Auch abseits von Corona viel in Bildung investiert
Weichen gestellt für 17 Millionen Euro teuren Neubau Antonio-Huber-Schule
- Viele im Landkreis Lindau haben derzeit das Gefühl, dass seit fast zwei Jahren vor allem Corona ihren Alltag bestimmt. Warum dieser Eindruck täuscht, was sich trotz Pandemie im Kreis bewegt, und wieso davon vor allem der Nachwuchs profitiert: Der Lindauer Landrat wagt einen Ausblick auf ein Thema, das ihm sehr am Herzen liegt.
Elmar Stegmann schaut nachdenklich: Was ist im zu Ende gehenden Jahr im Landkreis Lindau Wichtiges geschehen? „Gefühlt hat Corona einen Großteil meiner Arbeitszeit bestimmt, und das oftmals sieben Tage die Woche“, stellt der Lindauer Landrat fest. Doch dann weicht der Ernst in seinem Gesicht einem Lächeln: „Aber wenn ich darüber länger nachdenke, dann ist trotz Pandemie sehr viel passiert und verwirklicht worden im Landkreis.“
Das betreffe vor allem den Bildungsbereich. Es ist ein Thema, auf das der Lindauer Landrat viel Wert legt. Natürlich sei die forcierte Digitalisierung in den neun landkreiseigenen Schulen vor allem der anhaltenden Corona-Pandemie und Distanzunterricht geschuldet. Aber Stegmann freut sich, dass nun alle Gymnasien, Real- und Förderschulen sowie das Berufsschulzentrum ans Glasfasernetz angeschlossen sind, sprich Zugriff auf schnelles Internet haben.
Da die Lehrkräfte die Organisation der massiv erweiterten IT-Angebote in den Schulen nicht mehr parallel zu Unterricht sowie dessen Vor- und Nachbereitung stemmen können, hat der Kreis bereits einen EDV-Fachmann dafür eingestellt. Im neuen Jahr soll Wolfgang Neff noch Verstärkung erhalten, kündigt der Landrat an: Der Kreis schaffe dafür weitere Stellen. Wobei Stegmann hofft, dass ein solches Angebot kreisweit für alle Schulen möglich wird, also beispielsweise auch für die Grundschulen: „Mein Idealfall wäre IT-Support für alle Schulen.“In ersten Gesprächen hätten die Bürgermeister der Kreisgemeinden durchaus „sehr positiv“auf diese Idee reagiert.
Einiges Geld investiert hat der Kreis ins Nachrüsten der Schulen mit dezentralen Lüftungsanlagen – in vielen Klassenzimmern ist bereits bessere Luft zum Lernen angesagt. Das will der Landrat im neuen Jahr ebenfalls weiter ausbauen: Machen die Kreisräte bei den Haushaltsberatungen mit, dann soll rund eine halbe Million Euro beispielsweise in die Lüftung der drei Gymnasien im Kreis fließen. Fachplaner habe die Verwaltung bereits beauftragt. Auch die St.Martins-Schule wird zu den Nutznießern dieser Investition gehören. Wobei deren Erweiterung von vorneherein mit einer dezentralen Lüftung geplant werde, fügt der Landrat an. Im Lindauer Bodensee-Gymnasium sei zudem vorgesehen, weitere alte Kippfenster auszutauschen.
Im Corona-Alltag nahezu untergegangen sind Themen wie der Neubau für die ehemalige Obstbauschule in Schlachters und die Tatsache, dass die Lindauer Berufsschule seit diesem Jahr als Exzellenzzentrum gilt. Weichen für die Zukunft gestellt habe der Kreis auch mit dem Beschluss, sein bisher im Lindauer ValentinHeider-Gymnasium untergebrachtes Medienzentrum an einem neuen Standort und auch inhaltlich völlig neu aufzustellen: „Die Beschlüsse sind gefasst, die Planung für die Umstrukturierung angelaufen“, schildert Stegmann. Er hält das für wichtig, schließlich „sieht die Medienarbeit in den Schulen heute ganz anders aus als noch vor zehn oder 15 Jahren“.
Besonders stolz ist der Lindauer Landrat aber, dass der Neubau der Antonio-Huber-Schule in greifbare Nähe rückt: Für das Förderschulzentrum wird in Lindenberg ein
Neubau errichtet. Baubeginn soll im kommenden Sommer sein – sobald die entsprechenden Bescheide der Regierung von Schwaben vorliegen. Kalkuliert ist der Neubau derzeit mit 17 Millionen Euro, davon muss der Landkreis rund neun Millionen Euro selbst aufbringen. Kredite braucht er dafür aber nicht aufnehmen: Einen Großteil des Eigenanteils hat der Landkreis Lindau bereits angespart.
Offen bleibt derzeit nur die Frage, wann der Landkreis in Lindau den Grundstein für das angedachte neue Berufsschulzentrum legen kann. Stegmann sieht es als wichtig an, dass erst einmal das Projekt Neubau Antonio-Huber-Schule abgeschlossen wird. Dafür ist eine Bauzeit von etwa drei Jahren eingeplant. Baubeginn für die neue Berufsschule werde also nicht vor 2025 sein. Aber das Projekt soll auf jeden Fall umgesetzt werden.
Bis dahin müssen Lehrkräfte, Auszubildende und andere Berufsschüler mit dem Status Quo des verwinkelten und teilweise massiv in die Jahre gekommenen Altbaus leben – also voraussichtlich an die sechs Jahre. Was aber nicht heiße, dass der Kreis nichts mehr in die alte Berufsschule investiere: „Bauunterhalt findet dort weiterhin statt“, versichert der Lindauer Landrat. Und fügt stolz an: „Immerhin fließen im Jahr 2022 insgesamt über 80 Prozent unserer Investitionen in den Bereich Bildung.“