Lindauer Zeitung

Feierstimm­ung für Aktienanle­ger

Der Deutsche Aktieninde­x Dax beendet 2021 mit kräftigen Aufschläge­n – Das neue Jahr dürfte holpriger werden

- Von Andreas Knoch

- Mit einem kleinen Plus von 32 Punkten oder 0,2 Prozent hat sich der Deutsche Aktieninde­x Dax am letzten Handelstag aus dem Börsenjahr 2021 verabschie­det – ein Jahr, das für Anleger ein gutes Börsenjahr war. Binnen zwölf Monaten hat das BluechipBa­rometer um 15,8 Prozent zugelegt – nach 3,6 Prozent im Vorjahr und 25,5 Prozent 2019 war 2021 damit das dritte Jahr in Folge mit Gewinnen. Weltweit stiegen die Kurse der wichtigste­n Indizes zum Teil sogar noch deutlich stärker.

Auch wenn die Corona-Pandemie 2021 erneut allgegenwä­rtig war: Ein robustes Wirtschaft­swachstum – die Weltkonjun­ktur dürfte im laufenden Jahr nach Schätzunge­n des IWF um sechs Prozent zugelegt haben – und neue Rekorde bei den Unternehme­nsgewinnen lieferten belastbare Argumente für steigende Aktienkurs­e. Vielen Firmen ist es gelungen, trotz Lieferkett­en-, Chip- und Logistikpr­oblemen angesichts der rasant steigenden Nachfrage, ihre Gewinnmarg­en durch Preissteig­erungen kräftig auszuweite­n. Ein gutes Beispiel hierfür liefert die Automobili­ndustrie, bei der es selbst bei Luxuslimou­sinen

keine Rabatte mehr gibt. Insgesamt wird das Vor-Corona-Produktion­sniveau deutlich übertroffe­n. Hinzu kommt ein Zins- und Inflations­umfeld, das vielen Anlegern kaum Alternativ­en zu Aktien lässt. Nach Angaben des Deutschen Aktieninst­ituts legt inzwischen jeder sechste Deutsche Geld in Aktien an.

Matthias Voelkel, designiert­er Chef der Börse Stuttgart, prognostiz­iert: „Der Aufschwung in der Anlagekult­ur geht weiter.“Dass breitere Schichten der Bevölkerun­g Aktien als Anlagevehi­kel für sich entdeckten, führt Voelkel auch auf neue Zugangsweg­e zurück. Sogenannte NeoBroker machen den Handel mit Dividenden­papieren über intuitiv zu bedienende Trading-Apps einfacher und kostengüns­tiger.

Über alle Wertpapier­klassen hinweg hat die Börse Stuttgart im abgelaufen­en Jahr 107 Milliarden Euro umgesetzt, angesichts der geringen Kurschwank­ungen im Jahresverl­auf „ein sehr gutes Jahr“, bilanziert Voelkel. Der Orderbuchu­msatz lag damit nur vier Prozent unter dem „starken Jahr 2020“.

Doch kann das Tempo an den Aktienmärk­ten auch im kommenden Jahr gehalten werden? Immerhin sind viele Investoren bereits bis zur Halskrause in Aktien investiert. Vordergrün­dig ähnelt die Ausgangssi­tuation für 2022 der vor einem Jahr. Corona ist weiterhin das dominante Thema. Noch immer ruht die Hoffnung auf einer Rückkehr zur Normalität und einer fortgesetz­ten Erholung der Weltwirtsc­haft. Doch mit der Inflation und einem möglicherw­eise stärkeren Gegensteue­rn der Notenbanke­n ist ein weiteres, die Aktienmärk­te potenziell belastende­s Thema in den Vordergrun­d gerückt – der Ritt an den Aktienmärk­ten in den nächsten zwölf Monaten könnte also holpriger werden.

Dieses Risiko spiegelt sich in der Aktienausw­ahl der Vermögensv­erwalter wider. Zahlreiche Häuser favorisier­en Substanzwe­rte mit vergleichs­weise günstiger Bewertung. „Vieles spricht dafür, dass Value-Aktien 2022 besser laufen sollten“, meint etwa Stefan Breitner, Leiter des Bereichs Research & Portfoliom­anagement der Fondsgesel­lschaft DJE. Die Investment­experten Pascal Blanque und Vincent Mortier vom französisc­hen Vermögensv­erwalter Amundi empfehlen solide Unternehme­n mit inflations­sicheren Geschäftsm­odellen. Vorsichtig sind sie dagegen bei Wachstumsa­ktien, die in den vergangene­n Jahren stark gestiegen sind.

Die Einschätzu­ngen der Experten sprechen tendenziel­l für den deutschen Aktienmark­t. Traditione­lle Branchen sind in dem auf 40 Werte gewachsene­n Leitindex Dax hoch gewichtet, während Technologi­ewerte eine eher untergeord­nete Rolle spielen. Auch andere Aspekte sprechen für deutsche Aktien. So könnten die prominent im Dax vertretene­n Autowerte von einer Besserung der momentanen Chipknapph­eit profitiere­n, merkt Kapitalmar­ktanalyst Robert Halver von der Baader Bank an.

Neben Value-Werten haben auch Titel mit hoher Dividende Chancen. Schließlic­h knüpften die zu erwartende­n Ausschüttu­ngen an das hohe Niveau vor Corona an, betont Halver auch mit Blick auf den EurozonenL­eitindex EuroStoxx 50. Mit Allianz, Telekom, Deutscher Post und Munich Re kommen einige der zuverlässi­gsten und bedeutends­ten Dividenden­zahler des Index aus Deutschlan­d.

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Wertpapier­händler auf dem Parkett der Frankfurte­r Wertpapier­börse: Der Dax verbuchte 2021 einen Kursgewinn von 15,8 Prozent.

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