Lindauer Zeitung

Wenn der Papa als Geburtshel­fer einspringt

Manche Babys haben es besonders eilig – Angelica Rega bekommt ihr Kind in Lindau noch vor der Notaufnahm­e

- Von Barbara Baur

- 2021 sind in Lindau mehr Kinder als üblich geboren. „Wir haben dieses Jahr einen Superboom“, sagt Dr. Carmen Graf, Oberärztin an der Asklepios-Klinik in Lindau. Normalerwe­ise seien es etwa 400 Babys, doch dieses Jahr sind es Ende Dezember schon 471 – und bis zum Jahreswech­sel könnte die Zahl noch steigen.

Auch wenn die meisten Geburten gewöhnlich verliefen – ein paar Babys hatten es dieses Jahr besonders eilig. „Eine Frau hat ihr Kind auf dem Lidl-Parkplatz gekriegt und ist dann hierher gebracht worden“, sagt Graf. Ähnlich schnell war auch das Kind von Angelica Rega aus Hergenswei­ler. Es kam am 9. Dezember vor der Notaufnahm­e des Lindauer Krankenhau­ses auf die Welt.

Als die werdende Mutter zu Hause leichte Wehen bekam, rief sie ihren Mann. In dieser Nacht schneite es stark, die Straßen waren gegen 3 Uhr noch nicht geräumt. Das Paar musste sehr langsam nach Lindau fahren. „Am Schönbühl ist meine Fruchtblas­e geplatzt“, berichtet Angelica Rega. Sie habe angefangen, sich langsam auszuziehe­n und als ihr

Mann in Richtung Notaufnahm­e abbog, spürte sie schon das Köpfchen ihres Babys.

„Es kam gleich eine Krankensch­wester, die mir einen Rollstuhl bringen wollte“, erzählt sie. Aber ihr Mann habe sofort abgewunken und gesagt, dass das Kind schon unterwegs sei. „Er hat es aufgefange­n“, sagt sie. Als die Schwester mit Handtücher­n zurückkehr­te, sei das Mädchen schon auf der Welt gewesen.

Der 33-Jährigen und ihrer Tochter Soraya geht es gut. „Mir war von vorneherei­n klar, dass es schnell gehen würde“, sagt sie. Es ist ihr viertes Kind und auch die anderen Geburten haben nicht besonders lang gedauert. Aber als sie realisiert­e, dass sie das Kind wahrschein­lich im Auto auf die Welt bringen würde, sei sie schon aufgeregt gewesen. Sie ist dankbar, dass trotz der Umstände alles gut gegangen ist. „Mein Mann war meine Hebamme. Er hat es gut gemeistert“, sagt sie.

2021 war für das Geburtshil­feTeam kein ganz einfaches Jahr. „Unser Kreißsaal wurde renoviert“, sagt Carmen Graf. Die Station musste während der Bauphase ausweichen, war aber trotzdem eine wichtige Anlaufstel­le für werdende Eltern. Außerdem hat Corona den Alltag an der

Angelica Rega lobt ihren Mann Marco, der ihr bei der Geburt von Tochter Soraya im Auto geholfen hat.

Klinik erschwert, auch wenn die Geburtshil­fe nicht direkt betroffen ist. Gerade zu Beginn der Pandemie mussten bei vielen Krankenhäu­sern nicht nur die Besucher, sondern auch die werdenden Väter draußen bleiben. „Unser Geschäftsf­ührer hat sich dafür eingesetzt, dass die Papas bei der Geburt dabei sein konnten“, sagt die Ärztin. „Dafür haben wir sehr viele positive Rückmeldun­gen bekommen.“Die Frauen, die fast ausschließ­lich aus dem Landkreis Lindau

kommen, seien dankbar über das Angebot der Klinik, das sich durch die Modernisie­rung nochmal verbessert habe. Der Bereich für Wassergebu­rten, der von den Frauen gerne angenommen werde, sei jetzt größer. „Die Wanne für Wassergebu­rten ist von einem fensterlos­en Raum in einem Raum mit Tageslicht gezogen“, sagt sie.

Ein „Christkind“ist dieses Jahr in Lindau übrigens nicht zur Welt gekommen: Über Weihnachte­n haben die Kinder eine kurze Pause eingelegt. Laut Carmen Graf wurden am 23. Dezember zwei Babys geboren und das nächste dann direkt nach Weihnachte­n am 27. Dezember. Die Eltern entscheide­n sich derzeit häufig für klassische Namen. Anna, Ella, Paul und Leo sind darunter. Ganz ungewöhnli­che Namen hat in der letzten Zeit eigentlich kein Kind bekommen, denn Soraya, Tamina, Tiago und Noel kommen zwar seltener vor, sind aber trotzdem geläufig.

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FOTO: PRIVAT Marco und Angelica Rega freuen sich sehr über ihre Tochter Soraya, die nicht im Krankenhau­s, sondern vor der Lindauer Notaufnahm­e auf die Welt kam.
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SYMBOLFOTO: UWE ANSPACH 2021 werden in der Lindauer Klinik deutlich mehr Babys als in früheren Jahren geboren.

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