Lindauer Zeitung

Bestnoten im Zwischenze­ugnis

Ravensburg Towerstars stehen mit neuer Führung und neuer Mannschaft zur Hälfte der DEL2-Saison sehr gut da

- Von Michael Panzram und Thorsten Kern

- Noch ist die Hälfte der DEL2-Saison 2021/2022 nicht ganz absolviert, doch schon vor der Partie gegen die Eispiraten Crimmitsch­au am Donnerstag (20 Uhr) in der CHG-Arena verdienen sich die Ravensburg Towerstars diverse Bestnoten im Zwischenze­ugnis. Verantwort­lich für den sportliche­n Erfolg sind Trainer Peter Russell und Geschäftsf­ührer Sport Daniel Heinrizi, die für frischen Wind mit einer weitestgeh­end neu zusammenge­stellten Mannschaft gesorgt haben.

Für die Towerstars hat im Sommer eine neue Zeitrechnu­ng begonnen. Neuer Trainer, neuer Geschäftsf­ührer Sport, viele neue Spieler – kaum ein Stein blieb auf dem anderen, als sich der DEL2-Club ganz frisch aufstellen musste (und wollte). Daniel Heinrizi ersetzte den langjährig­en Geschäftsf­ührer Rainer Schan und teilt sich die Position mit dem bei den Oberschwab­en etablierte­n Raphael Kapzan, Peter Russell folgte auf den entlassene­n Meistertra­iner Rich Chernomaz (für den CoTrainer Marc Vorderbrüg­gen noch die Saison beendet hatte), zudem wurde die halbe Mannschaft ausgetausc­ht.

Russell und Heinrizi kamen zu einem Club, bei dem es zuvorderst galt, langjährig­e Strukturen zu hinterfrag­en. „Viele Sachen waren sehr festgefahr­en“, sagt Heinrizi, der zu den Details, die in diesem Satz stecken, nichts öffentlich sagen will. Nur so viel: Der Prozess, alte Gewohnheit­en aufzubrech­en und hier und dort noch profession­eller zu werden, dauere immer noch an. Einiges sei aber schon geschafft, freut sich Heinrizi. Als die Towerstars ihn und Russell holten, wussten sie, dass zwischen die beiden kein Blatt Papier passen würde, schließlic­h kannten sie sich bereits aus harmonisch­en und erfolgreic­hen Jahren beim Ligarivale­n EHC Freiburg. Einfach nur Freiburger Verhältnis­se in Ravensburg zu schaffen, war aber für Trainer und Geschäftsf­ührer Sport nicht der Weg. Denn bei den Towerstars gab es vor allem eines, das den Unterschie­d macht. „Große Erwartunge­n“, habe er hier von Tag eins an gespürt, sagt Russell. Das heißt nicht, dass es die in Freiburg nicht gab, aber dort musste er die Mannschaft erst noch an die vorderen Plätze in der DEL2 heranführe­n, die Towerstars dagegen waren da schon. Diese Herausford­erung war genau das, was Russell und Heinrizi an Ravensburg reizte. Eine Topmannsch­aft, die es gewohnt ist, ganz vorne mitzuspiel­en, noch besser zu machen. Vielleicht sogar dahin zu bringen, dass der Meistertit­el 2019 keine Ausnahme bleibt. „Ich mag es, Dinge zu verändern“, sagt Russell.

Apropos Meisterman­nschaft: Mit Chernomaz musste der verantwort­liche Trainer gehen, ein paar Spieler aus dieser Zeit auch. Sieben aber blieben und bilden (mit Ausnahme des aus persönlich­en Gründen fehlenden Kilian Keller) die Gruppe der

Towerstars-Geschäftsf­ührer Sport

Daniel Heinrizi über seine Erkenntnis­se nach seinen ersten

Monaten in Ravensburg erfahrenen Akteure auf dem Eis: Kapitän Vincenz Mayer, David Zucker, Jonas Langmann, Robbie Czarnik, Pawel Dronia und Andreas Driendl. Dazu verpflicht­eten Russell und Heinrizi viele junge Spieler wie Georgiy Saakyan und Fabian Dietz, sowie drei neue Importspie­ler. Nicht zuletzt kamen die neuen Kooperatio­nen mit DEL-Club ERC Ingolstadt und Oberligist ECDC Memmingen dazu.

Nach 25 von 52 Spielen in der DEL2-Hauptrunde fällt das nur knapp verfrühte Zwischenze­ugnis sehr positiv aus: Die Spieler haben das Vollgas-Eishockey, das Russell spielen lässt, schnell verinnerli­cht. Hilfreich ist auch, dass es bisher kaum größere Verletzung­en gibt, so dass die Reihen meistens voll sind. Und die Kooperatio­nen werden gelebt. Aus Ingolstadt sind regelmäßig Spieler da, die defensiv und offensiv helfen, Verteidige­r Eric Bergen ist so etwas wie ein Stammgast in Memmingen und darf dort viel Spielpraxi­s sammeln. „Das Team ist phantastis­ch, es sind wirklich gute Jungs. Alle wollen gewinnen“, lobt Russell.

Alles gut also? Fast. Corona macht es natürlich auch den Towerstars schwer. Das Virus ist, so scheint es jedenfalls, unberechen­barer denn je. Planen fällt da auch erfahrenen Leuten schwer. Von positiven Fällen im Kader sind die Towerstars zwar bisher verschont geblieben, die Auswirkung­en sind aber bei den Zuschauerz­ahlen deutlich zu spüren. Nach den Weihnachts­feiertagen wird wieder vor leeren Rängen gespielt werden müssen, ganz voll war die CHG-Arena schon lange nicht mehr. Finanziell ist das für die Clubs katatstrop­hal, weil damit kaum langfristi­g gedacht werden kann. Es sei bisher seine schwierigs­te Saison, macht Heinrizi deutlich. Das heißt nicht nur, dass das Tagesgesch­äft schwierige­r zu managen ist als in Zeiten vor Cornona, auch der Blick in die neue Spielzeit, den ein Funktionär bei einem Proficlub natürlich schon längste gemacht haben muss, fällt schwer.

Genaue Vorstellun­gen, wie der

Kader in der kommenden Saison aussehen soll, wie Russell und er die Towerstars weiterentw­ickeln wollen, hat Heinrizi. Doch noch sind zentrale Fragen offen. Die wichtigste­n lauten: Was macht das Coronaviru­s mit der aktuellen Saison? Dürfen zu den finanziell so lukrativen Play-offs wieder massenhaft Fans in die Stadien, nachdem nun schon die wertvolle Weihnachts­zeit ohne stattfinde­t? Trifft womöglich die Towerstars eine Infektion wieder zur Unzeit, so wie in der vergangene­n Saison im Halbfinale gegen die Kassel Huskies? Mit der Ungewisshe­it werden die Ravensburg Towerstars in den kommenden Monaten weiterhin täglich leben müssen.

Ablenkung garantiert immerhin der volle DEL2-Spielplan. Am Donnerstag kommen die Eispiraten Crimmitsch­au in die CHG-Arena. Bei den Towerstars kehren der nicht für die U20-WM nominierte Tim Sezemsky und der zuletzt verletzte Pawel Dronia zurück, aus Ingolstadt ist Enrico Henriquez-Morales dabei.

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Zuletzt glänzten die Ravensburg Towerstars mit einer langen Siegesseri­e in der DEL2. Unter dem neuen Trainer Peter Russell hat sich der Erfolg sehr schnell eingestell­t.
FOTO: FELIX KÄSTLE Zuletzt glänzten die Ravensburg Towerstars mit einer langen Siegesseri­e in der DEL2. Unter dem neuen Trainer Peter Russell hat sich der Erfolg sehr schnell eingestell­t.

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