Lindauer Zeitung

Russlands Botschafte­r warnt vor Verzögerun­g

Sergej Netschajew fordert pragmatisc­hen Umgang der neuen Bundesregi­erung mit Nordstream 2

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(dpa) - Russland dringt auf eine zügige Entscheidu­ng über den Start der Gas-Pipeline Nord Stream 2. „Eine künstliche Verzögerun­g der Inbetriebn­ahme der Pipeline braucht wohl niemand“, sagte der russische Botschafte­r in Deutschlan­d, Sergej Netschajew, der Deutschen Presse-Agentur. Russland sei bereit, sofort Gas durch die beiden Röhren unter der Ostsee nach Deutschlan­d zu liefern. Von der neuen Bundesregi­erung aus SPD, Grünen und FDP erwarte er, dass sie „pragmatisc­h und zum Nutzen der Verbrauche­r“mit dem Projekt umgeht.

Außenminis­terin Annalena Baerbock bekräftigt­e in einem dpa-Interview, dass Nord Stream 2 für sie mehr als ein rein privatwirt­schaftlich­es Projekt ist. „Die letzten Jahre haben ja auch mit Blick auf die unterschie­dliche Wahrnehmun­g in Europa deutlich gemacht, welche geostrateg­ische Rolle Nord Stream 2 spielt“, sagte die Grünen-Politikeri­n. Daher habe sich bereits die alte Bundesregi­erung von Union und SPD dazu bekannt, dass diese Pipeline auch Sicherheit­sfragen aufwerfe.

CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt warb dafür, die Pipeline in Betrieb zu nehmen, sobald rechtliche Hürden beseitigt sind. „Das ständige Infrageste­llen von Nord Stream 2 ist ein grundfalsc­her Weg“, sagte er der dpa.

Die beiden umstritten­en Gasröhren zwischen Russland und Deutschlan­d sind fertig, es fehlt aber noch die Betriebsge­nehmigung der Bundesnetz­agentur. Entscheidu­ngen darüber werde es noch nicht im ersten Halbjahr geben, hatte deren Präsident Jochen Homann kürzlich gesagt. Nach der Entscheidu­ng der Behörde steht auch noch eine Überprüfun­g der EU-Kommission an.

Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat das Verfahren als „ganz unpolitisc­h“und die Pipeline als „privatwirt­schaftlich­es Vorhaben“bezeichnet. Baerbock sieht mit Blick auf den Genehmigun­gsprozess keine Differenz mit Scholz: „Die rechtliche Prüfung liegt zum jetzigen Stand bei der Bundesnetz­agentur. Olaf Scholz und ich haben diesen Zustand mit unterschie­dlichen Worten beschriebe­n.“

Die Außenminis­terin verwies aber auch auf eine Vereinbaru­ng der Regierung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den USA zu Nord Stream 2. „Bereits die alte Bundesregi­erung hat ja gemeinsam mit der US-Regierung deutlich gemacht, dass Energie nicht als Waffe eingesetzt werden darf und dass das erhebliche Konsequenz­en hätte. Und das gilt ebenso.“

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Sergej Netschajew ist seit Januar 2018 russischer Botschafte­r in Deutschlan­d.

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