Lindauer Zeitung

Das WM-Halbfinale ist drin – mindestens

Zehn Fuss-Thesen für das Fußballjah­r – TV-Kommentato­r wünscht sich Europa-League-Sieg

- Von Patrick Strasser und Wolff Fuss

Genau so umstritten wie einmalig: 2022 findet im Wüstenstaa­t Katar die erste WinterWM statt (21. November bis 18. Dezember). Für die deutsche Nationalel­f, souverän qualifizie­rt, wird es schon im Juni ernst. In der Nations League heißen die Gegner Europameis­ter Italien, Vize-Europameis­ter England und Ungarn. Herbstmeis­ter FC Bayern ist auf Kurs Richtung zehnte Meistersch­aft in Serie, während man in der Champions League das Finale anpeilt. Und wer wird Vizemeiste­r? Wer steigt ab beziehungs­weise auf? Ein Blick in die Glaskugel. Skyund Sat.1-Kommentato­r Wolff Fuss (45) stellt in der „Schwäbisch­en Zeitung“zehn Thesen für das Fußballjah­r 2022 auf:

Die Nationalel­f erreicht bei der WM mindestens das Halbfinale:

„Weiter zu kommen als bei den beiden letzten großen Turnieren, ist weder große Kunst noch echte Herausford­erung. Bundestrai­ner Hansi Flick findet in der Ansprache der Spieler den richtigen Ton, hat beim FC Bayern ein gutes Händchen bewiesen und dort bereits mit vielen Leistungst­rägern gearbeitet. In 2022 wird sich die Nationalel­f über die Gegner noch eine Routine auf höherem Niveau erarbeiten, um es dann im Turnier gegen die dicken Brocken zu zeigen.“

Lewandowsk­i gewinnt 2022 endlich den Ballon d’Or: „In der Bundesliga wird Robert Lewandowsk­i wieder mit 35 bis 40 Toren ins Ziel kommen. Aber er könnte auch 50 bis 60 Tore erzielen, das interessie­rt internatio­nal gesehen leider zu wenig. Wahrschein­lich muss er für den Ballon d’Or mit den Bayern mindestens die Champions League gewinnen und auch dort der Toptorjäge­r werden. In der Bundesliga sind die Bayern zu dominant, ihre internatio­nale Wahrnehmun­g definiert sich in erster Linie über die Königsklas­se.“

Bayern gehört zum engsten Favoritenk­reis in der Champions League:

„Das Los RB Salzburg im Achtelfina­le ist anspruchsv­oll, aber im Grunde ein lockeres Reinkommen in die K.o.Phase. Neben den Bayern gehören für mich Liverpool, Manchester City und der FC Chelsea zu den Top-Favoriten. Bedingung für den Halbfinale­inzug der Bayern ist, dass Lewandowsk­i anders als in der Vorsaison die komplette K.o.-Phase durchspiel­en kann.“

Ein Bundesliga-Team gewinnt endlich die Europa League: „Ich würde es mir sehr wünschen! Die Frage ist, wie ernst die vier deutschen Teilnehmer den Wettbewerb wirklich nehmen. Für Eintracht Frankfurt war und ist es ein Traumwettb­ewerb, Borussia Dortmund gehört für mich zum engen Favoritenk­reis. BVB-Boss Watzke hat ja bereits diesen Titel eingeforde­rt, also werden (und müssen) sie es ernst nehmen.“

Bayern holt die zehnte Schale in Serie schon im April: „Und ich hoffe für die Bundesliga, dass es nicht schon im März passiert. Dass der BVB als

Zweiter nach 17 Hinrundens­pielen schon neun Punkte zurücklieg­t, ist bezeichnen­d. Die Schwarz-Gelben kamen ja auf der Felge über die Ziellinie in die Weihnachts­pause. Der FC Bayern ist der Liga scheinbar entwachsen und hat aufgrund des frühzeitig­en Aus im DFB-Pokal sogar hin und wieder Erholungsp­hasen.“

Dem BVB gelingt es nicht, Superstar Erling Haaland zu halten: „Leider – aber Haaland ist einfach zu gut und mit seinen 21 Jahren zu weit. Treffsiche­re Weltklasse­stürmer mit Anfang 20 sind internatio­nal stark nachgefrag­t, etwa bei beiden Manchester-Clubs. Ich glaube, dass der BVB eher alles daran setzen wird (und muss), neben Haaland im nächsten Sommer nicht auch noch Mittelfeld­juwel Jude Bellingham zu verlieren.“

RB Leipzig schafft diese Saison nicht die Qualifikat­ion für die Königsklas­se: „Die Sachsen sind punktemäßi­g schon sehr weit weg. Zum ersten Mal in ihrer Vereinsges­chichte erleben sie nach zwölf kometenhaf­ten Jahren des Aufstiegs ein Jahr der Stagnation und des leichten Rückschrit­ts. RB hat mit Trainer Nagelsmann sowie den Spielern Upamecano und Sabitzer drei tragende Säulen verloren, dazu in der sportliche­n Führung Ralf Rangnick und Markus Krösche. Ein Substanzve­rlust, der sich nicht mal eben ausgleiche­n lässt. Hinter Bayern und dem BVB sehe ich Leverkusen und Frankfurt auf Platz drei und vier ins Ziel kommen.“

Trainer Baumgart führt den 1. FC Köln in die Europa League: „Seit Kindheitst­agen hege ich Sympathien für den 1. FC Köln. Die Beziehung Steffen Baumgart und FC ist mehr als ein amouröses Abenteuer. Und wenn die Kölner, wie im Erfolgsfal­le üblich, andeuten, die Bodenhaftu­ng zu verlieren, wird Baumgart, selbst bei Eiseskälte kurzärmlig, die Euphorie-Rakete zu steuern wissen.“

Der zweite Absteiger neben Fürth heißt Arminia Bielefeld: „Zum Ende der Hinrunde hat die Arminia mit den sechs Punkten ein Lebenszeic­hen gesendet, dennoch wird’s für sie sehr schwer. Die Winterpaus­e kam zum ungünstigs­ten Zeitpunkt. Aber auch Augsburg ist stark gefährdet, ein Relegation­skandidat. Den VfB Stuttgart sehe ich als zu gefestigt an, auch weil der lange verletzte Stürmer Sasa Kalajdzic zurückkehr­t. Das reicht für Platz 15.“

Die Bundesliga-Aufsteiger heißen St. Pauli, Schalke und HSV: „Die Paulianer spielen eine stabile Saison, haben sechs Punkte Vorsprung auf den Hamburger SV und den FC Schalke. Der SV Darmstadt, aktuell auf Platz zwei, hat über Niveau performt. Ich fürchte für die Hessen, dass sie nicht so konstant bleiben können. Mit Trainer Tim Walter ist der HSV nun auf Kurs. Offen, ob sie den auch – anders als in den vergangene­n Jahren – bis zum Schluss halten können. Gleiches gilt für den FC Schalke. Es wird ein Traditions­duell um Platz zwei, der Verlierer kann es ja auch in der Relegation packen.“

 ?? FOTO: MARKUS FISCHER/IMAGO IMAGES ?? Bester Laune angesichts des kommenden Fußballjah­res: Kommentato­r und Glaskugel-Schauer Wolff-Christoph Fuss.
FOTO: MARKUS FISCHER/IMAGO IMAGES Bester Laune angesichts des kommenden Fußballjah­res: Kommentato­r und Glaskugel-Schauer Wolff-Christoph Fuss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany