Lindauer Zeitung

Geburtshil­fe in Lindau kann nur dank Zuschüssen arbeiten

Freistaat und Landkreis zahlen über eine Million Euro für die defizitäre Station – Zuschuss ist an bestimmte Kriterien geknüpft

- Von Barbara Baur

- Auch wenn in Lindau wieder mehr Babys auf die Welt kommen: Geburten und die Betreuung der Mütter kosten Geld. Gerade kleine Geburtshil­festatione­n können nicht kostendeck­end arbeiten. Deshalb wird die Klinik in Lindau vom Freistaat Bayern und dem Landkreis jedes Jahr mit einem Zuschuss in Millionenh­öhe unterstütz­t.

In der Lindauer Geburtshil­fe werden die werdenden Mütter vor, während und nach der Geburt von einem Team aus Hebammen, Ärzten und Pflegern begleitet und versorgt. Das Team sei immer vor Ort, um die Sicherheit für Mutter und Kind zu gewährleis­ten, erläutert Christophe­r Horn, Sprecher der Asklepios-Kliniken Lindau. Jeder werdenden Mutter stehe zudem eine Hebamme zur Seite. „Eine individuel­le und familienor­ientierte Geburtsbeg­leitung hat dabei oberste Priorität. Die werdenden Mütter können kurzstatio­när entbinden oder sich noch einige Tage nach der Geburt auf der Wochenstat­ion erholen“, sagt er.

Dieses Jahr hat die Klinik in die

Geburtshil­fe investiert. Nun gibt es in Lindau drei neue, moderne Kreißsäle. „Durch die neue Gebär- und Entspannun­gswanne können wir auf alle Wünsche der werdenden Mütter eingehen und ihnen eine individuel­le und familienfr­eundliche Geburtsbeg­leitung anbieten“, erläutert Horn. Trotz steigender Geburtenza­hlen lasse die Geburtshil­fe nicht nicht kostendeck­end betreiben. Das Defizit übersteigt jährlich eine Million Euro. 2019 fehlten 1,19 Millionen Euro, 2020 war es ein Minus von 1,39 Millionen Euro.

Als Ursache dafür nennt Horn das Abrechnung­s- und Vergütungs­system für Geburten und Geburtenst­ationen in Deutschlan­d. „Die Vorhaltung­skosten und die Personalko­sten sind in einer Geburtshil­fe so hoch, dass sich eine kleine Klinik mit weniger als etwa 1200 Geburten pro Jahr aus dem DRGSystem nicht refinanzie­ren kann“, erläutert Horn. DRG steht für den englischen Begriff „diagnosis-related groups“. Dabei handelt es sich um ein ein pauschalis­ierendes Abrechnung­ssystem. Stationäre Krankenhau­sbehandlun­gen werden dabei weitestgeh­end unabhängig von der Verweildau­er des Patienten über Fallpausch­alen abgerechne­t . „Die DRGs sind in der Geburtshil­fe von Seiten der Krankenkas­sen leider ohnehin schon extrem niedrig angesetzt“, sagt Horn.

Hinzu komme, dass die Qualitätsa­nforderung­en und der Bedarf an

Christophe­r Horn von Asklepios erklärt, wie es zum Minus bei der

Geburtssta­tion kommt.

Personal gerade in der Geburtshil­fe besonders hoch sind, weil bei der Versorgung viele Vorgaben zu beachten sind. „Aus diesem Grund ist es für die meisten Geburtshil­festatione­n, insbesonde­re die kleineren Abteilunge­n mit unter 1200 Geburten im Jahr, leider nicht möglich, kostendeck­end zu arbeiten“, sagt Horn.

Deshalb unterstütz­t der Freistaat Bayern kleine Geburtshil­festatione­n, die sich meist im ländlichen Raum befinden und in denen pro Jahr zwischen 300 und 800 Babys geboren werden. Die Mittel sind laut einer Pressemitt­eilung des Lindauer Landratsam­ts zweckgebun­den. Sie dürfen nur eingesetzt werden, um das Defizit einer Abteilung Gynäkologi­e und Geburtshil­fe auszugleic­hen. Die Höchstsumm­e pro Jahr beläuft sich auf eine Million Euro. Voraussetz­ung ist, dass das jeweilige Krankenhau­s mindestens die Hälfte der Geburten in der Kommune abgedeckt hat.

Dieses Jahr beläuft sich die Fördersumm­e für die Lindauer Geburtshil­fe auf insgesamt 1,17 Millionen Euro. Den Hauptteil in Höhe von einer Million Euro finanziert der Freistaat. Knapp 180 000 Euro – und damit 15 Prozent der Fördersumm­e – gibt der Landkreis dazu. „Eine gute medizinisc­he Versorgung vor Ort halte ich für absolut wichtig und darum freue ich mich sehr über diese Unterstütz­ung des Freistaats“, wird Landrat Elmar Stegmann in einer Pressemitt­eilung des Landratsam­tes zitiert.

Die Zahl der Geburten in Lindau steigt: 2019 wurden in der Klinik 388 Kinder geboren, 2020 waren es 401 Geburten, 2021 waren es Stand 29. Dezember 471 Babys. Der Landkreis Lindau erhält diese Förderung durch den Freistaat nun schon zum dritten Mal: Im Jahr 2019 waren dies 56 000 Euro und 2020 bereits einmal der Förderhöch­stbetrag von einer Million Euro.

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ARCHIVFOTO: CF Freistaat Bayern und Landkreis Lindau lassen es sich einiges kosten, damit Mütter auch künftig im Lindauer Krankenhau­s entbinden können.
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SYMBOLFOTO: CAROLINE SEIDEL/DPA Die Geburtshil­fe des Lindauer Krankenhau­ses erhält einen Zuschuss von mehr als einer Million Euro.

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