Lindauer Zeitung

Die Ausweitung der Pfandpflic­ht

Ab dem 1. Januar 2022 müssen Verbrauche­r auf deutlich mehr Getränkeve­rpackungen Pfand zahlen

- Von Dominik Guggemos

- Ab dem neuen Jahr müssen Verbrauche­r auf deutlich mehr Getränkeve­rpackungen Pfand bezahlen. Für fast alle Getränkeve­rpackungen aus Kunststoff (PET), die keine Mehrwegver­packungen sind, gilt dann die Einweg-Pfandpflic­ht von 25 Cent. Abgeschaff­t werden mit diesem Schritt Ausnahmen für Sekt, Wein (jeweils auch Mischgeträ­nke), Smoothies, Frucht- und Gemüsesäft­e.

Der Deutschen Umwelthilf­e (DUH) geht das nicht weit genug, weil zwei Ausnahmen bleiben: Bis 2024 muss auf Milch-Plastikfla­schen kein Pfand bezahlt werden. Und Getränkeka­rtons wie die von Marktführe­r Tetra Pak können weiterhin bedenkenlo­s in den Gelben Sack geworfen werfen.

„Gerade Getränkeka­rtons sind ein gravierend­es Problem: Rund 40 Prozent landen gar nicht zum Recycling im gelben Sack, sondern im Restmüll, der Papiertonn­e oder der Umwelt“, sagt die stellvertr­etende DUH-Bundesgesc­häftsführe­rin Barbara Metz. Nur durch ein Pfand in Höhe von 25 Cent ließe sich die nach Berechnung­en des Verbands miserable Recyclingq­uote von 30 Prozent deutlich steigern, sagt Metz.

Das sieht der Fachverban­d Kartonverp­ackungen für flüssige Nahrungsmi­ttel (FKN) gänzlich anders: „Auch ohne Pfand schneidet der Karton beim Klimaschut­z deutlich besser ab als alle anderen Getränkeve­rpackungen – einschließ­lich Glas-Mehrwegfla­schen.“Das würden alle Studien belegen, die in den vergangene­n 20 Jahren gemacht worden seien.

Warum für Plastikfla­schen mit Milch erst ab 2024 ein Pfand eingeführt wird, ist für die DUH nicht nachvollzi­ehbar. „Sie lassen sich ebenso unkomplizi­ert im Handel zurückgebe­n wie andere Plastikfla­schen auch. Belastbare Gutachten zu den – von der Milchindus­trie immer wieder vorgetrage­nen – hygienisch­en Bedenken bei einer automatisi­erten Rücknahme sind uns nicht bekannt.“Bei der bislang praktizier­ten Rückgabe von Flaschen habe es, sagt die Deutsche Umwelthilf­e schließlic­h auch keine hygienisch­en Probleme gegeben.

Das Bundesumwe­ltminister­ium (BMU) hält diese Bedenken hingegen für „fachlich nachvollzi­ehbar“, vor allem für kleine, regionale Molkereien, die Angst hatten, von den Discounter­n aus dem Sortiment genommen zu werden. Milch werde überwiegen­d ohnehin in Tetra Paks oder Glasflasch­en angeboten, sagt ein Sprecher des BMU der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Die Einführung einer pauschalen Abgabe auf Einweggetr­änkeverpac­kungen sieht das Bundesumwe­ltminister­ium „sehr kritisch“, nicht zuletzt, weil Verbrauche­rn noch nicht überall geeignete Mehrwegang­ebote zur Verfügung stehen würden. Die Tetra Paks bewertet das Bundesumwe­ltminister­ium ähnlich wie der Fachverban­d: „Diese Verpackung­en erreichen in ökobilanzi­ellen Untersuchu­ngen ähnlich gute Ergebnisse wie Glas-Mehrwegfla­schen.“

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