Die große Unbekannte
Donata Hopfen übernimmt die DFL-Spitze
(SID) - Fünf Sätze in der DFL-Mitteilung vom 14. August. Seitdem kein Wort mehr. Donata Hopfen hat alles dafür getan, um die große Unbekannte zu bleiben. Wikipedia kennt nicht einmal das genaue Geburtsdatum der Frau, die am 1. Januar Christian Seifert an der Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) ablöst. Vielleicht sah sich der ExBoss auch deshalb dazu genötigt, als letzte Amtshandlung ein flammendes Plädoyer für seine Erbin zu halten. „Skepsis ist völlig unangebracht. Gebt der Frau eine Chance – so wie mir auch. Sie ist eine sehr gute Wahl“, sagte Seifert kurz vor Weihnachten bei seinem Abschied nach knapp 17 Jahren. „Sie ist sehr gut vernetzt, in digitalen und strategischen Fragen total versiert und eine erfahrene Managerin.“
Von den fast komplett männlich dominierten Chefetagen der Profivereine forderte Seifert Vertrauen in seine Nachfolgerin. „Ich wünsche mir, dass die Clubs den Weg mit Donata Hopfen mitgehen. Auch wenn es sich am Anfang holprig anfühlen sollte – es war auch in der Vergangenheit nicht alles golden“, sagte der 52-Jährige. „Ich habe eine Genese hingelegt – das wird bei Donata Hopfen auch so sein.“
Seifert sollte es wissen. Schließlich hat er die Neue im Anschluss an die Nachfolge-Bekanntgabe Mitte August eingearbeitet. Als „sehr gut und sehr vertrauensvoll“beschrieb Seifert die Übergabe der Macht in der Frankfurter Schaltzentrale des Profifußballs. Die knapp 400 DFLMitarbeiter kennen Hopfen, deren Vertrag bis Ende 2024 läuft, also schon besser als die Öffentlichkeit. Die weiß im Grunde nur, dass die 44-Jährige als Unternehmensberaterin begann, dann 14 Jahre beim AxelSpringer-Verlag
gearbeitet hat, dort unter anderem Chefin der „Bild“Gruppe war und 2014 zur „Medienfrau des Jahres“gekürt wurde.
Um sich selbst ein Bild von der neuen Chefin zu machen, hat sich der künftige DFL-Aufsichtsratsboss Hans-Joachim Watzke mit der gebürtigen Hamburgerin getroffen. „Wir haben Positionen ausgetauscht, es war ein sehr positives Gespräch“, sagte Watzke, der im DFL-Präsidium als erster Stellvertreter der Sprecherin Hopfen fungieren wird. Die wird ihr strategisches Denken brauchen können bei all den Problemfeldern, die auf sie warten: Die Folgen der Corona-Pandemie, der Streit um die 50+1-Regel, die Neuverhandlung des Grundlagenvertrags mit dem DFB, der Kampf um den Stellenwert der Bundesliga, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Eliteklasse und der Konflikt mit den Fans sind nur einige der dringendsten Baustellen.
Alleine wird Donata Hopfen die Schwierigkeiten eher nicht bewältigen, denn im Gegensatz zu den vergangenen Jahren unter Seifert wird die DFL wohl einen weiteren Geschäftsführer unter ihr installieren. Der kann sich dann davon überzeugen, ob die Einschätzung seiner neuen Chefin tatsächlich zutrifft: „Es wird niemals langweilig.“