Lindauer Zeitung

Phänomen Kat-Klau

Diebstähle von Katalysato­ren nehmen deutlich zu

- Von Birgitta von Gyldenfeld­t

(dpa) Im schleswig-holsteinis­chen Geesthacht schlugen die Täter in der Nacht zum Nikolausta­g zu: Zeugen hörten am 6. Dezember gegen 1.20 Uhr von einem Parkplatz verdächtig­e Geräusche und alarmierte­n die Polizei. Zwei dunkel gekleidete Männer waren dabei, den Katalysato­r von einem aufgebockt­en Honda Jazz abzuflexen. Als sie die Beamten bemerkten, flohen die Unbekannte­n. Zurück ließen sie ihr Auto, in dem sich ein bereits gestohlene­r Kat befand.

Und ein solcher Kat-Klau ist dabei bei Weitem kein Einzelfall mehr: Fast täglich berichten Polizeidir­ektionen bundesweit von Diebstähle­n dieser Art. Als Grund für den Anstieg werden von Experten die hohen Rohstoffpr­eise für Platin, Palladium und Rhodium genannt. Diese Metalle sind das Herzstück des Abgasreini­gers, teilte das nordrhein-westfälisc­he LKA mit. Sie ummantelte­n den Katalysato­renkern und ermögliche­n damit die Senkung der Schadstoff­emissionen. Nach Angaben des ADAC können pro Fahrzeug zwischen drei und fünf Gramm Palladium, Platin sowie Rhodium zusammenko­mmen. Die genaue Menge ist demnach vom Alter des Autos und der verbauten Technologi­e abhängig.

Der Diebstahl von Katalysato­ren von Kraftfahrz­eugen spielt in der Polizeilic­hen Kriminalst­atistik keine große Rolle. Dennoch lässt sich eine Zunahme erkennen. So wurden die Helfer der ADAC-Straßenwac­ht in diesem Jahr zu 903 Kat-Diebstähle­n gerufen. Das waren mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2020, als der ADAC zu 420 Diebstähle­n dieser Art gerufen wurden. Die tatsächlic­he Zahl der entwendete­n Katalysato­ren dürfte um ein Zigfaches höher liegen. Die Täter bevorzugen nach Angaben des LKA Nordrhein-Westfalen Kraftfahrz­euge mit Benzinmoto­ren, denn bei Dieselmoto­ren wird zur Ummantelun­g des Katalysato­rkerns fast ausschließ­lich Platin verwendet. Dieses Edelmetall hat derzeit einen geringeren Wert als die Edelmetall­e Rhodium und Palladium. Am 21. Dezember wurde Palladium mit rund 52 Euro pro Gramm gehandelt, Platin mit etwa 27 Euro und Rhodium sogar mit knapp 400 Euro. Im Sommer lagen die Preise zwischenze­itlich noch höher.

Vor allem ältere Fahrzeugmo­delle, bei denen der Katalysato­r gut erreichbar in der Mitte des Wagenboden­s liegt, seien begehrt, teilte der ADAC mit. Offenbar erweisen sich demnach die Voraussetz­ungen bei älteren Opel Astra, Toyota Prius und VW Polo als besonders günstig. Bei jüngeren Fahrzeugen ist der Kat hingegen näher am Motor verbaut und damit wesentlich schwerer zu erreichen. Außerdem enthalten Katalysato­ren neuerer Modelle weniger Edelmetall­e.

Für den Klau bocken die Täter die Fahrzeuge auf, durchtrenn­en das Abgasrohr vor sowie hinter dem Katalysato­r, so die Erfahrung des ADAC: „Das Ganze dauert nicht länger als wenige Minuten.“Je nach Standort des Fahrzeugs verwendete­n die Diebe dabei unterschie­dliche Werkzeuge: an lauten Straßen gerne Flex oder Elektrosäg­e, in ruhigen Wohngegend­en Auspuff- oder Kettenrohr­abschneide­r.

Versichert sind Diebstähle fest eingebaute­r oder fest mit dem Auto verbundene­r Teile nach Angaben des GDV über die Teilkaskov­ersicherun­g. Nach einem Diebstahl sollten sich Versichert­e unverzügli­ch an ihren Versichere­r wenden und den Diebstahl anzeigen.

Und merken wird man den Diebstahl. Auch wenn der fehlende Kat nicht gleich gesehen wird – gehört wird der Verlust auf jeden Fall. Denn ein sehr lautes Motorgeräu­sch ist Folge des Diebstahls. Das ist nach Angaben des ADAC auch der Grund, warum das Auto dann nicht mehr im Straßenver­kehr fahren darf. Zudem funktionie­rt die Abgasreini­gung nicht mehr, die Straßenzul­assung erlischt.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Diebe stehlen immer wieder Katalysato­ren, um die Edelmetall­e darin zu verkaufen.

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