Öffentlicher Nahverkehr ist ein Flickenteppich
Hessen ist schon seit Jahren weiter als Baden-Württemberg. Hier gibt es das Schüler-Azubi-Studenten- als auch das Senioren-Ticket, und das ohne die baden-württembergische Hemmschwelle einer 30 % Kostenbeteiligung der Kommunen bzw. regionalen Verkehrsverbünde. Der Verkehrsminister spricht von einem Angebot, das aber so konzipiert ist, dass wieder ein Angebots-Flickenteppich entsteht. Nicht die Kritik ist kleinkariert, wie Verkehrsminister Hermann meint, sondern seine Verkehrspolitik. Hessen hat zwei Verkehrsverbünde, BW 22. In Hessen gelten die Tarife auch über die Landesgrenzen hinaus in der unmittelbaren Nachbarschaft, etwa hinüber nach Mainz. Entscheidend für die Akzeptanz des ÖPNV ist dessen Attraktivität. BW steht leider für hohe Preise, komplexe Strukturen der Tarifverbünde und unzählige Tarifzonen. Ein Blick auf die bodo-Karte genügt.
Der baden-württembergische ÖPNV ist durch 22 Verkehrsverbünde ein Flickenteppich. Fahrten durchs Ländle sind oft umständlich und teuer. Ziel ist ein einziger baden-württembergischer Verkehrsverbund. Wir brauchen eine Online-Plattform für die Planung und Buchung von Fahrten – einheitlich und für das ganze Bundesland. Neben Bus- und Bahnrouten sollen auch Car-, Bikeund Ride-Sharing angezeigt werden. Unsere Bahnhöfe der Zukunft verbinden möglichst unkompliziert Züge mit Bussen, Park and Ride oder Sharing-Möglichkeiten. Wie das geht, zeigt unser Nachbar Schweiz. Bernd Caesar, Friedrichshafen-Kluftern
So richtig die Ausführungen zur Entscheidung der EZB sind, an der Geldpolitik grundsätzlich nichts zu ändern, vermisse ich doch zwei wesentliche Gesichtspunkte: Der hohe Inflationswert bevorzugt – wie bei jeder Geldentwertung – die Eigentümer von Sachwerten, seien es Immobilien oder Aktien. Dies hat zur Folge, dass die Vermögensverteilung in unserer Gesellschaft noch ungünstiger wird. Dann kommt der jährliche Jammer in den Medien. Die Begründung von Frau Lagarde umgeht die Tatsache, dass nur beim Staatsanleihekauf und einer inflationären Entwicklung die Südländer und Frankreich ihre hohe Schuldenlast nicht nur tragen, sondern auch noch vergrößern können. Die EZB ist schon längst in die Staatsfinanzierung eingestiegen und kommt auch nicht mehr auf solide Weise heraus. So ist das Bestreben der Europäischen Kommission zu verstehen, die Schulden zu vergemeinschaften.
Zu „An den Realschulen geht die Angst um“, 14. Dezember
Energiewende, Verkehrswende, Agrarwende – auch im Bildungsbereich warten viele Beteiligte auf eine Bildungswende! Offenbar nicht die Vertreter von Realschulen und Gymnasien,
wenn schon „die Angst umgeht“, wenn im Kultusministerium einige Abteilungen aus Effizienzgründen zusammengelegt werden. Wieso eigentlich? Schließlich kümmern sich alle Schulart-Referate um Schulen, in denen Kinder der Klassen fünf bis zehn unterrichtet werden. Dass es dabei Überschneidungen gibt, ist offensichtlich. Der 2016 eingeführte Bildungsplan beschreibt die Lerninhalte der Sekundarstufe 1 für alle Schüler auf drei Niveaus. Die Gymnasien unterrichten die Inhalte auf dem Erweiterten Niveau, die Realschulen auf dem Mittleren Niveau und die Haupt- und Werkrealschulen auf dem Grundniveau. Einzig an den Gemeinschaftsschulen (GMS) werden alle drei Niveaus gemeinsam unterrichtet. Mit dieser Struktur des Bildungsplans sind Schulartenwechsel wie auch Wohnortwechsel für die Schüler leichter zu stemmen. Schularten stehen nicht im Fokus, sondern die Bildungsinhalte an sich. An den GMS werden die gleichen Abschlüsse geschrieben wie an Real- oder Haupt- und Werkrealschulen. Die Gemeinschaftsschule ist die einzige Schulart, die sich ein Konzept gegeben hat, mit dem es möglich ist, dass auch schwächere Schülerinnen und Schüler ihr Potenzial entfalten können, ohne ausgegrenzt zu werden. Kinder entwickeln sich nicht linear, sondern sehr unterschiedlich und sie sind nicht alle zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einer bestimmten Leistung fähig. Deshalb müssen die Schulen auf die Kinder, die sie haben, eingehen und sie entsprechend fördern. Und nicht versuchen, sie auf eine andere Schulart abzuschieben.
Susanne Petermann-Mayer, Hohentengen
Für den Normalbürger ist es schon erstaunlich, wie schnell im neu gewählten Bundestag dem Wunsch der FDP (den Wunsch kann man verstehen) nach einer geänderten Sitzordnung entsprochen wurde. Im Vergleich hierzu hört und liest man nur wenig über die Zahl der Volksvertreter im Bundestag und zwar von keiner Partei. Laut Gesetz sollten 598 Mitglieder im Bundestag ihre Parteien vertreten. Wegen der Überhangmandate sitzen aktuell 736 Volksvertreter im Bundestag, die Mehrkosten erzeugen, ohne dass eine Qualitätsverbesserung zu erkennen wäre. Es wäre interessant, von unseren Wahlkreisabgeordneten zu erfahren, ob in dieser Legislaturperiode an einer Lösung für eine Reduzierung der Zahl gearbeitet wird. Wenn das nicht der Fall wäre, dann wird uns dieser Missstand noch weitere Jahre erhalten bleiben. Oder will man China als größtes Parlament auf Erden überholen?
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