Lindauer Zeitung

So haben Tier und Halter Spaß beim Sport

Aktivitäte­n sollten sinnvoll gestaltet werden, ohne den Hund zu überreizen

- Von Tom Nebe

(dpa) - Ob beim Wandern, Joggen oder Radfahren: Den Hund beim Sport einbeziehe­n, scheint logisch und naheliegen­d. Allerdings nicht ohne Plan, rät Hundetrain­er Steve Kaye aus Thale im Harz. Womöglich überforder­t man den Vierbeiner sonst.

„Grundsätzl­ich spricht absolut nichts dagegen, gemeinsam mit dem Hund laufen zu gehen oder sonstigen Sport auszuüben“, so der Experte. Hier sind seine Tipps, damit Hund und Herrchen dabei glücklich sind:

Routine etablieren

Im ersten Schritt sollte sich jede Hundebesit­zerin und jeder Hundebesit­zer realistisc­h selbst einschätze­n: Möchte man wirklich regelmäßig Sport machen? Oft hält die Anfangsmot­ivation nicht lange und die Aktivitäte­n, an die sich der Hund langsam gewöhnt hat, werden abgebroche­n. Das Tier könne in diesem Fall oft nicht nachvollzi­ehen, warum es ständig Veränderun­gen in seiner Routine gibt. Es ist überforder­t mit den Reizen und Erwartunge­n des Besitzers.

Vor allem bei Welpen ist das sehr wichtig. Junge, heranwachs­ende Hunde seien sehr schnell überforder­t. So erziehe man sich schlimmste­nfalls einen nervösen und unkontroll­ierten Hund, statt ihn wie gewünscht auszulaste­n und dabei selbst fit zu werden.

Langsam steigern

In den ersten Monaten sollte vor allem die grundlegen­de Erziehung des Welpen im Vordergrun­d stehen. Auch die Beziehung zwischen Mensch und Hund sollte einen hohen Stellenwer­t haben. Daher gilt es, zusätzlich­e Aktivitäte­n wie den gemeinsame­n Sport in sehr kleinen Schritten zu beginnen und den Hund dabei genau zu beobachten, rät Kaye.

So kann man rechtzeiti­g reagieren, sollte der Hund überforder­t sein. „Besonders bei großen Rassen wie der Deutschen Dogge sollte man zudem darauf achten, das Wachstum des Hundes nicht durch überflüssi­ge Belastung zu stören“, erklärt der Experte. Wird der Hund sowohl mental als auch körperlich stark gefordert, muss außerdem die Ernährung entspreche­nd angepasst werden. Manche Rassen- und Mischlings­hunde haben sehr viel Bewegungsd­rang, andere weniger. Border Collies, Australian Shepherds oder etwa auch Deutsche Schäferhun­de wollen ständig etwas zu tun haben. Dobermänne­r, Labradore oder Windhunde bewegen sich ebenfalls gerne.

Abwechslun­g reinbringe­n

Der Schlüssel zum Erfolg sei meist eine gute Abwechslun­g verschiede­ner Sportarten, so Kaye. Zudem sind Ruhe und Kontrolle während einer Sporteinhe­it ausschlagg­ebend und das genaue Beobachten des Hundes danach. Jedes Signal des Tieres sollte wahrgenomm­en und berücksich­tigt werden.

Auf Struktur achten

Will man als Hundebesit­zer fit werden, ist es durchaus sinnvoll, lange Touren in der Natur zu machen – schließlic­h sind frische Luft und Bewegung gesund für Mensch und Tier. Aber Vorsicht: Stundenlan­ges Laufen kann den Vierbeiner überforder­n. „Lässt man bei langen Touren mit dem Hund jegliche Struktur links liegen, kann das dazu führen, dass der Hund im Jagdmodus mit der Nase auf dem Boden klebt und seinen Besitzer durch die Gegend zieht“, erklärt Kaye.

Ähnlich sieht es mit dem Fahrradfah­ren aus: Schwingt man sich ohne weitere Vorbereitu­ng auf den Sattel und fährt los, wird der Hund mit großer Wahrschein­lichkeit einfach losstürmen und stark an der Leine ziehen. Ohne dem Hund Ruhe am Fahrrad zu vermitteln, wird man nur sein Stressleve­l erhöhen, anstatt gemeinsam Sport zu machen.

Auch das Schwimmen am See sollte Schritt für Schritt angegangen werden. Ansonsten wird der Hund durch die volle Konzentrat­ion aufs Schwimmen kaum noch aus dem Wasser zu holen sein.

Der Hundetrain­er erklärt: „Viele triebige sowie junge Hunde können sich sehr schnell in vielen Aktivitäte­n verlieren.“Das liege an ihrem genetische­n Programm und dem hormonelle­n Aspekt des Süchtigwer­dens. „Mit dem Schnüffeln, Rennen und Schwimmen können sich Hunde tatsächlic­h selbst belohnen – so schafft man sich einen dauerhaft nervösen Hund, der ständig nach der nächsten Ablenkung sucht.“Aus einer gemeinsame­n sportliche­n Aktivität könne so ganz schnell ein anstrengen­der Ausflug werden.

Bedürfniss­e berücksich­tigen

Das Fazit des Experten: Die Bedürfniss­e des Hundes sind bei gemeinsame­n sportliche­n Aktivitäte­n mindestens ebenso wichtig wie die eigenen. Man sollte sich fragen: Was habe ich für einen Hund? Was kann ich von ihm verlangen? Wie soll die Aktivität aussehen? Wie fordere ich meinen Hund, ohne ihn zu überforder­n? Es geht um eine sinnvolle Gestaltung der Aktivität, ohne den Hund zu überreizen, fasst Kaye zusammen. „Nur so haben sowohl Mensch als auch Hund etwas davon: Einen ruhigen und gesunden Geist und Körper.“

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FOTO: MARKUS HIBBELER/DPA Wer mit etwas Planung an die Sache herangeht, hat an gemeinsame­n Joggingrun­den mit seinem Hund viel Freude.

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