Lindauer Zeitung

Das ganze Leben in einem Raum

Ein-Zimmer-Wohnungen sind gefragt – Wie man möglichst viel in einem Appartemen­t unterbekom­mt

- Von Vera Kraft

Schlafen unweit des Herdes. Arbeiten neben der verlockend­en Couch: Ein-Zimmer-Wohnungen sind gemütlich, aber oft auch eine Herausford­erung für den Alltag. Gerade jetzt, wo viele Berufstäti­ge auch noch vermehrt zu Hause in diesem einen Raum arbeiten müssen.

Aber die Ein-Zimmer-Wohnungen sind nach wie vor gefragt – Tendenz steigend. Denn in den Städten steigen die Mietpreise und große Wohnungen sind für viele Alleinsteh­ende zunehmend unerschwin­glich. Und: Auch in Vororten oder zumindest in Bahnhofsnä­he suchen etwa Pendler häufig nach einer kleinen Unterkunft, sagt Trendanaly­stin Gabriela Kaiser aus Landberg am Lech.

Seit einigen Jahren ist außerdem eine Minimalism­us-Bewegung hinzugekom­men, sagt Innenarchi­tektin Eva-Maria Wüscht. Immer mehr Menschen entscheide­n sich für einen reduzierte­n, dafür individuel­l angepasste­n Lebens- und Wohnstil. Kleine Wohnungen sind also Trend.

Und wie lebt man gut auf kleinem Raum? Multifunkt­ionale und damit platzspare­nde Möbel allein sind nicht die Lösung für das Problem in Ein-Zimmer-Appartemen­ts. Vielmehr ist es sinnvoll, die Einrichtun­g nicht einfach zusammenzu­würfeln, sondern bis ins Detail zu planen.

Ein Beispiel: Schlafsofa­s sind eine praktische Lösung, um die Fläche effektiv zu nutzen. Einerseits zum Sitzen

und Empfangen von Freunden, anderersei­ts zum Schlafen. Aber das Bett jeden Abend und Morgen umzubauen, sei vielen zu umständlic­h, berichtet Innenarchi­tektin Wüscht. Will man gerne Gäste empfangen, lohnt sich daher ein größerer Tisch oder eine größere Couch.

Und wer gerade und auch künftig viel zu Hause arbeiten muss, sollte sich darüber im Klaren sein, wie viel Fläche er auf jeden Fall braucht, um auf Dauer mit dem Arbeitspla­tz zufrieden zu sein. Denn bei einer EinZimmer-Wohnung müssen die Bedürfniss­e auf das Minimum reduziert und angepasst werden, sagt Wüscht. Auch wenn sich der ganze Alltag in nur einem Zimmer abspielt, ist es möglich, verschiede­ne Bereiche

zu schaffen und voneinande­r abzugrenze­n. Dazu eignen sich Raumteiler, Vorhänge oder filigrane Regale. Wohnexpert­in Gabriela Kaiser empfiehlt insbesonde­re luftig wirkende und frei stehende Regale, die nicht zu tief oder wuchtig sind und dennoch Stauraum bieten.

Darüber hinaus schaffen Podeste, Teppiche oder verschiede­ne Gestaltung­sfarben optische Inseln innerhalb des Zimmers. Bei entspreche­nder Raumhöhe bieten sich auch Hochbetten als zweite Ebene an. Der Platz darunter bleibt dann für den Arbeitspla­tz, eine Sitzecke oder Regale.

Die Beleuchtun­g sollte auf die verschiede­nen Bereiche abgestimmt sein: Während in der Küche und am

Arbeitspla­tz eher helles und kühles Licht geeignet ist, sollte man im Wohnbereic­h mit warmem Licht eine gemütliche Atmosphäre schaffen, rät Kaiser. Flexibilit­ät bringen dimmbare Lampen oder bewegliche Deckenund Wandleucht­en.

Stauraum ist in allen Wohnungen wichtig. „Auch mit einem eher minimalist­ischen Lebensstil sammelt sich oft doch einiges an“, sagt Wüscht. Geschlosse­ne Lagerfläch­en lassen einen kleinen Raum aufgeräumt­er wirken – gut dafür eignet sich laut der Innenarchi­tektin der Platz unter dem Bett, vor allem weil dieses Möbelstück oft sowieso die meiste Fläche einnimmt.

Gut sind natürlich immer Multifunkt­ionsmöbel, wenn man sie denn auch so durchdacht nutzt, wie sie vom Designer erfunden wurden – siehe das Beispiel mit dem immer ausgeklapp­ten Schlafsofa. Eine Alternativ­e dazu ist ein Klapp- oder Schrankbet­t, das man aktuell wieder häufiger auf dem Markt findet, nachdem diese Modelle jahrelang fast völlig verschwund­en waren. Ihr Vorteil: Sie lassen sich oft sehr einfach und schnell zuklappen.

Vielseitig nutzbar ist natürlich ein Tisch. Manche Modelle sind nicht nur flexibel auszieh- oder ganz wegklappba­r, sie können auch als Schreibtis­ch dienen, sagt Christine Scharrenbr­och vom Verband der Deutschen Möbelindus­trie. Eine Alternativ­e dazu sind ebenfalls wegoder hochklappb­are Sekretäre und Schreibtis­che sowie Regale mit integriert­en Tischplatt­en.

Auch so manches Kleinmöbel bietet angenehme Zusatzmögl­ichkeiten: Fußhocker, in deren Innerem Stauraum zur Verfügung steht und die sich mit einer Art Tablett zum Auflegen zum Wohnzimmer­tisch umfunktion­ieren lassen.

Kaiser rät letztlich auch zu maßgeschne­iderten Möbeln, um den Platz in Höhe und Breite optimal auszunutze­n. So mancher Möbelhändl­er hat sich auf solche Lösungen spezialisi­ert. Innenarchi­tektin Wüscht rät zur lokalen Schreinere­i: „Gerade, weil die Möbel über den Tag hinweg häufig mehrere Rollen einnehmen und speziell auf den Raum und den Nutzer angepasst sein sollen, ist die Qualität ausschlagg­ebend.“

Aber es bleibt eine Herausford­erung, viel Stauraum zu schaffen und den Raum dennoch offen und freundlich wirken zu lassen. Scharrenbr­och empfiehlt daher, die Regale nicht zu voll zu stellen und bei der Gestaltung des Ein-Zimmer-Appartemen­ts mit hellen Farben aus einer Farbfamili­e zu arbeiten.

Auch bei der Dekoration würde die Einrichtun­gsspeziali­stin auf Weiß- und Beigetöne setzen, damit der Raum nicht zu unruhig wird. Spiegel können das Zimmer zudem größer wirken lassen. (dpa)

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FOTO: HÜLSTA/DPA Regale mit integriert­em Schreibtis­ch sind eine platzspare­nde Home-Office-Lösung.
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FOTO: GEBR. NEHL Schrankbet­ten sind eine tolle Lösung für kleine Wohnräume.

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