise lassen sich damit nicht wegwischen. Und selbst wenn die von Ökonomen beobachtete Preisblase platzen sollte, werden die Immobilienpreise nicht wieder auf das lange gewohnte Niveau zurückfallen. Das soziale Problem bleibt bestehen.
Die gute Botschaft, die in Deutschland mit der sozialen Marktwirtschaft eigentlich verbunden war, lautete: Am Wohlstand werden alle beteiligt. Doch dieses Versprechen wird längst nicht mehr gehalten. Ein Eigenheim ist hierzulande für einen großen Teil der Bevölkerung mittlerweile außer Reichweite.