Grüne Weihnachten im Schussenbecken
Wetterlage stellt sich grundlegend um, aber Föhn hält Regen vom Kreisgebiet fern
- Wer sich noch auf weiße Weihnachten gefreut hat, der wird in diesem Jahr zumindest im Schussental enttäuscht. Nach den Vorhersagen von Roland Roth, Gründer und Leiter der Wetterwarte Süd, bleiben die Baumwipfel hier über die Feiertage grün. Im Allgäu allerdings gibt es die Chance auf ein bisschen weiße Pracht.
Nach einer zweiwöchigen kalten Ostwetterlage, in der es überwiegend neblig und trüb war, ändert sich das Wetter ab Donnerstag grundlegend. Südwestwinde bringen milde Luft vom Atlantik. Nach frostiger Nacht steigen die Temperaturen über den Gefrierpunkt und Wolken ziehen auf.
Am Heiligen Abend sowie am Ersten und Zweiten Weihnachtsfeiertag ziehen immer mehr Regenschauer auf. Jedoch besteht auch die Aussicht auf längere trockene Abschnitte. Wetterexperte Roland Roth zur „Schwäbischen Zeitung“: „Gerade im Landkreis Ravensburg werden die Regengebiete vom Föhn stark abgeschwächt. Mit etwas Glück zeigt sich sogar vorübergehend die Sonne.“Die Temperaturen liegen tagsüber bei vier bis acht Grad, nachts etwas über dem Gefrierpunkt.
Im Allgäu liegen derzeit noch 20 bis 40 Zentimeter Schnee. Es wird Tauwetter bis knapp über 1000 Meter erwartet, das den Schnee jedoch nicht ganz abschmelzen lässt. In Isny zum Beispiel, liegen derzeit zirka 20 Zentimeter Schnee. Dieser wird zwar etwas zusammensacken, aber über die Feiertage nicht ganz wegtauen. Skifahren über 1000 Meter ist dagegen überhaupt kein Problem.
Mit großer Vorsicht prognostiziert Roth den Wettertrend zum Jahreswechsel. Mehrere Wettermodelle zeichnen jedoch schon jetzt einen eiskalten Start ins neue Jahr.
Blickt man auf die vergangenen Jahre, lässt sich eindeutig sagen, dass weiße Weihnachten bei uns in den Niederungen ein Mythos sind. Von 1968 bis 2020 wurden an der Wetterwarte Süd in Bad Schussenried 29-mal grüne Weihnachten aufgezeichnet, 10-mal angezuckerte oder weiße Weihnachten und nur 14-mal weiße Weihnachten. Die letzte weiße Weihnacht war 2010, also vor elf Jahren.
Natürlich spielt hier auch der Klimawandel eine Rolle. Jedoch lässt sich gerade an Weihnachten eine sogenannte „Singularität“beobachten. In der Meteorologie sind das Wetterlagen, die zu bestimmten Zeitabschnitten im Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten, wie zum Beispiel die Eisheiligen oder die Schafskälte. So auch das „Weihnachtstauwetter“. Es bringt oft in der ersten Dezemberhälfte starken Schneefall, dann folgt vor oder direkt an Weihnachten milde Atlantikluft, die die ganze weiße Pracht in den Niederungen wieder wegtaut. Genauso erleben wir es in diesem Jahr.