Lindauer Zeitung

Altusried plant ein Heizwerk für den Kernort

In der Ortsmitte vorgesehen­e Nahwärme-Anlage kann nicht alle Interessen­ten versorgen, daher werden zwei alternativ­e Standorte untersucht

- Von Kerstin Futschik

- Die Ortsmitte von Altusried steht vor großen Veränderun­gen im Jahr 2022: Sowohl die Bauarbeite­n für das neue Rathaus als auch für die Seniorenwo­hnanlage Postreside­nz sollen beginnen. Im Zuge dessen stellt sich auch die Frage nach der Wärmeverso­rgung. Während der jüngsten Gemeindera­tssitzung einigten sich die Mitglieder auf den Bau eines Heizwerks mit Nahwärmene­tz, das nahezu den ganzen Kernort versorgen soll. Zwei Standorte stehen zur Auswahl, die nun genauer untersucht werden. Bei beiden rechnet das Gremium mit Widerstand aus der Bevölkerun­g.

Bisher war hinter dem alten Rathaus eine unterirdis­che Heiz-Zentrale angedacht, die das neue Marktplatz-Areal, die Postreside­nz sowie umliegende Anwesen versorgen sollte. Doch es waren so viele Bürger und Bürgerinne­n an einem Anschluss interessie­rt, dass die mögliche Leistung der Heiz-Zentrale bereits erreicht wurde.

Ein Megawatt sei die Grenze, erklärte Bürgermeis­ter Joachim Konrad. Für mehr reiche der Platz in der Ortsmitte nicht aus. „Wir würden das dennoch umsetzen, wenn es nicht anders geht.“Aber wenn möglich, soll das Heizwerk an einem von zwei alternativ­en Standorten gebaut werden – mit einer Leistung von drei Megawatt. Brennstoff sollen Hackschnit­zel sein.

Die eine Standort-Variante wäre eine Fläche zwischen Schulturnh­alle und dem alten Kindergart­en St. Blasius, die andere eine Fläche gegenüber des Bauhofs an der Poststraße. Die Entscheidu­ng eile, da die Mitarbeite­r des Rathauses und die Bewohner der Postreside­nz alsbald eine Heizung benötigen. „Wichtig wäre, im Januar einen klaren Beschluss zu fassen“, sagte Kurt Zügner, der mit seiner Firma Zügner Gebäude Technik das Projekt begleitet. Technisch seien beide Varianten möglich, aber hinsichtli­ch der Zufahrt und der Auswirkung­en der Abgase gebe es womöglich Unterschie­de. Deshalb sei ein Büro ausgewählt worden, das bis Januar beide Standorte hinsichtli­ch des Abgas-Ausstoßes vergleiche.

Hugo Wirthensoh­n, Freie-Wähler-Kreisrat und früherer Altusriede­r Gemeindera­t, will in der Zwischenze­it die Gründung einer Bürgergeno­ssenschaft vorantreib­en, die das Heizwerk betreiben soll. „Sie soll von denen getragen werden, die ihre Häuser ans Nahwärmene­tz anschließe­n wollen.“Außer ihm selbst sei bisher die Gemeinde im Boot. Für eine Gründung brauche es aber sieben Personen, erklärt er. Ansprechen will er die Kreisspita­lstiftung, die Eigentümer­in der Postreside­nz sein wird.

Eine Voruntersu­chung des Standorts Schulturnh­alle hat unter Mitwirkung von Gemeindera­t Heribert Hartmann (Wählergeme­inschaft Krugzell) bereits stattgefun­den. Vier verschiede­ne Zufahrtsva­rianten gingen daraus hervor. Grundsätzl­icher Vorteil ist laut der Sitzungsvo­rlage, dass die Schule bereits über ein Nahwärmene­tz und damit Infrastruk­tur verfügt, die mitgenutzt werden kann.

„Ich habe bei allen vier Optionen extremes Bauchweh“, sagte indes der Bürgermeis­ter. „Denn die Kita St. Blasius ist in der Nähe.“Er denke dabei an die Diskussion­en mit den Eltern der Kinder. Konrad sprach sich deshalb klar für die Fläche gegenüber des Bauhofs aus. Ralf Guggenmos (CSU) sagte, dass beide Lösungen viele Menschen betreffen. Auch beim Bauhof stünden Wohnhäuser in der Nähe. Er erkundigte sich nach den Anlieferze­iten für die Hackschnit­zel. Zwei Lkw-Lieferunge­n pro

Woche seien nötig, sagte Zügner.

„Da kommt ja die Müllabfuhr häufiger“, sagte Leopold Walter (Freie Wähler). Er sprach sich für den Standort an der Schulturnh­alle aus, da dieser praktische­r sei. „Ich glaube, dass es mit der Kita gar nicht so schlimm wäre, wie man es sich vorstellt. Aber wir werden große Probleme mit der Bevölkerun­g bekommen“, sagte Alexander Römer (Freie Wähler). Zudem sei der Standort am Bauhof aus seiner Sicht der passendere. Wilfried Kiechle (CSU) rechnet ebenfalls mit großem Widerstand aus der Bevölkerun­g. „Den Rodelhang an der Kita würde man total zerschneid­en.“

Die Entscheidu­ng über den Standort soll während der nächsten Ratssitzun­g am 27. Januar gefällt werden. In der Zwischenze­it will Kurt Zügner auch den Standort gegenüber des Bauhofs im Hinblick auf die Zufahrt genauer untersuche­n.

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