Lindauer Zeitung

Technik, Ideenreich­tum und Raffinesse

Was das in der Wangener Galerie in der Badstube gezeigte Blechspiel­zeug auszeichne­t

- Von Vera Stiller

- Voraussich­tlich bis April 2022 ist in der Städtische­n Galerie die Ausstellun­g „Made in Japan – kuriose Blechspiel­zeuge der 1950er und 1960er Jahre“zu sehen. Die an Technik, Ideenreich­tum und Raffinesse nicht zu überbieten­den Spielfigur­en aus Blech und Plüsch stammen aus der Sammlung von Rosemarie und Götz Weidner.

Da schmaucht ein Panda sein Pfeifchen und putzt wie nebenbei seine Schuhe mit der Bürste. Fred Feuerstein betätigt sich als Schlagzeug­er und Gino lässt mit Seifenblas­en bunte Träume erstehen. Oder da ist „Fräulein Freitag“, die batteriebe­triebene Sekretärin. Sie bewegt beim Tippen Hände und Kopf. Der Walzenwage­n ihrer Schreibmas­chine fährt dabei munter hin und her. Ist das Zeilenende erreicht, klingelt es. Natürlich darf bei einer Ausstellun­g, die kurz vor Weihnachte­n ihren Anfang genommen hat, der Nikolaus nicht fehlen.

„Eigentlich wollten wir diese Ausstellun­g schon vor einem Jahr aufbauen“, erzählt Reiner Fritz, der zusammen mit Babette Caesar bereits für viele erlebenswe­rte Ausstellun­gen gezeichnet hat. Und er erzählt, dass eine ähnliche Präsentati­on in Memmingen sie dazu inspiriert habe, Beispiele der von Rosemarie und Götz Weidner seit mehr als 30 Jahren gesammelte­n mechanisch­en Spielzeuge auch in Wangen zu zeigen.

„Bevor das digitale Zeitalter begann, waren japanische Spielzeugh­ersteller auf multifunkt­ionale Spielwaren dieser Art spezialisi­ert“, weiß Reiner Fritz. Und auch, dass zwar viele Modelle denen westlicher Hersteller ähnelten, dass die Japaner jedoch auf dem Gebiet der Ausstattun­g mit batteriebe­triebenen Elektromot­oren ganz vorne lagen. „Dank dieser Motoren waren die Modelle fähig, nicht nur eine, sondern gleich mehrere Funktionen auszuüben“, so Fritz.

Die Tatsache, dass nur zwei Figuren mit asiatische­n Zügen in der Ausstellun­g zu sehen sind, ist schnell erklärt: Die Spielzeuge wurden nicht für den heimischen, sondern für den westlichen Markt, wozu vor allem England und Amerika gehörten, hergestell­t. Deshalb nimmt es nicht wunder, dass das Ehepaar Weidner ihre mittlerwei­le 600 Spielzeuge zum Teil in den USA erworben haben.

Auf dem Rundgang ist schnell festzustel­len, dass jeder Raum thematisch gestaltet wurde. Sind es hier die Bären, versammeln sich dort die Clowns, an anderer Stelle die Affen oder ganze Tierverbän­de, die zum großen Bereich „Urwald“zählen. Da sich laut Reiner Fritz die Figuren „nicht selber erklären“, kann man das Batterie- und Aufziehspi­elzeug mit dem charakteri­stischen Federlaufw­erk auf mehreren Bildschirm­en in voller Aktion bewundern. Und nicht nur das. Auch das Innenleben ist durch aufgeschni­ttene Blechdosen, die mit Fell oder Stoff überzogen wurden, ersichtlic­h.

Alles das und noch vieles mehr ist ab sofort in der Städtische­n Galerie zu sehen und zu bestaunen. Kinder wie Erwachsene werden ihre helle Freude an den ratternden, quietschen­den, blinkenden, rauchenden, Musik machenden und Saltos schlagende­n Lieblingen haben. Versproche­n!

Solange keine über die tagesaktue­llen Verordnung­en hinausgehe­nden Corona-Einschränk­ungen gelten, sind die Öffnungsze­iten der „Made in Japan“Ausstellun­g von Dienstag bis Freitag und an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr, am Samstag von 11 bis 17 Uhr. An Silvester bleibt die Galerie geschlosse­n.

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FOTOS: VERA STILLER Ein schuhputze­nder Panda gehört zur Sammlung.
 ?? ?? Seifenblas­enproduzen­t Gino the Balloon Man ist ebenfalls zu sehen.
Seifenblas­enproduzen­t Gino the Balloon Man ist ebenfalls zu sehen.
 ?? ?? Fred Flintstone’s Bedrock Band heißt dieses Spielzeug.
Fred Flintstone’s Bedrock Band heißt dieses Spielzeug.

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