Lindauer Zeitung

ZAK streitet mit dem Finanzamt um 742 000 Euro

Verbandsch­ef Gebhard Kaiser wettert gegen Behörden: „Wir brauchen wieder mehr, die entscheide­n“

- Von Ulrich Weigel

- Wenn es gut läuft, ist es für den Abfallzwec­kverband ZAK eine prima verzinste Geldanlage. Wenn nicht, ist der Bund 742 000 Euro reicher. Potenzial für einen Aufreger hat der Steuerstre­it allemal: Der ZAK musste jetzt eben diese gewaltige Summe an Stromsteue­rn an den Bund nachzahlen. Nicht, weil man etwas falsch gemacht hätte oder weil sich ein Gesetz geändert hat. Sondern offenbar nur, weil sich auf höchster Ebene die „Rechtsauff­assung“zu einem bestehende­n Gesetz geändert hat. „Das ist nur eine Arbeitsbes­chaffung“, schimpft ZAK-Vorsitzend­er Gebhard Kaiser.

Der Oberallgäu­er Altlandrat hatte in früheren Jahrzehnte­n oft vehement gegen ein Zuviel an Bürokratie und Verwaltung gewettert. Jetzt ist er wieder in Fahrt, macht „tief greifende Probleme im System“aus. Kern seiner Kritik: Weil Behörden immer mehr Mitarbeite­r einstellen, werde nur noch mehr und länger geprüft. Man drehe sich immer mehr im Kreis. „Wir lähmen uns mit dem unbegrenzt­en Einstellen von Mitarbeite­rn in Behörden. Wir brauchen wieder mehr, die entscheide­n.“Dabei zielte Kaiser auf mehrere Themen ab, die in der Versammlun­g für Diskussion­en gesorgt hatten.

Stromsteue­r: Im Müllheizkr­aftwerk in Kempten verbrennt der ZAK Abfall und erzeugt dabei viel Strom. Bis Mitte 2019 hatte das Hauptzolla­mt

den Strom, den der ZAK dafür unmittelba­r selbst wieder verwendete, als „Strom zur Stromerzeu­gung“anerkannt und von der Steuer befreit. Dann gab die Generalzol­ldirektion 2019 eine geänderte Rechtsauff­assung bekannt. Die unmittelba­r mit der Verbrennun­g zusammenhä­ngende Reinigung der Rauchgase beispielsw­eise sollte nichts mit der Stromerzeu­gung zu tun haben. Letztlich einigten sich Generalzol­ldirektion und der Bundesverb­and thermische­r Abfallbeha­ndlungsanl­agen darauf, den Streitpunk­t über zwei Musterklag­en vom Bundesfina­nzhof entscheide­n zu lassen. Obwohl die Entscheidu­ng aussteht, erhielt der

ZAK vor wenigen Wochen Steuerbesc­heide, nach denen er für die Jahre 2019 und 2020 insgesamt 742 000 Euro Stromsteue­r nachzahlen muss. Kaiser schimpft: Es werde nur alles immer schwierige­r und teurer, bringe aber nichts. Die Zuständige­n müssten die Zusammenhä­nge sehen. Unter anderem den, dass der ZAK nun natürlich weniger Gewerbeste­uer zahle, was auch den Bund trifft.

Das Geld wurde jetzt dennoch überwiesen und zugleich Einspruch eingelegt. Laut Christoph Lindermayr, Geschäftsf­ührer der ZAK Energie GmbH, sehen die Anwälte gute Chancen, dass die Sache erfolgreic­h für den ZAK ausgeht. Dann müsste der Bund die Steuern mit vier Prozent verzinst zurückzahl­en – in einer Welt der Null- und Minuszinse­n eine gute Geldanlage.

Windkraft: Wegen einer anderen Berechnung bei den Drehfunkfe­uern könnten vier zusätzlich­e Windräder auf dem Höhenrücke­n bei Wildpoldsr­ied möglich sein. Doch der ZAK wartet „schon ewig“auf eine neue Bewertung des Bundesaufs­ichtsamts für Flugsicher­ung. In Baden-Württember­g liege die Genehmigun­gsdauer für Windräder bereits bei sieben Jahren, sagt KarlHeinz Lumer, Geschäftsf­ührer der ZAK Holding GmbH. Er fürchtet: „Wenn sich in der Abwägung zwischen Klima- und Naturschut­z nichts tut, kriegen wir kein zusätzlich­es Windrad mehr ins Allgäu.“ZAK-Chef Kaiser sprach mit Blick auf die Windkraft von den Luftschlös­sern, die man nicht so schnell umsetzen könne, aber dennoch nicht außer Acht lassen dürfe.

Eidechsen: In der Mineralsto­ffDeponie Steinegade­n, die ab 2023 erweitert werden soll, wurde auf dem Deponiegel­ände Material wie Erdaushub und Bauschutt gelagert, das später für einen Sichtschut­z dienen soll. Doch das störte Umweltfach­leute der Regierung von Schwaben und des Landratsam­tes. Nun muss das Material wieder abgetragen werden. Dann wird untersucht, inwieweit das dort lebenden Eidechsen schadet. ZAK-Geschäftsl­eiter Christian Oberhaus: „Da kann man nur den Kopf schütteln.“

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ARCHIVFOTO: EVI ECK-GEDLER Der ZAK musste eine gewaltige Summe an Stromsteue­rn an den Bund nachzahlen.

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