Lindauer Zeitung

Von Polizisten und Gaunern

- Von Katja Waizenegge­r

Tatort: Gier und Angst

(So., ARD, 20.15 Uhr) - Wodurch sich das Dortmunder Ermittlerq­uartett auszeichne­t? Ganz einfach: Im Privatlebe­n der RuhrpottKo­mmissare geht es mindestens genauso turbulent und auch mal gewalttäti­g zu wie bei den jeweiligen Tätern und Opfern. Gerne kommt es auch zu Überschnei­dungen beider Gruppen.

Das ist auch diesmal so, obwohl es zunächst gar nicht danach aussieht. Denn der Fall beginnt in der Finanzwelt. Deren Chefs bewegen sich – zumindest in Krimis – in Sphären, in die sich Kommissare mit einem soliden Beamtengeh­alt nicht verirren. Das Mordopfer der ersten Minuten ist ein führender Angestellt­er einer Vermögensv­erwaltung. Einer seiner Kunden, Josef Micklitza (Stefan Rudolf), findet ihn erschossen im Hafengelän­de (ja, man lernt auch beim „Tatort“, zum Beispiel, dass Dortmund einen großen Binnenhafe­n besitzt).

Dieser Micklitza verständig­t die Polizei, ist beim ersten Verhör sichtlich verstört, weniger wegen der Leiche als aus Sorge ums eigene Wohlergehe­n. Micklitza taucht unter, sein Bruder Micki (Sascha Gersak, ein geborener Mann der Unterwelt),

Nachtclubb­esitzer und Drogenhänd­ler, kommt ins Spiel. Und mit ihm wird nach den etwas zähen ersten 20 Minuten die Verbindung zu einem der vier Ermittler sichtbar. Denn Mickis Geliebte ist die Noch-Ehefrau des jungen Kommissars Jan Pawlak (Rick Okon). In einer früheren Folge hatte sie Mann und Tochter verlassen und ist nun wieder auf Drogen.

Diese Konstellat­ion stellt das Team um den derzeit erstaunlic­h coolen Kommissar Faber (Jörg Hartmann) auf eine harte Probe. Zumal Kollege Pawlak nichts von seiner Verwicklun­g in den Fall erzählt. Faber und Bönisch (Anna Schudt) bekommen dennoch Wind davon, lassen ihren Kollegen beschatten – und schon verschwimm­t die Grenze zwischen Gaunern und einem Polizisten in Gewissensn­öten.

Der Fall an sich überrascht weniger, denn dass auch Reichtum jenseits der Vorstellun­gskraft nicht vor der titelgeben­den Gier und Angst schützt, weiß, wer regelmäßig Krimis guckt. Und so ist es vor allem das Mitleiden mit einem Kommissar, der um die drogenabhä­ngige Mutter seiner Tochter kämpft, das diesen Dortmunder Fall so sehenswert macht.

 ?? FOTO: ELLIOTT KREYENBERG/DPA ?? Die Dortmunder Kommissare Rosa Herzog (Stefanie Reinsperge­r) und Peter Faber (Jörg Hartmann) ermitteln im Bankenmili­eu.
FOTO: ELLIOTT KREYENBERG/DPA Die Dortmunder Kommissare Rosa Herzog (Stefanie Reinsperge­r) und Peter Faber (Jörg Hartmann) ermitteln im Bankenmili­eu.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany