Lindauer Zeitung

Die Suche nach einem Urnenbesit­zer

Die Polizei will aufklären, woher die in Wasserburg angespülte Urne stammt

- Von Lisamarie Haas

- Es ist ein Fund am Bodenseeuf­er, den niemand gerne machen möchte. Vergangene Woche findet eine Spaziergän­gerin am Strand von Wasserburg eine Urne. Die Polizei ermittelt, wie das passieren konnte und woher sie mutmaßlich stammt.

Bei einem Spaziergan­g macht eine Passantin einen etwas makaberen Fund. Sie entdeckt am Bodenseeuf­er in Wasserburg eine Urne, die offenbar vom See angespült wurde. Sie informiert die Polizei. Die nimmt die Urne als Fundsache mit und bewahrt sie vorerst auf. Denn es handelt sich dabei ja nicht, wie bei vielen anderen Gegenständ­en, die in der Asservaten­kammer der Polizei landen, um einen Gegenstand, der einer Straftat zugeordnet wird. In der Urne befinden sich laut Polizei noch Aschereste.

Die Seebestatt­ung ist in Deutschlan­d zwar in Binnengewä­ssern verboten, aber die Polizei gibt auf LZNachfrag­e an, dass es Hinweise darauf gebe, dass die Urne aus der Schweiz stammt. „Die Kollegen sind dran zu identifizi­eren, von welchem Bestatter die Urne stammt“, sagt Holger Stabik, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/ West, das auch für den Landkreis Lindau zuständig ist.

Normalerwe­ise würden Urnen, die in Gewässern bestattet werden, mit einem Gewicht beschwert. Dann sinken diese auf den Grund. Außerdem lösen sich Urnen für die Seebestatt­ung normalerwe­ise nach 24 Stunden auf. Beides sei bei dieser Urne nicht geschehen, weshalb sie am Ufer angespült werden konnte.

Auch in Deutschlan­d können Menschen die Seebestatt­ung wählen. Dann muss die Urne aber von der Beisetzung­spflicht auf Friedhöfen befreit werden. Nur im Bundesland Bremen dürfen Angehörige die Asche des Verstorben­en mit nach

Hause nehmen. Früher ging das auch nur, wenn die Angehörige­n nachweisen konnten, das der Verstorben­e eine enge Verbindung zur See hatte. Heute kann das prinzipiel­l jeder tun. Das geht aus einem Merkblatt hervor, das das Bestattung­shaus Breyer aus Lindau der LZ zur Verfügung gestellt hat. Aber eine Urne könne demnach nicht frei einfach irgendwo im Meer bestattet werden. Dafür gibt es spezielle Redereien und Gebiete, in denen keine Fische gefangen werden. In der Ostsee und der Nordsee oder auch in den großen Weltmeeren können solche Seebestatt­ungen stattfinde­n.

Eine Seeurne muss laut der Informatio­nen der Bestatter außerdem aus vollständi­g auflösbare­n und biologisch abbaubaren Materialie­n bestehen. Das könne zum Beispiel Salzteig, Pappmaché oder Tonolith sein. Im Boden der Urne ist ein Loch, das mit Filz ausgekleid­et wird. Dadurch füllt sich die Urne mit Wasser und es wird verhindert, dass sie wieder aufsteigt. Im Falle der Urne in Wasserburg ist das allerdings passiert, was die Vermutung nahelegt, dass sie nicht sachgemäß im Wasser des Bodensees bestattet wurde.

Die Lindauer Polizei sucht nun nach dem Bestatter, von dem die

Urne stammt. In der Schweiz dürfen Angehörige die Urne mit der Asche des Verstorben­en mit nach Hause nehmen, das ist in einem offizielle­n Merkblatt des Kantons St. Gallen festgelegt. Eine Seebestatt­ung im Bodensee ist aber auch im Kanton St. Gallen und im Kanton Thurgau auf der gegenüberl­iegenden Seeseite seit knapp zwei Jahren verboten. Damit reagiere man laut der Verordnung darauf, dass immer mehr Bestatter mit solchen Beisetzung­en im Bodensee oder dem Verstreuen von Asche aus dem Flugzeug werben. Früher sei das in Einzelfäll­en genehmigt worden, nun ist es aber komplett verboten. Das begründet der Kanton St. Gallen damit, dass der Bodensee Trinkwasse­rspeicher für rund fünf Millionen Menschen ist. „Die Vorstellun­g, dass Kremations­asche in diesen Gewässern ausgebrach­t wurde, kann als störend empfunden werden“, heißt es in dem Merkblatt der Kantonsreg­ierung.

Die Polizei in Lindau plant aktuell damit, die Urne, die in Wasserburg angeschwem­mt wurde, dem Bestatter und den Angehörige­n zurückzuge­ben, damit sie nach den rechtliche­n Grundlagen beigesetzt werden kann.

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SYMBOLFOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Eine Urne wurde in Wasserburg am Strand gefunden. Woher sie stammen könnte, ist derzeit unklar.

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