Digitalisierung für die Landwirtschaft
Kaum ein Betrieb arbeitet noch rein analog – Bundesregierung will vernetzte Plattform einführen
- Die Landwirtschaft wird zunehmend digital. Eine repräsentative Studie des Digitalverbands Bitkom und des Deutschen Bauernverbandes (DBV) aus dem vergangenen Jahr zeigt: Mehr als acht von zehn landwirtschaftlichen Betrieben setzen auf digitale Technologien, weitere zehn Prozent planen den Umstieg.
Die Ampel-Regierung will diese Entwicklung auch von staatlicher Seite fördern. Im Mittelpunkt soll eine Plattform stehen, auf der den Bauern wichtige Daten zur Verfügung gestellt werden. Das nächste Level der Digitalisierung werde ein voll vernetzter Betrieb sein, wo nicht nur Landmaschinen digital gesteuert, sondern Entscheidungen auf der Basis von Simulationen detailliert getroffen werden können, sagt die FDP-Fraktionsvize Carina Konrad. „Doch dafür bedarf es spezieller Daten, die der Staat ohnehin erhebt, wie etwa Wetter-, Bodenoder bestimmte Satellitendaten“, sagt Konrad, eine Vertraute von Digitalminister
Volker Wissing, die für die FDP den Agrarbereich in den Koalitionsgesprächen federführend verhandelt hat. Der Staat müsse sich in diesem Bereich viel mehr als Dienstleister sehen und diese Daten einfacher zur Verfügung stellen.
Dabei wissen die Liberalen die Bauern auf ihrer Seite. Neben dem flächendeckenden Breitbandausbau habe die Bereitstellung der Wetterund Geodaten höchste Priorität in der Digitalisierung der Landwirtschaft, sagt der DBV auf Nachfrage.
Der Bauernverband wünscht sich keine zentrale Datenbank, sondern ein System von standardisierten und offenen Schnittstellen. Wichtig sei aber, betont der DBV, dass die Landwirte die Hoheit über ihre Daten behalten. „Das ist weniger eine Frage des Datenschutzes, sondern betrifft in erster Linie den wirtschaftlichen Nutzen, der mit den Daten, die die Landwirte liefern, erzielt werden kann.“
Zu der konkreten Ausgestaltung der Plattform wollte sich das Grünen-geführte Landwirtschaftsministerium auf Nachfrage nicht äußern. Grundlage könnte aber eine Machbarkeitsstudie des Ministeriums sein, die vor einem Jahr veröffentlicht wurde und empfiehlt, dass eine solche Plattform drei Säulen haben sollte. Die erste: staatliche Daten für die Landwirte. Außerdem sollen Meldungen und Anträge damit einfacher eingereicht werden können. Konrad wünscht sich, dass die Plattform noch in dieser Legislaturperiode an den Start gehen kann.