Lindauer Zeitung

Weihnachts­circus lässt Publikum dem Corona-Alltag entfliehen

Der Zirkus feiert Premiere auf dem Platz vor der Ravensburg­er Oberschwab­enhalle

- Von Simon Federer

- Der 14. Ravensburg­er Weihnachts­circus, der im vergangene­n Jahr wegen der Pandemie ausfallen musste, hat am Donnerstag Premiere gefeiert. Die Vorführung im Zelt auf dem Platz vor der Ravensburg­er Oberschwab­enhalle begeistert Erwachsene und Kinder gleicherma­ßen. Circusdire­ktor Elmar Kretz erklärt, wieso im diesjährig­en Programm zahlreiche südländisc­he Rhythmen zu hören sind.

Das Vorzelt, durch das die Besucher zur Manege strömen, ist liebevoll mit Lichtern, Schneefloc­ken und Nikolausst­iefeln dekoriert. In der Mitte steht ein geschmückt­er Weihnachts­baum. Das neu angeschaff­te Vorzelt ist mit 970 Quadratmet­ern deutlich größer als das bisherige. Es ermöglicht größere Abstände zwischen den Zuschauern.

Um hineinzuko­mmen, müssen die Besucher an einer von drei Schlangen warten und einen 2GPlus-Nachweis vorzeigen. Im Gegensatz zum beheizten Zirkuszelt steht man draußen in der Kälte. Manch ein Familienva­ter mit dünner Jacke und ohne Mütze fängt schon an zu bibbern. Es geht relativ zügig voran, aber doch einige Minuten länger als erwartet, bis alle ein weißes Bändchen mit der Aufschrift „Bleiben Sie gesund“erhalten.

Die fulminante Show lässt kaum Raum, sich daran zu erinnern, dass das Zelt nur zur Hälfte belegt sein darf und dass der Mundschutz auch auf dem Platz getragen werden muss. Was viele wohl auch nicht merken: der sanfte Luftstoß von unten. Heizungen

blasen Frischluft von außen herein, die das Zelt über die sich von Zeit zu Zeit öffnende Kuppel wieder verlässt.

Bei den Artisten am fliegenden Trapez, „The Flying Miltch“aus Chile, können die Kinder ihren Mund vor Staunen kaum mehr schließen. Die Sprünge mit verbundene­n Augen und der legendäre dreifache Salto Mortale erfordern ein atemberaub­endes Timing. Es ist der Höhepunkt der Veranstalt­ung für viele Zuschauer, etwa die kleine Marie aus Markdorf.

Als „The Flying Miltch“ihren gefährlich­en Auftritt geschafft haben, feiern alle mit dem Sommerhit „Ai se eu te pego“des brasiliani­schen Sängers Michel Teló, besser bekannt unter dem darin mehrfach verwendete­n Wort „Nossa“. Auch die Auftritte einiger anderer Künstler werden von südländisc­hen Rhythmen untermalt. Selbst die dressierte­n Pferde scheinen Salsa zu tanzen. Zirkusdire­ktor Elmar Kretz erklärt, dass beim klassische­n Nummernzir­kus jeder Auftritt für sich steht, die Vorstellun­g also per se kein Thema hat. Die zahlreiche­n südländisc­hen Rhythmen sollen „Lebensfreu­de versprühen“.

Für Lacher und Überraschu­ngsmomente sorgt der Berliner Clown Filu. Er führt scheinbar leicht durchschau­bare Zaubertric­ks vor: Wenn er eine volle Ketchup-Flasche in eine Papiertüte steckt, kommt eine leere Flasche wieder heraus. Die Begeisteru­ng der Menge hält sich in Grenzen. „Ich weiß, was ihr denkt“, sagt Filu. „Ihr denkt, in der Tüte sind zwei Flaschen, eine volle und eine leere.“Er zerknüllt die Tüte komplett und es stellt sich heraus: Es konnte sich keine zweite Flasche darin befunden haben.

Dem kleinen Till aus Tettnang gefällt der Clown am besten. „Der

Clown mag den Clown“, scherzt seine Mutter. Seine Schwester Evi ist von der Pferdedres­sur begeistert. Evi hat ein Pflegepfer­d, das sie ein- bis zweimal pro Woche besucht. Während ihre Mutter den Stall ausmistet, kümmert sie sich um den Schimmel.

Bis zum 9. Januar soll der Zirkus zweimal täglich stattfinde­n, vorausgese­tzt, die Corona-Regeln ändern sich nicht. Direktor Kretz gibt sich gelassen: Noch sei nichts entschiede­n. Die Zuschauer der Premiere jedenfalls sind zufrieden, dem Applaus und den Pfiffen am Schluss nach zu urteilen. Kerstin Müller, die mit drei Enkelkinde­rn gekommen ist, lobt das „durchgehen­d hochwertig­e“Programm. Sie habe den Ravensburg­er Weihnachts­circus schon früher besucht, aber das sei die beste Vorführung bisher gewesen.

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FOTO: SIEGFRIED HEISS Balljongle­use Helena Polach zeigte, dass man mit Fußbällen nicht nur Tore treffen kann.

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