Bestnoten im Zwischenzeugnis
Ravensburg Towerstars stehen mit neuer Führung und neuer Mannschaft zur Hälfte der DEL2-Saison sehr gut da
- Noch ist die Hälfte der DEL2-Saison 2021/2022 nicht ganz absolviert, doch schon vor der Partie gegen die Eispiraten Crimmitschau am Donnerstag (20 Uhr) in der CHG-Arena verdienen sich die Ravensburg Towerstars diverse Bestnoten im Zwischenzeugnis. Verantwortlich für den sportlichen Erfolg sind Trainer Peter Russell und Geschäftsführer Sport Daniel Heinrizi, die für frischen Wind mit einer weitestgehend neu zusammengestellten Mannschaft gesorgt haben.
Für die Towerstars hat im Sommer eine neue Zeitrechnung begonnen. Neuer Trainer, neuer Geschäftsführer Sport, viele neue Spieler – kaum ein Stein blieb auf dem anderen, als sich der DEL2-Club ganz frisch aufstellen musste (und wollte). Daniel Heinrizi ersetzte den langjährigen Geschäftsführer Rainer Schan und teilt sich die Position mit dem bei den Oberschwaben etablierten Raphael Kapzan, Peter Russell folgte auf den entlassenen Meistertrainer Rich Chernomaz (für den CoTrainer Marc Vorderbrüggen noch die Saison beendet hatte), zudem wurde die halbe Mannschaft ausgetauscht.
Russell und Heinrizi kamen zu einem Club, bei dem es zuvorderst galt, langjährige Strukturen zu hinterfragen. „Viele Sachen waren sehr festgefahren“, sagt Heinrizi, der zu den Details, die in diesem Satz stecken, nichts öffentlich sagen will. Nur so viel: Der Prozess, alte Gewohnheiten aufzubrechen und hier und dort noch professioneller zu werden, dauere immer noch an. Einiges sei aber schon geschafft, freut sich Heinrizi. Als die Towerstars ihn und Russell holten, wussten sie, dass zwischen die beiden kein Blatt Papier passen würde, schließlich kannten sie sich bereits aus harmonischen und erfolgreichen Jahren beim Ligarivalen EHC Freiburg. Einfach nur Freiburger Verhältnisse in Ravensburg zu schaffen, war aber für Trainer und Geschäftsführer Sport nicht der Weg. Denn bei den Towerstars gab es vor allem eines, das den Unterschied macht. „Große Erwartungen“, habe er hier von Tag eins an gespürt, sagt Russell. Das heißt nicht, dass es die in Freiburg nicht gab, aber dort musste er die Mannschaft erst noch an die vorderen Plätze in der DEL2 heranführen, die Towerstars dagegen waren da schon. Diese Herausforderung war genau das, was Russell und Heinrizi an Ravensburg reizte. Eine Topmannschaft, die es gewohnt ist, ganz vorne mitzuspielen, noch besser zu machen. Vielleicht sogar dahin zu bringen, dass der Meistertitel 2019 keine Ausnahme bleibt. „Ich mag es, Dinge zu verändern“, sagt Russell.
Apropos Meistermannschaft: Mit Chernomaz musste der verantwortliche Trainer gehen, ein paar Spieler aus dieser Zeit auch. Sieben aber blieben und bilden (mit Ausnahme des aus persönlichen Gründen fehlenden Kilian Keller) die Gruppe der
Towerstars-Geschäftsführer Sport
Daniel Heinrizi über seine Erkenntnisse nach seinen ersten
Monaten in Ravensburg erfahrenen Akteure auf dem Eis: Kapitän Vincenz Mayer, David Zucker, Jonas Langmann, Robbie Czarnik, Pawel Dronia und Andreas Driendl. Dazu verpflichteten Russell und Heinrizi viele junge Spieler wie Georgiy Saakyan und Fabian Dietz, sowie drei neue Importspieler. Nicht zuletzt kamen die neuen Kooperationen mit DEL-Club ERC Ingolstadt und Oberligist ECDC Memmingen dazu.
Nach 25 von 52 Spielen in der DEL2-Hauptrunde fällt das nur knapp verfrühte Zwischenzeugnis sehr positiv aus: Die Spieler haben das Vollgas-Eishockey, das Russell spielen lässt, schnell verinnerlicht. Hilfreich ist auch, dass es bisher kaum größere Verletzungen gibt, so dass die Reihen meistens voll sind. Und die Kooperationen werden gelebt. Aus Ingolstadt sind regelmäßig Spieler da, die defensiv und offensiv helfen, Verteidiger Eric Bergen ist so etwas wie ein Stammgast in Memmingen und darf dort viel Spielpraxis sammeln. „Das Team ist phantastisch, es sind wirklich gute Jungs. Alle wollen gewinnen“, lobt Russell.
Alles gut also? Fast. Corona macht es natürlich auch den Towerstars schwer. Das Virus ist, so scheint es jedenfalls, unberechenbarer denn je. Planen fällt da auch erfahrenen Leuten schwer. Von positiven Fällen im Kader sind die Towerstars zwar bisher verschont geblieben, die Auswirkungen sind aber bei den Zuschauerzahlen deutlich zu spüren. Nach den Weihnachtsfeiertagen wird wieder vor leeren Rängen gespielt werden müssen, ganz voll war die CHG-Arena schon lange nicht mehr. Finanziell ist das für die Clubs katatstrophal, weil damit kaum langfristig gedacht werden kann. Es sei bisher seine schwierigste Saison, macht Heinrizi deutlich. Das heißt nicht nur, dass das Tagesgeschäft schwieriger zu managen ist als in Zeiten vor Cornona, auch der Blick in die neue Spielzeit, den ein Funktionär bei einem Proficlub natürlich schon längste gemacht haben muss, fällt schwer.
Genaue Vorstellungen, wie der
Kader in der kommenden Saison aussehen soll, wie Russell und er die Towerstars weiterentwickeln wollen, hat Heinrizi. Doch noch sind zentrale Fragen offen. Die wichtigsten lauten: Was macht das Coronavirus mit der aktuellen Saison? Dürfen zu den finanziell so lukrativen Play-offs wieder massenhaft Fans in die Stadien, nachdem nun schon die wertvolle Weihnachtszeit ohne stattfindet? Trifft womöglich die Towerstars eine Infektion wieder zur Unzeit, so wie in der vergangenen Saison im Halbfinale gegen die Kassel Huskies? Mit der Ungewissheit werden die Ravensburg Towerstars in den kommenden Monaten weiterhin täglich leben müssen.
Ablenkung garantiert immerhin der volle DEL2-Spielplan. Am Donnerstag kommen die Eispiraten Crimmitschau in die CHG-Arena. Bei den Towerstars kehren der nicht für die U20-WM nominierte Tim Sezemsky und der zuletzt verletzte Pawel Dronia zurück, aus Ingolstadt ist Enrico Henriquez-Morales dabei.