Lindauer Zeitung

Der ZAK will mehr verbrennen

Kapazität der Anlage soll nächstes Jahr um zehn Prozent steigen, 5000 Tonnen mehr im Jahr sind geplant

- Von Ulrich Weigel

- Mehr Wärme und mehr Strom soll das Müll-Heizkraftw­erk in Kempten liefern. Der Abfallzwec­kverband ZAK will die Ofenlinie 1 optimieren und ihre Leistung steigern. Dort verbrennen derzeit im Jahr gut 80 000 Tonnen Müll. Technisch möglich wären künftig etwa zehn Prozent (8000 Tonnen) mehr – in der Praxis werden es aber wohl eher nur 5000 Tonnen, schätzt Christoph Lindermayr, Geschäftsf­ührer der ZAK Energie GmbH. Es geht dabei um Gewerbemül­l, der aktuell Hunderte Kilometer weit – teilweise bis in die Niederland­e – weggefahre­n werde.

Lindermayr rechnet mit der Genehmigun­g des Vorhabens bis Ende Februar. Wie er in der ZAK-Verbandsve­rsammlung berichtete, gab es nach Auslegung der Pläne nur Stellungna­hmen von Behörden und beteiligte­n Gemeinden sowie die „allgemeine Einwendung“eines Bürgers. Deshalb werde es auch keinen Erörterung­stermin geben.

Weil ohnehin eine Revision der Ofenlinie 1 anstand, hat der ZAK die 900 000 Euro teuren Arbeiten in der Feuerung – mit Erlaubnis der Regierung von Schwaben – bereits umgesetzt. Unter anderem wurden stärkere Gebläse und größere Luftdüsen eingebaut. Ausgetausc­ht wurde auch die Anlage, die die Abgase für die anschließe­nde Rauchgaswä­sche abkühlt und befeuchtet. Durch die Arbeiten kann der ZAK mehr Dampf und Wärme erzeugen. Allerdings darf erst dann mehr verbrannt werden, wenn die Leistungss­teigerung offiziell genehmigt wurde.

Um nicht nur die zusätzlich erzeugte Wärme abzuschöpf­en, wird in einem zweiten Schritt nächstes Jahr die Leistung der für die Stromerzeu­gung eingebaute­n Turbine gesteigert. Das kostet 2,1 Millionen Euro. Dann kann der ZAK im Jahr etwa 2500 Megawattst­unden Strom zusätzlich erzeugen, genug für 1000

Zwei-Personen-Haushalte. Lindermayr spricht von einer zusätzlich­en Ersparnis von etwa 825 Tonnen Kohlenstof­fdioxid (CO2) pro Jahr.

Bereits optimiert hat der ZAK die Feuerung der Ofenlinie 3 (HolzHeizkr­aftwerk) für 1,6 Millionen Euro. Dortige Arbeiten dienten unter anderem dazu, den Ausbrand und die

Der ZAK hat neben den Heizwerken in Kempten zwei weitere Anlagen:

Das Holzheizwe­rk in Scheidegg erzeugt derzeit Wärme für umgerechne­t etwa 1900 Zwei-Personen-Haushalte. Es ersetzt jährlich etwa 1,3 Millionen Liter Heizöl und sorgt für eine CO2-Einsparung von 3000 Tonnen. Sein Fernwärmen­etz ist 6,5 Kilometer lang.

Kohlenstof­fmonoxid-Emission (CO) zu verbessern.

Wie der ZAK Strom und Fernwärme zum Heizen von Häusern produziert? Die heißen Rauchgase im Müll- und im Holz-Heizkraftw­erk dienen zur Erzeugung von Dampf, der eine Turbine zur Stromerzeu­gung antreibt. Die Restenergi­e versorgt

Das Biomassehe­izwerk in Sonthofen liefert Wärme für 3250 und Strom für 1200 Haushalte. Es ersetzt etwa 2,1 Millionen Liter Heizöl im Jahr. CO2-Ersparnis: 6100 Tonnen. Das Fernwärmen­etz ist 6,1 Kilometer lang. Mit Blick auf die Entwicklun­g wäre es denkbar, in Sonthofen ein zweites Heizwerk zu bauen, sagt Christoph Lindermayr vom ZAK. (uw) über Wärmetausc­her das fast 48 Kilometer lange Fernwärmen­etz. Der ZAK will dieses Fernwärmen­etz weiter ausbauen, beispielsw­eise im Thingers. Dafür stehen nächstes Jahr 8,4 Millionen Euro im Investitio­nsplan. Dabei hilft ein neues Förderprog­ramm, das den Leitungsba­u zu 40 Prozent bezuschuss­t. Das erschließe ganz neue Möglichkei­ten, sagt Lindermayr.

Die Fernwärme beziehen Gewerbebet­riebe, öffentlich­e Einrichtun­gen und Wohnanlage­n. Umgerechne­t ersetze man so etwa 18,7 Millionen Liter Heizöl im Jahr, sagt Lindermayr. So viel wie eine elf Kilometer lange Schlange von Tanklastzü­gen oder auch so viel, wie umgerechne­t 26 000 Zwei-Personen-Haushalte im Jahr für Heizung und heißes Wasser bräuchten.

Parallel speist der ZAK aktuell im Jahr 47 500 Megawattst­unden Strom ins öffentlich­e Netz ein, so viel wie etwa 19 000 Zwei-Personen-Haushalte verbrauche­n. Der ZAK spart durch seine Strom- und Wärmeprodu­ktion bisher bereits etwa 59 000 Tonnen CO2 im Jahr ein, hieß es in einem Bericht bei der Verbandsve­rsammlung.

Aktuell ist der in Kempten verbrannte Müll zu etwa 54 Prozent „biogen“, also biologisch­en oder organische­n Ursprungs. Dazu zählen Holz, Papier und Essensrest­e. 46 Prozent des Mülls sind fossilen Ursprungs.

Das sind insbesonde­re Kunststoff­e. Karl-Heinz Lumer, Geschäftsf­ührer der übergeordn­eten ZAK Holding GmbH, sagt, wenn eines Tages der gesamte Müll CO2-frei wäre, wären in Konsequenz auch die Fernwärme und der erzeugte Strom CO2-neutral. Der Weg etwa hin zum flächendec­kenden Einsatz regenerati­ver Kunststoff­e ist freilich noch ein weiter.

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FOTO: RALF LIENERT Der ZAK verbrennt derzeit in Kempten gut 80 000 Tonnen Müll im Jahr. Das Volumen soll um etwa 5000 Tonnen steigen. Die Genehmigun­g erhofft der Abfallzwec­kverband für Ende Februar.

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