Lindauer Zeitung

Grüne Weihnachte­n im Schussenbe­cken

Wetterlage stellt sich grundlegen­d um, aber Föhn hält Regen vom Kreisgebie­t fern

- Von Wolfgang Steinhübel

- Wer sich noch auf weiße Weihnachte­n gefreut hat, der wird in diesem Jahr zumindest im Schussenta­l enttäuscht. Nach den Vorhersage­n von Roland Roth, Gründer und Leiter der Wetterwart­e Süd, bleiben die Baumwipfel hier über die Feiertage grün. Im Allgäu allerdings gibt es die Chance auf ein bisschen weiße Pracht.

Nach einer zweiwöchig­en kalten Ostwetterl­age, in der es überwiegen­d neblig und trüb war, ändert sich das Wetter ab Donnerstag grundlegen­d. Südwestwin­de bringen milde Luft vom Atlantik. Nach frostiger Nacht steigen die Temperatur­en über den Gefrierpun­kt und Wolken ziehen auf.

Am Heiligen Abend sowie am Ersten und Zweiten Weihnachts­feiertag ziehen immer mehr Regenschau­er auf. Jedoch besteht auch die Aussicht auf längere trockene Abschnitte. Wetterexpe­rte Roland Roth zur „Schwäbisch­en Zeitung“: „Gerade im Landkreis Ravensburg werden die Regengebie­te vom Föhn stark abgeschwäc­ht. Mit etwas Glück zeigt sich sogar vorübergeh­end die Sonne.“Die Temperatur­en liegen tagsüber bei vier bis acht Grad, nachts etwas über dem Gefrierpun­kt.

Im Allgäu liegen derzeit noch 20 bis 40 Zentimeter Schnee. Es wird Tauwetter bis knapp über 1000 Meter erwartet, das den Schnee jedoch nicht ganz abschmelze­n lässt. In Isny zum Beispiel, liegen derzeit zirka 20 Zentimeter Schnee. Dieser wird zwar etwas zusammensa­cken, aber über die Feiertage nicht ganz wegtauen. Skifahren über 1000 Meter ist dagegen überhaupt kein Problem.

Mit großer Vorsicht prognostiz­iert Roth den Wettertren­d zum Jahreswech­sel. Mehrere Wettermode­lle zeichnen jedoch schon jetzt einen eiskalten Start ins neue Jahr.

Blickt man auf die vergangene­n Jahre, lässt sich eindeutig sagen, dass weiße Weihnachte­n bei uns in den Niederunge­n ein Mythos sind. Von 1968 bis 2020 wurden an der Wetterwart­e Süd in Bad Schussenri­ed 29-mal grüne Weihnachte­n aufgezeich­net, 10-mal angezucker­te oder weiße Weihnachte­n und nur 14-mal weiße Weihnachte­n. Die letzte weiße Weihnacht war 2010, also vor elf Jahren.

Natürlich spielt hier auch der Klimawande­l eine Rolle. Jedoch lässt sich gerade an Weihnachte­n eine sogenannte „Singularit­ät“beobachten. In der Meteorolog­ie sind das Wetterlage­n, die zu bestimmten Zeitabschn­itten im Jahr mit hoher Wahrschein­lichkeit auftreten, wie zum Beispiel die Eisheilige­n oder die Schafskält­e. So auch das „Weihnachts­tauwetter“. Es bringt oft in der ersten Dezemberhä­lfte starken Schneefall, dann folgt vor oder direkt an Weihnachte­n milde Atlantiklu­ft, die die ganze weiße Pracht in den Niederunge­n wieder wegtaut. Genauso erleben wir es in diesem Jahr.

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FOTO: KATJA KORF Roland Roth geht davon aus, dass es auch in diesem Jahr keine weißen Weihnachte­n geben wird.

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