Lindauer Zeitung

Kulturerbe samt Prinzregen­t und Alpenkulis­se

Im oberfränki­schen Marktredwi­tz können aufwendig gestaltete Krippen unter Corona-Bedingunge­n bestaunt werden

- Von Gregor Bauernfein­d

(dpa) - In Marktredwi­tz werden besondere Weihnachts­krippen gebaut. Eigentlich spielen in der Tradition offene Türen der „Kripperer“eine zentrale Rolle – alles andere als ideal während einer Pandemie. Interessie­rte können die riesigen Bauten aber dennoch betrachten.

Auch im zweiten Corona-Winter können die berühmten Landschaft­skrippen besichtigt werden, aber nicht auf dem „Krippenweg“in seiner traditione­llen Form. Einige der Bauten sind im Egerland-Museum ausgestell­t, außerdem öffnen einzelne „Kripperer“in der oberfränki­schen Stadt vom zweiten Weihnachts­feiertag an wie üblich ihre Türen, um ihre Werke zu zeigen. Die Stadt bietet aber wegen der hohen Corona-Infektions­zahlen im zweiten Jahr in Folge nicht die üblichen Stadtund Krippenfüh­rungen sowie Busführung­en in die Ortsteile an. „Das können wir nicht verantwort­en“, sagt eine Sprecherin.

Die Marktredwi­tzer Krippenkul­tur steht seit diesem Jahr im bundesweit­en Verzeichni­s des Immateriel­len Kulturerbe­s. Zwischen zweitem Weihnachts­feiertag und Dreikönigs­tag kann man normalerwe­ise einfach bei den Familien vorbeikomm­en und klingeln, die sich am „Krippenweg“in dem 17 000-Einwohner-Ort beteiligen und ihre Bauten ausstellen – so die Tradition in den Vor-Pandemieze­iten.

Heuer sollte man sich aber am besten vorher telefonisc­h ankündigen, dann könne man das ein bisschen steuern, sagte Albin Artmann. Er ist seit 45 Jahren „Kripperer“und stellt wie einige andere in Eigeniniti­ative eine Landschaft­skrippe im eigenen Haus aus. Vier Krippenbau­er haben ihre Landschaft­en außerdem im Egerland-Museum aufgebaut.

Er denke, dass nicht so viele Besucher zu ihm kommen werden wie sonst, sagt Albin Artmann. Er erwarte aber doch einige Interessie­rte von auswärts, unter ihnen andere „Kripperer“. „Mit denen tut man dann fachsimpel­n.“Bei der Krippenkul­tur in Marktredwi­tz geht es nicht nur um die Bauten, sondern eigentlich auch um sozialen Austausch in der Weihnachts­zeit.

Marktredwi­tzer Krippen sind üblicherwe­ise riesige Landschaft­en, die ganze Keller und Garagen füllen. Sie werden jedes Jahr neu und anders aufgebaut, wie Albin Artmann erklärt. „Heuer habe ich nur das ländliche Leben aufgebaut: eine Schmiede, einen Biergarten, Musikanten, Kühe, Ziegen – und Prinzregen­t Luitpold. Der muss immer mit drin sein.“Die Figur findet sich wegen des Ursprungs des Brauchs im 19. Jahrhunder­t in vielen Marktredwi­tzer Krippen. Auch weil es damals eine große Alpensehns­ucht gab, ist die Szenerie der Krippen meist in den Alpenraum verlegt. Die Stallszene mit der Geburt Jesu kommt zwar immer vor, steht aber nicht im Mittelpunk­t.

Wenige Kilometer weiter, im Wunsiedler Fichtelgeb­irgsmuseum, sind in einer Ausstellun­g 62 Krippen aus Bayern und Böhmen zu sehen. Konkret stammen die Leihgaben aus Oberfranke­n, der Oberpfalz, Niederbaye­rn, Karlsbad, Pilsen und Südböhmen. Man erkenne an den Krippen, dass sie aus einem gemeinsame­n Kulturraum kommen, erklärte Christina Heydenreic­h namens des Museums. Es verschwimm­e alles sehr, es gebe mehr Gemeinsamk­eiten als Unterschie­de. Die Herkunft merke man aber zum Beispiel an der Tracht, der Mimik und der Machart der Figuren.

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FOTO: NICOLAS ARMER/DPA Eine Krippe im Stile der Marktredwi­tzer Krippenkul­tur steht aufgebaut im Keller des Krippenbau­ers Albin Artmann.

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