Feierstimmung für Aktienanleger
Der Deutsche Aktienindex Dax beendet 2021 mit kräftigen Aufschlägen – Das neue Jahr dürfte holpriger werden
- Mit einem kleinen Plus von 32 Punkten oder 0,2 Prozent hat sich der Deutsche Aktienindex Dax am letzten Handelstag aus dem Börsenjahr 2021 verabschiedet – ein Jahr, das für Anleger ein gutes Börsenjahr war. Binnen zwölf Monaten hat das BluechipBarometer um 15,8 Prozent zugelegt – nach 3,6 Prozent im Vorjahr und 25,5 Prozent 2019 war 2021 damit das dritte Jahr in Folge mit Gewinnen. Weltweit stiegen die Kurse der wichtigsten Indizes zum Teil sogar noch deutlich stärker.
Auch wenn die Corona-Pandemie 2021 erneut allgegenwärtig war: Ein robustes Wirtschaftswachstum – die Weltkonjunktur dürfte im laufenden Jahr nach Schätzungen des IWF um sechs Prozent zugelegt haben – und neue Rekorde bei den Unternehmensgewinnen lieferten belastbare Argumente für steigende Aktienkurse. Vielen Firmen ist es gelungen, trotz Lieferketten-, Chip- und Logistikproblemen angesichts der rasant steigenden Nachfrage, ihre Gewinnmargen durch Preissteigerungen kräftig auszuweiten. Ein gutes Beispiel hierfür liefert die Automobilindustrie, bei der es selbst bei Luxuslimousinen
keine Rabatte mehr gibt. Insgesamt wird das Vor-Corona-Produktionsniveau deutlich übertroffen. Hinzu kommt ein Zins- und Inflationsumfeld, das vielen Anlegern kaum Alternativen zu Aktien lässt. Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts legt inzwischen jeder sechste Deutsche Geld in Aktien an.
Matthias Voelkel, designierter Chef der Börse Stuttgart, prognostiziert: „Der Aufschwung in der Anlagekultur geht weiter.“Dass breitere Schichten der Bevölkerung Aktien als Anlagevehikel für sich entdeckten, führt Voelkel auch auf neue Zugangswege zurück. Sogenannte NeoBroker machen den Handel mit Dividendenpapieren über intuitiv zu bedienende Trading-Apps einfacher und kostengünstiger.
Über alle Wertpapierklassen hinweg hat die Börse Stuttgart im abgelaufenen Jahr 107 Milliarden Euro umgesetzt, angesichts der geringen Kurschwankungen im Jahresverlauf „ein sehr gutes Jahr“, bilanziert Voelkel. Der Orderbuchumsatz lag damit nur vier Prozent unter dem „starken Jahr 2020“.
Doch kann das Tempo an den Aktienmärkten auch im kommenden Jahr gehalten werden? Immerhin sind viele Investoren bereits bis zur Halskrause in Aktien investiert. Vordergründig ähnelt die Ausgangssituation für 2022 der vor einem Jahr. Corona ist weiterhin das dominante Thema. Noch immer ruht die Hoffnung auf einer Rückkehr zur Normalität und einer fortgesetzten Erholung der Weltwirtschaft. Doch mit der Inflation und einem möglicherweise stärkeren Gegensteuern der Notenbanken ist ein weiteres, die Aktienmärkte potenziell belastendes Thema in den Vordergrund gerückt – der Ritt an den Aktienmärkten in den nächsten zwölf Monaten könnte also holpriger werden.
Dieses Risiko spiegelt sich in der Aktienauswahl der Vermögensverwalter wider. Zahlreiche Häuser favorisieren Substanzwerte mit vergleichsweise günstiger Bewertung. „Vieles spricht dafür, dass Value-Aktien 2022 besser laufen sollten“, meint etwa Stefan Breitner, Leiter des Bereichs Research & Portfoliomanagement der Fondsgesellschaft DJE. Die Investmentexperten Pascal Blanque und Vincent Mortier vom französischen Vermögensverwalter Amundi empfehlen solide Unternehmen mit inflationssicheren Geschäftsmodellen. Vorsichtig sind sie dagegen bei Wachstumsaktien, die in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind.
Die Einschätzungen der Experten sprechen tendenziell für den deutschen Aktienmarkt. Traditionelle Branchen sind in dem auf 40 Werte gewachsenen Leitindex Dax hoch gewichtet, während Technologiewerte eine eher untergeordnete Rolle spielen. Auch andere Aspekte sprechen für deutsche Aktien. So könnten die prominent im Dax vertretenen Autowerte von einer Besserung der momentanen Chipknappheit profitieren, merkt Kapitalmarktanalyst Robert Halver von der Baader Bank an.
Neben Value-Werten haben auch Titel mit hoher Dividende Chancen. Schließlich knüpften die zu erwartenden Ausschüttungen an das hohe Niveau vor Corona an, betont Halver auch mit Blick auf den EurozonenLeitindex EuroStoxx 50. Mit Allianz, Telekom, Deutscher Post und Munich Re kommen einige der zuverlässigsten und bedeutendsten Dividendenzahler des Index aus Deutschland.