Junger Tänzer aus dem Kreis Lindau ist Weltmeister
Raban Bottke (23) aus Weiler-Simmerberg hat es von der Landesliga in Bremen an die Weltspitze geschafft
(elm) - Weltmeister! Der Westallgäuer Tänzer Raban Bottke hat seinen Traum erreicht: Er holte sich mit dem A-Team des Grün-Gold-Clubs Bremen bei der Latein-Formationstanz-WM vor heimischem Publikum den Titel. Mit seiner neuen Choreografie „Emozioni“lieferte der GGC unter Leitung von Star-Trainer Roberto Albanese eine souveräne Leistung ab und ließ die starke Konkurrenz – neben zwei russischen Teams auch den 14-fachen Weltmeister TSG Bremerhaven – hinter sich.
Mittendrin der 23-Jährige aus Weiler. Nach monatelangem angespanntem Training und zwei sauber abgelieferten Auftritten in der Vorund Zwischenrunde lief der Finaldurchgang „wie am Schnürchen“. „Ich bin total glücklich, dass sich die Arbeit und die intensive Vorbereitung ausgezahlt haben“, sagte der frisch gebackene Weltmeister nach der Siegerehrung kurz nach Mitternacht.
Acht Jahre hat Raban Bottke beim TV Lindenberg Karate betrieben, drei Jahre auch Aikido und Kenjutsu (Schwertkampf) bei der SV Weiler. Das Tanzen packte ihn nach den üblichen Kursen, die man als Schüler so macht. Erste Schritte in einer Lateinformation noch außerhalb des Wettkampfsports machte er bei der Tanzschule Daniel Geiger in Lindau.
Nach dem Abitur 2017 beschloss der junge Westallgäuer, sich ernsthaft aufs Tanzen zu konzentrieren – und das mit enormem Ehrgeiz: „Wenn, dann beim besten Club der Welt“, sagte Bottke damals mit einigem Selbstvertrauen: „Ich will ins ATeam des GGC – und mit ihm die WM gewinnen.“Der GGC Bremen ist so etwas wie der FC Bayern im Latein-Formationstanz, das A-Team ist 16-facher deutscher Meister (seit dem Jahr 2007 ununterbrochen) und nun elffacher Weltmeister. Raban Bottke fuhr also vor vier Jahren nach Bremen, tanzte vor – und durfte tatsächlich einsteigen. Neulinge fangen beim GGC allerdings ganz unten an: im E-Team, in der Landesliga. Von dort schaffte er direkt den Sprung ins C-Team, das in der Regionalliga tanzte. Mit Talent, Fleiß und Disziplin empfahl sich Bottke schließlich für das B-Team. Mit dieser Mannschaft erreichte Bottke in der Saison 2019/ 20 in der Ersten Bundesliga und bei der Deutschen Meisterschaft jeweils den fünften Platz.
Im Februar 2021 wurde er ins ATeam berufen. Im April trat er mit ihm vor einem Millionenpublikum in der RTL-Tanzshow „Let’s Dance“auf. Der öffentliche Auftritt war wichtig für die Tänzer, die wegen der coronabedingt abgesagten Bundesliga keine Wettkampfpraxis sammeln konnten. Im November gewann das
A-Team mit dem Westallgäuer souverän die Deutsche Meisterschaft in Bremerhaven – und nun machte er seinen WM-Titel-Traum wahr.
Die Weltmeisterschaft fand, trotz vergleichsweise niedriger Pandemie-Werte in Bremen, unter extrem schwierigen Bedingungen statt. Erst elf Tage vor dem Termin hatte das Ordnungsamt zugesagt, dass sie stattfinden darf, mit einem ausgefeilten Hygiene- und Abstandskonzept und 2G-Regelung fürs Publikum. Probleme machte im Vorfeld die Teilnahme der starken russischen Teams DUET Perm und Vera Tyumen: Deren Tänzer sind zwar geimpft – aber mit dem in der EU nicht anerkannten Impfstoff Sputnik. Mit 3G-Regel für die Teilnehmer und einer Unterbringung der russischen Sportler in einem Schullandheim (in Hotels gilt 2G) nahm der GGC als Ausrichter aber auch diese Hürde und konnte so einen fairen Wettkampf garantieren.
Die Teams tanzen drei Mal: Vorrunde, Zwischenrunde, Finale. Jeweils sechs Minuten volle Konzentration und sportliche Höchstleistung fordert jeder der drei Durchgänge von den acht Paaren der Formation. Getanzt werden Rumba, Samba, Cha Cha Cha, Jive und Paso Doble. Bewertet werden die Fähigkeit, sauber zur Musik zu tanzen, die technische Leistung der Tänzer, die Choreografie und deren synchrone und harmonische Umsetzung durch das Team.
Insgesamt setzte sich das deutsche Spitzenteam mit „Emozioni“letztlich gegen zwölf weitere durch. Zwei polnische und ein englisches Team hatten kurzfristig wegen Corona-Fällen abgesagt. Auch die tänzerisch teilweise stärkeren russischen Formationen ließen die Bremer Tänzer hinter sich – Teamgeist und Mannschaftsleistung gaben den Ausschlag. Bottke, der in Bremenried mit drei Geschwistern aufgewachsen ist und im B-Team schon als Kapitän Verantwortung übernommen hatte, bringt dafür die passende Einstellung mit.
Nach der WM macht er erst einmal Pause. Im Januar beginnt das Training für die Erste Bundesliga, die nach coronabedingter Zwangspause hoffentlich 2022 wieder normal ablaufen kann.