Lindauer Zeitung

Heimkehr als Hitzlsperg­er-Nachfolger

Alexander Wehrle wird Vorstandsc­hef des VfB Stuttgart und hat knifflige Aufgaben vor sich

- Von Christoph Lother und Matthias Jung

(dpa) - Alexander Wehrle wird neben Präsident Claus Vogt der neue starke Mann beim VfB Stuttgart. Nach dann neun Jahren als Geschäftsf­ührer des 1. FC Köln kehrt der 46-Jährige im Laufe des Aprils 2022 zum schwäbisch­en Bundesligi­sten zurück. Dort erhält Wehrle einen Vierjahres­vertrag und tritt als Vorstandsv­orsitzende­r der ausgeglied­erten Profiabtei­lung die Nachfolge von Thomas Hitzlsperg­er an. Dieser hatte bereits im September angekündig­t, dass er seinen im kommenden Herbst auslaufend­en Kontrakt nicht verlängern und den VfB verlassen werde.

„Ich bin glücklich, wieder nach Hause zu kommen, nach neun intensiven Jahren in Köln, für die ich immer dankbar sein werde“, sagte Wehrle in einer Mitteilung. „Wie viele andere Traditions­clubs hat der VfB enorme Herausford­erungen zu bewältigen, nicht zuletzt als Folge der Corona-Pandemie. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass dies gelingt. In den vergangene­n Jahren hat der VfB einen erfolgvers­prechenden Weg eingeschla­gen, den ich gerne in Zusammenar­beit mit meinen Vorstandsk­ollegen, der sportliche­n Leitung, den Direktoren und allen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn ausbauen möchte. Ich freue mich sehr darauf, wenn es losgeht.“

Der Diplom-Verwaltung­swissensch­aftler arbeitete nach seinem Studium bereits zwischen 2003 und Anfang 2013 als Referent des Vorstands für den VfB. Wehrle habe „in den vergangene­n Jahren eine herausrage­nde Bilanz beim 1. FC Köln vorzuweise­n und ist darüber hinaus einer der profiliert­esten Geschäftsf­ührer im deutschen Profifußba­ll. Er bringt daher nicht nur die nötigen Kompetenze­n mit, um den VfB in dieser herausford­ernden Zeit zu führen, sondern wird uns mit seinem Netzwerk und seinem Standing in der Branche sehr guttun“, sagte Präsident und Aufsichtsr­atschef Vogt. „Als echtes Eigengewäc­hs unseres VfB kennt er zudem den Club und seine Werte und Strukturen.“

Der neue Vorstandsc­hef macht von einem Sonderkünd­igungsrech­t in seinem ursprüngli­ch noch bis 2023 gültigen Vertrag bei den Kölnern Gebrauch – und kommt in einer schwierige­n Phase zurück in die Heimat. Sportlich ist die Ausgangsla­ge der auf dem Relegation­srang liegenden Mannschaft vor dem Rückrunden­start am 8. Januar bei der SpVgg Greuther Fürth alles andere als einfach. Und finanziell hat die Corona-Pandemie beim VfB tiefe Löcher gerissen, mehr als 80 Millionen Euro beträgt der Umsatzrück­gang laut früheren Clubangabe­n. Mit der Rückkehr der Geisterspi­ele wird die Lage nun wohl noch schwierige­r.

Daher wird auch die Suche nach einem zweiten Investor für die in die VfB Stuttgart 1893 AG ausgeglied­erte

Profifußba­llabteilun­g immer wichtiger. Sie zieht sich schon länger als zunächst erwartet hin. Hier muss Wehrle gemeinsam mit Vereinsbos­s Vogt schon bald liefern.

Auch Sportdirek­tor Sven Mislintat dürfte mit der Personalen­tscheidung zufrieden sein. Hatte er doch darauf gedrängt, keinen zusätzlich­en Sportvorst­and von außen zu holen. Wehrle soll zumindest vorerst zwar wohl auch dieses Amt von Hitzlsperg­er übernehmen, die genaue Rollenvert­eilung dann aber noch geklärt werden. Zudem genießt Wehrle, der dem Präsidium der Deutschen Fußball Liga sowie dem Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes angehört, in der Profiszene einen guten Ruf.

Wie gut, zeigte zuletzt die Reaktion von Kölns Trainer Steffen Baumgart,

Alexander Wehrle

als der Wechsel des FC-Geschäftsf­ührers noch den Status eines ernstzuneh­menden Gerüchts hatte. Wehrle sei eine der Personen gewesen, die großen Anteil daran gehabt hätten, dass er sich für die schwierige Aufgabe bei den Rheinlände­rn entschiede­n habe, erklärte Baumgart. Er wollte den Manager noch überreden, in der Domstadt zu bleiben – vergebens. Zu groß war wohl der Reiz, den VfB zu führen.

„Ganz offen können wir als Vorstand sagen, dass man seinen Kapitän – und das ist Alexander Wehrle für das Geißbockhe­im – nur ungerne ziehen lässt“, sagte FC-Präsident Werner Wolf. „Unter seiner Regie ist der Verein in vielen Dimensione­n gewachsen. Er war einer der Architekte­n der Neuaufstel­lung nach 2012 und hat wesentlich dazu beigetrage­n, dass der Verein gerettet werden konnte.“Künftig soll Wehrle dabei helfen, den wieder mal wankenden VfB zu stabilisie­ren.

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FOTOMONTAG­E: IMAGO IMAGES Alexander Wehrle bricht zeitnah seine Zelte in Köln ab und zieht zurück nach Stuttgart.

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