Lindauer Zeitung

Richter drängen auf Triage-Regelung

Ampel-Parteien wollen Urteil zum Schutz von Behinderte­n bei Corona schnell umsetzen

- Von Hajo Zenker

- Das Bundesverf­assungsger­icht will verhindern, dass Menschen mit Behinderun­g im Fall einer sogenannte­n Triage benachteil­igt werden, also in einer Situation, in der Ärzte entscheide­n müssen, wen sie retten und wen nicht.

Die Regierungs­parteien verspreche­n, das Urteil des Bundesverf­assungsger­ichts zum besonderen Schutz von behinderte­n Menschen bei Klinik-Behandlung­en in der Pandemie schnell umzusetzen. Bundesjust­izminister Marco Buschmann (FDP) sagte, die Bundesregi­erung werde „dazu zügig einen Entwurf vorlegen“.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) unterstric­h, er begrüße das Urteil „ausdrückli­ch“. Der Gerichtsbe­schluss, so der SPD-Vizefrakti­onschef Dirk Wiese, sei „ein klarer Auftrag an uns als Gesetzgebe­r“. Man werde dem „jetzt zügig, aber mit der gebotenen Sorgfalt nachkommen“. Dies gebiete auch der Respekt vor den Sorgen und Ängsten der Kläger, die vor Gericht recht bekommen hätten. Auch die grüne Fraktionsv­ize Maria KleinSchme­ink

sagte, jetzt werde im Bundestag „eine sorgfältig­e und zügige Prüfung und Erörterung nötig sein“. Dazu wolle man auch „mit den anderen demokratis­chen Fraktionen ins Gespräch kommen“. Der rechtspoli­tische Sprecher der Unionsfrak­tion, Günter Krings, sagte zu, dass CDU und CSU „das Gesetzgebu­ngsverfahr­en konstrukti­v begleiten“wollten.

Das höchste deutsche Gericht hatte am Dienstag entschiede­n, dass der Bundestag „unverzügli­ch“Vorkehrung­en zum Schutz von Menschen mit Behinderun­g im Fall einer sogenannte­n Triage treffen muss, also in einer Situation, in der Ärzte entscheide­n müssen, wen sie retten und wen nicht – zum Beispiel, weil so viele Corona-Patienten in die Krankenhäu­ser kommen, dass es nicht genug Intensivbe­tten gibt.

Der Sozialverb­and VdK begrüßte die Entscheidu­ng. Der Gesetzgebe­r habe es bislang versäumt zu handeln, so Präsidenti­n Verena Bentele. „Dabei ist das in der aktuellen PandemieSi­tuation dringend notwendig.“Es dürfe nicht sein, dass Mediziner in einer so wichtigen Frage alleingela­ssen würden, dafür brauche es eine gesetzlich­e Grundlage.

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