Das Warten auf den großen Wurf geht weiter
Gabriel Clemens und Florian Hempel haben bei der Darts-WM weitere Coups verpasst – Einmal mehr sind die deutschen Profis in der entscheidenden Phase nicht mehr dabei
(SID) - Gabriel Clemens parierte die erneuten Hassnachrichten weniger Unverbesserlicher mit Humor, Florian Hempel wandte sich überwältigt und dankbar an seine neu eroberten Fans: Kurz nachdem die letzten beiden deutschen Profidarter auf der WM-Bühne im legendären „Ally Pally“den nächsten großen Wurf verpasst hatten, suchte das Duo aus verschiedensten Gründen den direkten Draht zur stetig wachsenden Darts-Gemeinde in der Heimat.
Die Anfeindung „Du hast ab heute Saarland-Verbot, mein Freund. Deine
Mutter ist deine Schwester, Big Mac“konterte Clemens nach seiner deutlichen 0:4-Niederlage in der dritten Runde gegen den Waliser Jonny Clayton: „Ja Leute, ich nehme das Ganze mit Humor und lasse mich bestimmt nicht unterkriegen von so was!“, schrieb Clemens, der im Vorjahr als erster Deutscher ins WM-Achtelfinale eingezogen war. Denn: „99,9999 Prozent“der Nachrichten seien „positiv und ich freue mich wirklich immer über Euren Support!“
Über die Unterstützung aus Deutschland freute sich auch Debütant Hempel. Auch wenn beim „Kölschen Jung“sechs Tage nach seinem
Sensationscoup gegen den Weltranglistenfünften Dimitri van den Bergh nach dem 1:4 gegen den Australier Raymond Smith am Montag die Enttäuschung über den verpassten Achtelfinaleinzug überwog. „Die Resonanz war zu 99 Prozent positiv, da wollte ich mich einfach lieb und nett bedanken. Die Fans sind ganz wichtig im Sport, da gehört sich das dann einfach so“, sagte der frühere Handballprofi.
Bei all der Freude über die Unterstützung aus der Heimat bleibt aber auch in diesem WM-Jahr die bittere Erkenntnis, dass der deutsche Dartssport weiter viel Arbeit bis zum ersehnten großen Durchbruch vor sich hat. Hempel zumindest ist sich aber sicher, dass die Fans nicht mehr lange warten müssen. „Wir haben richtig gute Spieler, die sicherlich in den nächsten Jahren richtig was reißen können“, sagte er. Eine richtig große Leistung zu bringen, stecke „in jedem von uns“.
Hempel, der bereits nach seinem Zweitrundenerfolg in der Weltrangliste am früheren Hoffnungsträger Max Hopp vorbeigezogen war und Sport1 mit im Schnitt 650 000 Zuschauern eine überragende TV-Quote beschert hatte, haderte auch am Dienstagvormittag noch mit seiner Leistung. „Die Stimmung war jetzt nicht die beste“, sagte der Kölner. Er sei an sich selbst gescheitert. „Das, was ich heute gezeigt habe, ist nicht mal ansatzweise das, was ich zeigen will.“
Zeit an der noch fehlenden Konstanz zu feilen, haben Clemens und Hempel rund um den Jahreswechsel nun zur Genüge – denn nach der Rückreise aus dem Corona-Hochrisikogebiet England wartet auf die beiden Darter eine 14-tägige Quarantäne. Für Hempel „viel Zeit, um Darts zu spielen und zu trainieren, trainieren, trainieren“. Denn im Februar geht es bereits weiter – mit den Players Championships und der nächsten Chance auf einen großen Wurf.