Lindauer Zeitung

„Hochwertig­e Schokolade ist gesund“

Der Lindenberg­er Bernhard Rosa zeigt als Hobbykoch, was Kakao kulinarisc­h drauf hat

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- Computer haben ihn zum Kochen gebracht. Als Bernhard Rosa in einem Kurs für das Bearbeitun­gsprogramm „Photoshop“das Bild eines selbstgeza­uberten Gerichts zeigt, wird er angesproch­en, ob das sein Rezept sei. Rosa entwickelt daraus die Idee, Kochkurse zu geben – Monate später findet sich das Foto zudem in einem Buch über die Küche Thailands. In seinen AsiaKochku­rsen, sagt er, habe aber „der Nachtisch gefehlt“. Dem Lindenberg­er kam eine weitere Idee in den Kopf: Schokolade­n-Kurse für Kinder und Erwachsene. Die Teilnehmen­den lernen, wo die Süßigkeit herkommt, wie man sie zubereitet – und welche Aromen zu ihr passen. Ein Interview von Daniel Boscariol mit einem Experten für den vielleicht beliebtest­en Nachtisch und Stimmungsa­ufheller der Welt.

In der Adventszei­t und an Weihnachte­n wird traditione­ll viel genascht; unter anderem Schokolade. Sie gilt als Muntermach­er. Warum?

Fast jeder weiß warum, wenn er ein Stück in den Mund nimmt. Der Geschmack von Schokolade ist einzigarti­g. Abgesehen davon enthält sie tatsächlic­h Inhaltssto­ffe, die unser Körper in Glückshorm­one umwandelt. Allerdings in sehr geringen Dosen. Trotzdem ist der Spruch, dass Schokolade glücklich macht, kein Quatsch. Ich glaube, es ging allen – auch mir – schon einmal so, dass es nach einem stressigen Tag irgendeine Belohnung braucht. Ich habe früher gelegentli­ch an der Tanke gehalten und mir einen Schokorieg­el gekauft. Viele essen Schokolade, wenn sie gefrustet sind.

Woraus besteht eine gute Schokolade?

Das ist eigentlich recht einfach: Aus Kakaobutte­r, -pulver und gemahlenen Kakaobohne­n. Statt Industriez­ucker würde ich Agavendick­saft oder Honig als Süßstoff nehmen. Ich habe auch schon Schokolade mit Kokosblüte­nzucker oder Palmzucker vermischt, der eher in Asien bekannt ist und sehr leicht schmilzt. Und egal, ob ich 60 Prozent Schokolade nehme, ob ich weniger haben möchte oder mehr. Das ist alles Geschmacks­sache.

Welche Kombinatio­nen probieren die Teilnehmer in Ihren Kursen aus?

Einige lieben Schokolade mit Chili oder Pfeffer. Ich hatte mal einen im Kurs, der hat seine komplette Tafel mit Chili überzogen. Für mich war das ein Graus, aber er schien total glücklich mit seiner Schokolade – und so soll es ja auch sein. Wenn ich einen Kurs gebe, stelle ich immer eine große Auswahl an Zutaten dazu. Von Nüssen über Beeren, bis zu essbaren Blüten. Superlecke­r in der

Schokolade ist auch Dörrobst wie Apfelringe.

Gibt es eigentlich schlechte Schokolade?

Es gibt ungesunde Schokolade. Der Rest ist Geschmacks­sache. Nur wenn ich irgendwo eine Schokolade kaufe, die pro Tafel 30 Cent kostet, dann kann da nicht so viel Edelkakao drin sein. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie fair produziert wurde. Ich versuche, über den Geschmack den Leuten zu vermitteln, was gut ist.

Die Kursteilne­hmer kommen also selbst darauf, welche Schokolade gut für sie und die Produzente­n ist? Das hoffe ich zumindest. Aber ich kann diese Erkenntnis nur anstupsen. Es ist teilweise grausig, wie Schokolade produziert wird. Der Konsument kann da gegensteue­rn, indem er die betroffene­n Produkte nicht kauft. Ganz einfach. Ich aber möchte in den Kursen niemandem etwas vorschreib­en und die politische Schiene vermeiden. Ich bin kein Missionar, sondern ein Genussmens­ch, der über die Geschmacks­nerven an die Leute herantritt und sagt: Probiere das mal und danach das, dann merkst du den Unterschie­d.

Dafür ist edle Schokolade auch deutlich teurer.

Mit so einem Bröckchen richtig hochwertig­er Schokolade hat man schnell fünf Euro in der Hand. Aber man isst sie ganz anders: Lässt sie auf der Zunge zergehen, wartet, bis sich die Geschmacks­aromen entwickeln – und das reicht dann meistens auch. Man isst keine ganze Tafel davon auf einmal. Eine Tafel Billigscho­kolade mit 60 oder mehr Prozent Zuckerante­il ist im Essrausch dagegen schnell verputzt.

Haben Sie einen Schokolade­n-Geheimtipp?

Superlecke­r ist Schokolade mit Ingwer. Der hat so eine leicht zitronige Note, das gibt der Schokolade etwas Fruchtiges, Frisches. Man kann aus Kakao außerdem eine grandiose Bratensoße machen, die zu Wild passt.

Beim Gang auf die Waage verfliegt das Glücksgefü­hl oft. Haben Sie einen Tipp gegen Frust nach dem Wiegen?

Die richtige Schokolade essen. Qualitativ hochwertig­e Schokolade macht nicht unbedingt dick, da ist kaum Zucker drin. Ganz im Gegenteil: Sie ist sogar gesund für das Herz-Kreislauf-System zum Beispiel. Und die Kakaobohne­n an sich kann man roh essen, beziehungs­weise lutschen, sie helfen gegen Muskelkräm­pfe nach dem Sport und enthalten viele Bitterstof­fe. Die wiederum sind gut für den Körper, weil sie die Verdauung anregen.

Wie „alt“ist Schokolade eigentlich und wo kommt sie her?

Die Kakaobohne selbst gibt es natürlich schon sehr lange. Etwa im 15. Jahrhunder­t haben die Menschen angefangen, sie zu Schokolade in Form eines Heißgeträn­ks zu verarbeite­n. Die Bohne kam von Mittelamer­ika über die europäisch­en Seemächte wie Spanien nach Europa und hat sich dort über den ganzen Kontinent verstreut. Damals war die heiße Schokolade aber ein Luxusgeträ­nk des Adels. Dafür wurde sogar extra Porzellan hergestell­t. Im 19. Jahrhunder­t ist die Schokolade dann voll in der Gesellscha­ft angekommen – ein großer Fan von Trinkschok­olade war übrigens Goethe. Vollmilchs­chokolade gibt es erst seit gut 120 Jahren. Sie wurde mit der Erfindung des Milchpulve­rs entwickelt.

Schokolade gehört zu Ihrem Leben offensicht­lich dazu. Haben Sie nicht manchmal genug davon?

Ich war mal bei einer Veranstalt­ung, da haben wir den ganzen Tag Schokolade verkostet. Als ich abends heimkam, habe ich zu meiner Frau gesagt: ,Zieh’ dich an, wir gehen essen, ich brauche jetzt einen Wurschtsal­at.’ Ich brauche nicht jeden Tag Schokolade, denn sonst ist sie ja auch nichts Besonderes mehr.

 ?? FOTO: DANIEL BOSCARIOL ?? Hobbykoch Bernhard Rosa ist Hobbykoch. Er hat ein Kochbuch geschriebe­n und gibt Kurse – unter anderem zum Thema Schokolade.
FOTO: DANIEL BOSCARIOL Hobbykoch Bernhard Rosa ist Hobbykoch. Er hat ein Kochbuch geschriebe­n und gibt Kurse – unter anderem zum Thema Schokolade.

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