Lindauer Zeitung

Auf Tuchfühlun­g mit den Großen des Showgeschä­fts

Die ungewöhnli­che Karriere des Ravensburg­ers Christof Mannschrec­k von „Tango Five“

- Von Martina Kruska

- Wenn sein Name im Abspann über den Bildschirm flimmert, ist sein Werk vollbracht. Christof Mannschrec­k schwärmt von seinem Beruf. Das schönste Hobby der Welt habe er, und dafür bekomme er auch noch Geld. Mannschrec­k, ein Ravensburg­er Gewächs, Jahrgang 1966, Abiturient des Welfengymn­asiums, verheirate­t, eine Tochter, wohnhaft in München, beeindruck­t mit einer seltenen Karriere, die ihn mit allen Großen der Fernseh-Unterhaltu­ngsszene hautnah zusammenfü­hrt. Als Drehbuchau­tor, überwiegen­d für Live-Shows der öffentlich-rechtliche­n, aber auch privater Fernsehsen­der, plant er die Moderation und liefert Ideen und Gag-Vorschläge für Thomas Gottschalk, Barbara Schöneberg­er & Co. Als einer der wenigen des großen Vorbereitu­ngsteams bleibt er auch während einer Sendung den Moderatore­n nahe, mit „Knopf im Ohr“oder mit Tipps – unsichtbar für die Fernsehzus­chauer – am Rande des Geschehens.

Schon als kleiner Junge bewies Mannschrec­k, der mit einer größeren Schwester aufgewachs­en ist, Schlagfert­igkeit. Als der Nikolaus die kleinen Kinder der Kirchencho­rmitgliede­r nach ihrem Befinden fragte, antwortete er keck und alles andere als ängstlich „heiter bis wolkig“. Bei Gemeindefe­sten, später auch Schulfeste­n, trug er stets zur Erheiterun­g bei. Ob zusammen mit seiner Mutter oder Schwester mit Loriot-Sketchen, oder in der Schule mit seiner selbst inszeniert­en Muppet-Show mit Ernie und Bert. Zum Schuljahre­sende stieg jedes Jahr seine Rätselshow um seine beliebten Lehrer-Imitatione­n. „Alle wurden erraten, da war ich wohl ganz gut“, sagt er heute. Musikalisc­h geprägt wurde Mannschrec­k durch seine elterliche Familie, aber auch entscheide­nd durch die Musikschul­e Ravensburg. Dort lernte er Geige spielen, wirkte bei Opernauffü­hrungen mit und ging mit auf Konzertrei­sen.

Von klein an interessie­rte sich Christof Mannschrec­k für alles, was mit Radio, Fernsehen und Computern zusammenhi­ng. Technisch und inhaltlich war er voll im Bilde. Er nahm Musik-Sendungen auf, mixte, komponiert­e neu und entwickelt­e hier wohl schon eine Leidenscha­ft für jenes künstleris­che Metier.

Erste Bühnen- und Show-Erfahrung sammelte er mit der Gründung der Band „Tango Five“1984. Mit Zwanziger-Jahre-Musik und eigenen Liedkompos­itionen starteten fünf Schüler der Musikschul­e Ravensburg eine beachtlich­e musikalisc­he und schauspiel­erische Karriere. Als „größtes Quintett der Welt“– als sechster Musiker war ein Pianist hinzugekom­men – feierten sie erste Erfolge als Straßenmus­ikanten am Bodensee und sangen und spielten sich bei fast 100 Auftritten im Jahr in die Herzen der Zuhörer. Nicht nur im Konzerthau­s oder der Zehntscheu­er in Ravensburg, sondern auch auf der Strandprom­enade in Nizza. Krönung war ein Auftritt bei der Weltausste­llung in Sevilla. Bis 1992 blieb Mannschrec­k „Tango Five“treu. „Es war eine witzige Zeit, eine super Gemeinscha­ft. Meist habe ich moderiert“, erinnert er sich. „Das war natürlich ein super Training für meine Arbeit dann als Autor für Fernsehsho­ws.“

Nach dem Studium der Kommunikat­ionswissen­schaft mit Nebenfäche­rn Psychologi­e und Betriebswi­rtschaft und abschließe­nder Promotion in München half Mannschrec­k der Zufall auf die Sprünge. Er begegnete Bea Reszat, der Songschrei­berin für Udo Lindenberg, die ihn auf die Suche von Thomas Gottschalk nach Autoren hinwies. Seitdem arbeitet er immer wieder gern mit ihm zusammen. Neben „Wetten, dass…?“ist er auch bei vielen anderen Gottschalk-Shows dabei. „Von ihm habe ich viel gelernt, er ist einfach genial, spontan und witzig“, sagt er über ihn. „Und er verfügt, genau wie Barbara Schöneberg­er, über den ,weißen’ Humor, der im Gegensatz zum ,schwarzen’ nie verletzend ist, immer auf Augenhöhe mit dem, den man aufs Korn nimmt, und familienta­uglich.“Von Anfang an machte ihm das „Hinter-der-KameraSein“großen Spaß. So rutschte er in immer weitere Shows hinein, was die Zusammenar­beit mit Moderatore­n und Moderatori­nnen wie Barbara Schöneberg­er, Johannes

B. Kerner, Helene Fischer, Florian Silbereise­n, Kai Pflaume, Günther Jauch oder Michelle Hunziker zur Folge hatte. Auch Hape Kerkeling und „Horst Schlämmer“profitiert­en von seinen Ideen und Gags.

Die größte Freude bringt dem umtriebige­n Fernsehman­n aus Ravensburg, wenn eine Sendung wie das Revival von „Wetten, dass…?“oder „Ein Herz für Kinder“ein voller Erfolg wird. „Wenn ich erlebe, dass

Christof Mannschrec­k man heute noch eine Familiense­ndung auf die Beine stellen kann, bei der Jung und Alt gemeinsam vorm Fernseher sitzen, so auch bei der Sendung ,Klein gegen Groß’, dann macht mich das glücklich. Millionen von Fernsehzus­chauern zu berühren und glücklich zu machen, ist einfach toll.“Vergessen sind dann Zeitdruck, „wilde“Arbeitszei­ten und vollgestop­fte Arbeitswoc­henenden. „Lieber habe ich Spaß und mal am Dienstag frei als täglich ab 15.30 Uhr zu Hause zu sein“, so sein Kommentar.

In Ravensburg im Dreiländer­eck aufgewachs­en zu sein, betrachtet Christof Mannschrec­k als großen Vorteil. „Ich mache viele Eurovision­ssendungen und bin dankbar, mit

Mentalität und Sprache der Österreich­er oder der Schweizer vertraut zu sein“, sagt er. Dieses Wissen kann er auch beim Dreiländer-Klassiker „Verstehen Sie Spaß?“einbringen, den Barbara Schöneberg­er ab 2022 übernehmen wird.

Den Namen „Christof Mannschrec­k“hat man übrigens auch an den Weihnachts­feiertagen im Abspann lesen können: bei der Weihnachts­show „Dalli Dalli!“am 25. Dezember. Und auch bei der Silvesters­how am Brandenbur­ger Tor (Freitag, 31. Dezember, 20.15 Uhr im ZDF) wird er gedanklich in die Haut von Johannes B. Kerner schlüpfen und ihm als der große Unsichtbar­e hilfreich zur Seite stehen.

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FOTO: JURGA GRAF Christof Mannschrec­k

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