Olympia im Zeichen von Omikron
In ungewohnter Deutlichkeit spricht das Organisationskomitee in Peking von der drohenden Gefahr durch das Virus
(SID) - Corona hat nun auch die Terrakotta-Armee im Griff. Das Mausoleum mit den 8000 weltberühmten Soldatenfiguren befindet sich 35 Kilometer nordöstlich von Xi’an – und ist seit Donnerstag für Besucher gesperrt. Für die 13-Millionen-Stadt in Zentralchina wurde nach mehreren Dutzend dort aufgetretener Corona-Fälle ein strikter Lockdown verhängt, niemand darf rein oder raus.
In sechs Wochen beginnen in der 1000 Kilometer nordöstlich von Xi’an gelegenen Hauptstadt Peking die Olympischen Winterspiele, und die Angst vor der hochansteckenden Virusvariante Omikron ist in dem Riesenland allgegenwärtig. In für chinesische Verhältnisse ungewohnter Offenheit bestätigte Han Zirong, Vizepräsidentin des Olympia-Organisationskommitees (OK), die Befürchtungen: „Bei so vielen Teilnehmern aus der ganzen Welt wird es mit großer Wahrscheinlichkeit positive Fälle geben. Es besteht ein hohes Risiko.“
Um für alle Fälle gewappnet zu sein, hat das Organisationskomitee der Spiele in Peking (4. bis 20. Februar) eine eigene Abteilung zur Epidemiebekämpfung eingerichtet. Deren stellvertretender Direktor Huang Chun geht mit seinen Prognosen sogar noch einen Schritt weiter als Han
Zirong. „Das Infektionsrisiko ist extrem hoch, es besteht durchaus die Möglichkeit eines kleinen Ausbruchs“, sagt er.
Um das irgendwie doch zu verhindern, gelten bei den Spielen in Peking – wie schon bei denen im Sommer in Tokio – extrem strenge Verhaltensregeln. Die Mitglieder der olympischen Familie dürfen sich nur in geschlossenen Kreisläufen bewegen, werden täglich getestet und bei eventuellen Symptomen sofort isoliert. Wie in Tokio sind auch in Peking keine ausländischen Besucher zugelassen, ob die Chinesen ihre Spiele vor Ort live erleben dürfen, ist laut Han Zirong noch nicht entschieden: „Wir werden das zu gegebener Zeit verkünden.“
Tatsache ist, dass sich das OK laut Han Zirong angesichts der rasanten Ausbreitung von Omikron mit „gewaltigem Druck und neuen Herausforderungen“
konfrontiert sieht. Es gelte vor allem, die Anweisungen der Regierung mit ihrer strikten NullCovid-Strategie peinlich genau zu befolgen – das gelte ausnahmslos für alle Teilnehmer.
Man verfolge auf den letzten Metern bis zum Beginn der Spiele die weltweite Entwicklung sehr genau und werde gegebenenfalls auch noch einmal nachbessern, was Maßnahmen zur Vorbeugung und Absicherung betreffe, sagte die 57-Jährige: „Wir müssen flexibel bleiben, um diese Herausforderung zu bewältigen.“
In den vergangenen Wochen kam es trotz massiver Maßnahmen immer wieder zu sporadischen Ausbrüchen des Coronavirus im Land. Xi’an meldete am Donnerstag, wenige Tage nach dem Beginn der Testung der gesamten Bevölkerung, 63 neue Erkrankte, die sich offenbar hauptsächlich mit der Delta-Variante infiziert hatten.
Angesichts der steigenden Infektionszahlen hat die Regierung in Peking die bereits vorher strengen Reisebeschränkungen noch einmal verschärft, um die Verbreitung des Coronavirus im Land zu verhindern. Der Flugverkehr ist drastisch eingeschränkt, pro Woche gibt es im gesamten Land gerade mal 200 internationale Flugverbindungen. Bis zum Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 waren es knapp 10 000.