Weihnachtscircus lässt Publikum dem Corona-Alltag entfliehen
Der Zirkus feiert Premiere auf dem Platz vor der Ravensburger Oberschwabenhalle
- Der 14. Ravensburger Weihnachtscircus, der im vergangenen Jahr wegen der Pandemie ausfallen musste, hat am Donnerstag Premiere gefeiert. Die Vorführung im Zelt auf dem Platz vor der Ravensburger Oberschwabenhalle begeistert Erwachsene und Kinder gleichermaßen. Circusdirektor Elmar Kretz erklärt, wieso im diesjährigen Programm zahlreiche südländische Rhythmen zu hören sind.
Das Vorzelt, durch das die Besucher zur Manege strömen, ist liebevoll mit Lichtern, Schneeflocken und Nikolausstiefeln dekoriert. In der Mitte steht ein geschmückter Weihnachtsbaum. Das neu angeschaffte Vorzelt ist mit 970 Quadratmetern deutlich größer als das bisherige. Es ermöglicht größere Abstände zwischen den Zuschauern.
Um hineinzukommen, müssen die Besucher an einer von drei Schlangen warten und einen 2GPlus-Nachweis vorzeigen. Im Gegensatz zum beheizten Zirkuszelt steht man draußen in der Kälte. Manch ein Familienvater mit dünner Jacke und ohne Mütze fängt schon an zu bibbern. Es geht relativ zügig voran, aber doch einige Minuten länger als erwartet, bis alle ein weißes Bändchen mit der Aufschrift „Bleiben Sie gesund“erhalten.
Die fulminante Show lässt kaum Raum, sich daran zu erinnern, dass das Zelt nur zur Hälfte belegt sein darf und dass der Mundschutz auch auf dem Platz getragen werden muss. Was viele wohl auch nicht merken: der sanfte Luftstoß von unten. Heizungen
blasen Frischluft von außen herein, die das Zelt über die sich von Zeit zu Zeit öffnende Kuppel wieder verlässt.
Bei den Artisten am fliegenden Trapez, „The Flying Miltch“aus Chile, können die Kinder ihren Mund vor Staunen kaum mehr schließen. Die Sprünge mit verbundenen Augen und der legendäre dreifache Salto Mortale erfordern ein atemberaubendes Timing. Es ist der Höhepunkt der Veranstaltung für viele Zuschauer, etwa die kleine Marie aus Markdorf.
Als „The Flying Miltch“ihren gefährlichen Auftritt geschafft haben, feiern alle mit dem Sommerhit „Ai se eu te pego“des brasilianischen Sängers Michel Teló, besser bekannt unter dem darin mehrfach verwendeten Wort „Nossa“. Auch die Auftritte einiger anderer Künstler werden von südländischen Rhythmen untermalt. Selbst die dressierten Pferde scheinen Salsa zu tanzen. Zirkusdirektor Elmar Kretz erklärt, dass beim klassischen Nummernzirkus jeder Auftritt für sich steht, die Vorstellung also per se kein Thema hat. Die zahlreichen südländischen Rhythmen sollen „Lebensfreude versprühen“.
Für Lacher und Überraschungsmomente sorgt der Berliner Clown Filu. Er führt scheinbar leicht durchschaubare Zaubertricks vor: Wenn er eine volle Ketchup-Flasche in eine Papiertüte steckt, kommt eine leere Flasche wieder heraus. Die Begeisterung der Menge hält sich in Grenzen. „Ich weiß, was ihr denkt“, sagt Filu. „Ihr denkt, in der Tüte sind zwei Flaschen, eine volle und eine leere.“Er zerknüllt die Tüte komplett und es stellt sich heraus: Es konnte sich keine zweite Flasche darin befunden haben.
Dem kleinen Till aus Tettnang gefällt der Clown am besten. „Der
Clown mag den Clown“, scherzt seine Mutter. Seine Schwester Evi ist von der Pferdedressur begeistert. Evi hat ein Pflegepferd, das sie ein- bis zweimal pro Woche besucht. Während ihre Mutter den Stall ausmistet, kümmert sie sich um den Schimmel.
Bis zum 9. Januar soll der Zirkus zweimal täglich stattfinden, vorausgesetzt, die Corona-Regeln ändern sich nicht. Direktor Kretz gibt sich gelassen: Noch sei nichts entschieden. Die Zuschauer der Premiere jedenfalls sind zufrieden, dem Applaus und den Pfiffen am Schluss nach zu urteilen. Kerstin Müller, die mit drei Enkelkindern gekommen ist, lobt das „durchgehend hochwertige“Programm. Sie habe den Ravensburger Weihnachtscircus schon früher besucht, aber das sei die beste Vorführung bisher gewesen.